Anleitung: In 5 schnellen Schritten zur perfekten Fastnachtsrede, Büttenrede und Faschingsrede

Für meinen letzten Beitrag zum Thema – 10 Links und Tipps zur Vorbereitung einer Büttenrede, Fastnachtsrede oder Faschingsrede – habe ich sehr viele Reaktionen bekommen. Viele haben die Tipps und Links für sehr hilfreich empfunden, aber wollten auch gerne eine noch genauere Anleitung zur Erstellung einer solchen Rede. Das ist aber nicht so einfach, denn einfach eine Rede online zu stellen bringt auch nichts, denn sonst haben ja alle die gleiche Rede. Viele sind auf der Suche nach einer Schritt für Schritt-Anleitung zur Vorbereitung einer solchen Rede. Natürlich soll die Anleitung schnell und einfach sein. Nun gut, ich versuche es. Hier ist sie also, meine Anleitung: In 5 schnellen Schritten zur perfekten Fastnachtsrede, Büttenrede und Faschingsrede!

1. Besorg dir ein Witzbuch

Jede Fastnachtsrede besteht im Prinzip aus einer Aneinanderreihung neuer, alter, bekannter oder weniger bekannter Witze. Ganz offen, auch viele Comedy- und Kabarettprogramme bestehen in Teilen aus genau solchen Witzen. Und jeder Comedian bzw. Kabarettist, der das für sich abstreitet, lügt. Die Frage ist immer nur, woher die Witze bekommen und vor allem solche Witze, die eben nicht alle kennen?

  • Internet

    Das Internet ist, so wie für alles andere, auch eine riesige Quelle für Witze. Aber Achtung, wenn du sie findest (vielleicht auch noch schnell), dann finden sie auch alle oder haben sie gar schon als Email bekommen. Deshalb rate ich vom Internet eher ab. Außer du sprichst eine andere Sprache. Wenn dein Englisch gut genug ist, hol die englische Witze z.B. aus Australien und übersetze sie. Die kannst du im Karneval und Fasching sicher ohne große Angst verwenden. Suche einfach nach „Jokes“ oder sogar Witzen aus bestimmten Themenbereichen (Banking, Kids, Family, etc.)

  • Witzbuch

    Witzbücher sind gute Quellen. Vor allem ganz alte Witzbücher, denn die Witze in diesen alten Werken hat die junge Generation noch nicht gehört. Die sind auch nicht so oft im Internet. Nimm aber nicht einfach das erste Witzbuch, das in jedem Thalia vorne im Regal steht. Das kennen sicher viele. Auch da empfehle ich auf Bücher in anderen Sprachen zu wechseln. Klassiker sind die so genannten Pub-Jokes-Bücher, wie z.B. The Best Pub Joke Book Ever! Nr. 5. Wie der Titel schon andeutet, gibt es da eine ganze Serie davon. Für viele Comedians eine Quelle an Ideen, Inspiration und auch Material. Bücher kann ich nur empfehlen, und da findet man dann Witze für viele Situationen im Leben.

2. Witze umarbeiten

Es steht dir frei, die Witze die du findest einfach so zu verwenden, wie sie ursprünglich geschrieben wurden. Sie werden funktionieren und für Lacher sorgen. Wenn du aber die wirklich großen Lacher haben willst, dann wirst du die Witze adaptieren, anpassen und ein wenig umschreiben müssen. So kann man ganze Programme schreiben.

  • Pass sie den vorherrschenden Trends und Zeiten an

    Wenn in einem Witz aus einem Buch über Telex oder Fax geschrieben wird, dann adaptiere dies auf Email bzw. Facebook. Wenn der Witz auf einem Wählscheibentelefon basiert, dann sprich von den alten Zeiten, davon, dass man ein solches Telefon heute den Kindern im Museum zeigen und erklären muss. Schon dieser Ausflug, der eigentlich nur dazu da ist das Wählscheibentelefon elegant mit Bezug zur Jetzt-Zeit in deine Rede einzuführen, sorgt für Lacher. Früher hat es in Clubs Tischtelefone gegeben, heute gibt es Smart-Phones und Facebook. Und trotzdem kann der Witz über das Tischtelefon großartig funktioniert, wenn er an die jetzige Zeit angepasst wurde. Zeitnahe Adaption täuscht das Publikum darüber hinweg, dass der Witz eigentlich alt ist. Fast jeder Witz aus vergangenen Tagen kann so ein wenig adaptiert, clever eingeleitet und runderneuert wieder großartig funktionieren.

  • Geographische Nähe

    Wenn der Witz in einem Supermarkt spielt, dann spielt er in deiner Rede ab sofort in dem Aldi, den alle im Ort kennen und zu dem du immer gehst. Das Gleiche gilt für Theater, Kino, Restaurant, Einkaufszentren, etc. Jede Location eines Witzes kann so umgelegt werden, dass der Witz genau dort spielt, wo du gestern warst. Und mit ein wenig Details und Referenzen kann es auch ein Ort sein, an dem ein großer Teil deiner ZuhörerInnen schon waren. So wird der Ort auch in deiner Vorstellungskraft lebendig und du kannst ihn viel überzeugender und lebhafter beschreiben. Plötzlich erzählst du nicht von irgendeinem Ort in einem alten Witz, du erzählst und beschreibst vielleicht diene Stammkneipe. Das bindet das Publikum und tarnt den alten Witz. Wenn er in einem Flugzeug spielt, dann war es das Flugzeug mit dem du und deine Familie vor knapp einer Woche aus dem Urlaub zurückkam. Lass den alten Witz im hier und jetzt lebendig werden.

  • Personalisiere den Witz

    Es geht nicht um einen Freund, einen Onkel oder einen Bekannten. Auch wenn es im ursprünglichen Witz so war. Es geht immer um dich, deinen besten Freund, deine Frau, deinen verrückten Onkel Toni oder deine Tochter Bernadette. Immer wenn Personen im Witz vorkommen, mach sie zu realen Personen die du kennst. Noch besser zu Personen, die vielleicht einige im Publikum persönlich kennen. Wenn die Hauptperson des Witzes etwas wirklich Peinliches macht, dann erzähle es so, als hättest du das gemacht. Je näher an dich, je peinlicher für dich, desto größer der Lacher. Streiche alle Allgemeinbeschreibungen von Personen aus dem Witz und personalisiere sie. Gib ihnen Namen, Charaktereigenschaften oder ein paar Details ihres Aussehens oder Angewohnheiten. Wenn du das machst, werden nur mehr wenige im Publikum das Gefühl bekommen, dass du einen alten Witz erzählst. Sie werden in deine Welt gezogen, in der die Menschen von denen du sprichst real leben. Wenn du glaubhaft darstellst, dass du über Menschen sprichst die es wirklich gibt, die du kennst, mit denen du lebst oder die du gar selbst bist, dann wird die Geschichte glaubhaft. Dann wird keiner mehr vermuten, dass die Story ein alter Witz ist.

3. Gruppiere die Witze zu Themengebieten – roter Faden

Damit das Publikum nicht das Gefühl bekommst du spulst nur einen Witz nach dem anderen ab, musst du den Anschein eines roten Fadens, der sich durch deinen ganzen Auftritt zieht, wecken. Am einfachste geht das, wenn du die Witze nach Themengebieten gruppierst. Also z.B. Technische Errungenschaften, Reisen, Familie, Feiertage, etc. Oder auch nach Zeitabläufen: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft oder Kindheit, Erwachsenenalter, Alter, etc. Alles was du jetzt noch tun musst, ist kleine Überleitungen schreiben, die dich charmant von einem Thema ins neue Thema leiten, wo du wieder eine Sammlung an Witzen und Pointen abfeuerst. Wenn du die paar Überleitungen hinbekommst, wird das Publikum das Gefühl haben, eine zusammenhängende Geschichte gehört zu haben. Außerdem hebst du dich dann von all denen RednerInnen positiv ab, die eben nur einfach einen Witz nach dem anderen ablassen. Du wirst der Star des Abends sein. Wenn du wirklich gut bist, kannst du auch versuchen die Witze der einzelnen Themengebiete so zu sortieren, dass diese auch wieder eine kleine logische Abfolge bilden.

4. Redestil – die Pause macht’s aus

Je flüssiger, ruhiger und natürlicher du sprichst, desto besser. Sprich auf jeden Fall langsamer als du es im normalen Leben tust. Auch wenn dir eine innere Stimme sagt: »Schneller, schneller!« Ignoriere sie. Das ist die Nervosität, das Lampenfieber und der Druck. Je besser du die Überleitungen zwischen Themen und Witzen hinbekommst, desto weniger werden die ZuhörerInnen glauben, dass du nur Witze erzählst. Sie sollten das Gefühl bekommen, da oben steht ein guter Freund, der einfach wahnsinnig lustige Sachen erzählt. Fast so, als würden sie ihm gerade in diesem Moment einfallen. Führe die Pointen mit lustigen personalisierten und trendigen Set-Ups ein, mach einen Takt Pause, und knalle dann die Pointe deutlich hin. Die muss jeder verstehen. Denke an Tempo, Diktion (Dialekt) und Betonung. Nach der Pointe mach eine Pause. Gib den Leuten Zeit zu lachen und vielleicht der Pointe Zeit zum Sickern. Du bestimmst dein Tempo.

5. Augenkontakt und Publikumsbeteiligung

Du musst bei den Pointen ins Publikum schauen. Nur dann werden sie funktionieren. Augenkontakt ist so wichtig. Augenkontakt zeugt von Selbstbewusstsein, Glaubwürdigkeit und Sicherheit. Wenn du über Dinge sprichst, die viele aus dem Publikum aus persönlicher Erfahrung kennen könnten (Telefone von früher, Telefonzellen, den Supermarkt um die Ecke, den Gemeindesaal, etc.), dann gib den Menschen Zeit zu reagieren. Schau ins Publikum, hol dir mit ein bisschen Interaktion (ein kleines Lächeln, Kopfnicken, etc.) Bestätigung. Plötzlich hat das Publikum das Gefühl, dass du ihnen aus dem Herzen sprichst. Dass du mit ihnen gemeinsam auf eine sehr unterhaltsame Reise gehst. Auch rhetorische Fragen können zu einer emotionalen Bindung mit dem Publikum führen. Und so eine Bindung willst du.

Also, um eine grandiose Fastnachtsrede zu schreiben such dir das beste Material (Witzbuch, Internet), bringe die Witze ins hier und jetzt, adaptiere die Personen, sodass du über echte Menschen sprichst, spanne einen großen logischen Bogen über die Themen oder zeitliche Abfolge und rede ruhig und langsam, betone die Pointen und nimm das Publikum mit Augenkontakt und Interaktion mit auf die gemeinsame Reise. Eine Rede, die so vorbereitet ist, kann nur zu einem großen Erfolg werden.