lustigen Rede

Und weiter geht es. Im ersten Teil dieser kleinen Serie „Anleitung zur lustigen Rede“ habe ich über Recherche und das tolle Werkzeug Zeitreise geschrieben, um eine lustige Rede vorzubereiten. Heute geht es um Witze. Ja, gute, zum Teil auch alte, Witze, die aber trotzdem für jede komische Rede ein wunderbarer Grundbaustein sein können.

Besorg dir ein Witzbuch

Die große Mehrzahl witziger und lustiger Reden ist in Wahrheit sehr oft eine kreative und schlaue Aneinanderreihung von mehr oder weniger bekannten Witzen. Ganz ehrlich, auch viele Comedy- und Kabarettprogramme bestehen in Teilen aus genau solchen Witzen. Und jeder Comedian bzw. Kabarettist, der das für sich abstreitet, lügt. Die Frage ist immer nur, woher die Witze bekommen und vor allem solche Witze, die eben nicht alle kennen?

Internet – Das Internet ist, so wie für alles andere, auch eine riesige Quelle für Witze. Aber Achtung, wenn du sie findest (vielleicht auch noch schnell), dann finden sie auch andere oder haben sie gar schon als Email bekommen. Deshalb rate ich vom Internet eher ab. Außer du bist gut in einer anderen Sprache. Wenn dein Englisch gut genug ist, hol dir englische Witze z.B. aus Australien und übersetze sie. Die kannst du sicher ohne große Angst verwenden. Suche einfach nach “Jokes” oder Witzen aus bestimmten Themenbereichen (Banking, Kids, Family, Seniors, Business, etc.)

Witzbuch – Witzbücher sind gute Quellen. Vor allem ganz alte Witzbücher, denn die Witze in diesen alten Werken haben Jüngere oft noch nicht gehört. Die sind auch nicht so oft im Internet. Nimm aber nicht einfach das erste Witzbuch, das in jedem Thalia vorne im Regal steht. Das kennen sicher viele. Auch da empfehle ich auf Bücher in anderen Sprachen auszuweichen. Klassiker sind die so genannten Pub-Jokes-Bücher, wie z.B. The Best Pub Joke Book Ever! Nr. 5. Wie der Titel schon andeutet, gibt es da eine ganze Serie davon. Für viele Comedians eine Quelle an Ideen, Inspiration und auch Material. Bücher kann ich nur empfehlen und da findet man dann Witze für viele Situationen im Leben.

Witze umarbeiten

Jetzt wo du deine Witzequelle hoffentlich gefunden hast stellt sich die Frage: Welche Witze auswählen und wie sie für die Jubiläumsrede verwenden?

*Alle Themen können passen** – Fast alle Witzbücher sind nach Themenbereichen gegliedert. Du kannst also einfach suchen, ob es brauchbares Material z.B. zu den Themen »Büro, Verabschiedung, Pension, Hobbys, Alter, etc.« zu finden gibt. Aber mit ein wenig Kreativität wirst du schnell merken, dass auch viele Witze zu völlig anderen Themen lustig sind und in deiner speziellen Rede verwendet werden können. Es liegt nur an deiner Fähigkeit sie elegant einzubauen.

Verknüpfe die Themen der Witze mit der Lebensgeschichte und dem beruflichen Werdegangs des/der Geehrten. Oft kann man Witze auch mit der Geschichte von Unternehmen verweben. Wenn in einem Witz aus einem Buch über Telex oder Fax gesprochen wird, dann verknüpfe sie mit Details aus dem beruflichen oder persönlichen (abhängig von der Qualität deiner Vorab-Recherche) Leben des/der MitarbeiterIn zu dieser Zeit. Genauso funktioniert es, wenn der Witz z.B. auf einem Wählscheibentelefon basiert. Unternehmen mit langjähriger Tradition haben auch eine Zeitreise hinter sich gebracht. Sprich von den alten Zeiten und was der Kollege damals alles im Vertrieb hätte erreichen können, wenn er mit einem Wählscheibentelefon schon SMS schicken hätte können? Schon dieser Ausflug, der eigentlich nur dazu da ist das Wählscheibentelefon für einen Witz elegant in die Jubiläumsrede einzuführen, sorgt für Lacher.

Früher hat es in Clubs Tischtelefone gegeben, heute gibt es Smart-Phones und Facebook. Und trotzdem kann der Witz über das Tischtelefon großartig funktionieren, wenn er mit einem Detail aus dem Leben des Geehrten oder dessen KollegInnen verknüpft wird.

Die Verknüpfung mit persönlichen Details aus dem Leben der anwesenden Personen täuscht das Publikum darüber hinweg, dass die Geschichte mit der Pointe eigentlich nur ein Witz über ein Fax, ein Telex oder eben ein Wählscheibentelefon ist. Fast jeder Witz aus vergangenen Tagen und zu jedem Thema kann so ein wenig adaptiert, clever eingeleitet und runderneuert wieder großartig funktionieren.

Das war eine aufregende Zeit, als wir unser erstes Fax im Unternehmen installiert haben. Der Senior-Chef war damals so stolz, denn damit hatte er eines der ersten Faxgeräte die es gab. Unser Kollege Huber war damals ehrlich gesagt ein wenig genervt. Wann immer der Senior-Chef ein Fax geschickt hat rief er gleich danach beim Hr. Huber an und sagte: »Aber schicken sie es mir zurück, das war meine einzige Kopie.«

Geographische Nähe – Wenn ein Witz in einem Supermarkt spielt, dann spielt er in deiner Rede ab sofort in dem Aldi um die Ecke, in den du und alle KollegInnen gehen um Kleinigkeiten oder Jausen zu besorgen. Das Gleiche gilt für Theater, Kino, Restaurant, Einkaufszentren, etc. Jede Location eines Witzes kann so umgelegt werden, dass der Witz genau dort spielt, wo die Mehrheit der ZuhörerInnen, deren Familien oder du selbst schon warst.

So wird der Ort auch in deiner Vorstellungskraft lebendig und du kannst ihn viel überzeugender und lebhafter beschreiben. Plötzlich erzählst du nicht von irgendeiner Bar in einem alten Witz, du erzählst und beschreibst vielleicht das Lokal, in dem alle aus der Firma gerne nach Feierabend einen trinken. Der Witz spielt jetzt dort. Das bindet das Publikum und tarnt den alten Witz. Wenn der Witz in einem Flugzeug spielt, dann ist es das Flugzeug mit dem alle zum Firmenausflug geflogen sind. Lass den alten Witz im hier und jetzt lebendig werden.

Personalisiere den Witz – Wenn es im Witz um irgendeinen Mann, irgendeine Frau oder Männer und Frauen im allgemeinen geht, dann personalisiere den Witz. In deiner Version geht es immer um ehemalige oder jetzige KollegInnen, MitarbeiterInnen von Konkurrenzfirmen, den Abteilungsleiter, dich, deinen besten Freund, deine Frau, deinen verrückten Onkel Toni oder deine Tochter Bernadette. Immer wenn Personen im Witz vorkommen, mach sie zu realen Personen, die du und die ZuhörerInnen kennen könnten oder sogar wirklich kennen.

Wenn Hauptpersonen eines Witzes etwas wirklich Peinliches machen, dann erzähle es je nach Thema so, als hättest du das selbst, oder vielleicht ein nicht beliebter Mitarbeiter, oder ein Mitarbeiter eines Konkurrenten gemacht von dem eh alle wissen, dass er immer Blödsinn macht. Je näher an einer bestimmten Person, je peinlicher (nicht in einem bösartigen Sinn) für die Person, desto größer die Lacher.

Streiche alle Allgemeinbeschreibungen von Personen aus dem Witz und personalisiere sie. Gib ihnen Namen, Charaktereigenschaften oder ein paar Details ihres Aussehens oder Angewohnheiten. Wenn du das machst, werden nur mehr Wenige im Publikum das Gefühl bekommen, dass du einen alten Witz erzählst. Sie werden in deine Welt gezogen, in der die Menschen von denen du sprichst real leben. Wenn du glaubhaft darstellst, dass du über Menschen sprichst die es wirklich gibt, die du kennst, mit denen du lebst, arbeitest oder die du gar selbst bist, dann wird die Geschichte glaubhaft. Dann wird keiner mehr vermuten, dass die Story ein alter Witz ist.

Es geht nicht um die Wahrheit – Deine Rede soll unterhalten. Natürlich sollst du nicht ein riesiges Lügengebäude aufziehen, aber man kann die Wahrheit in so einer Situation strecken, dekorieren und ein wenig nostalgisch verklären. Vor allem wenn du über KollegInnen, Konkurrenten oder auch andere Unternehmen sprichst. Niemand wird aufspringen und sagen: »Das war gar nicht so!« Selbst die Einbindung kleiner Unwahrheiten, um einen genialen Witz oder eine grandiose Pointe unterzubringen, kann man geschickt tarnen und maskieren. Nutze einfach Formulierungen wie:

Daran kann er/sie sich sicher nicht mehr erinnern…

Bei meiner Recherche habe ich bemerkt, dass das Ereignis aus der kollektiven Erinnerung gestrichen wurde…

Georg war bekannt für seine Erinnerungslücken nach besonders lustigen Abenden und deshalb wird er behaupten es sei nicht wahr, aber…

Verknüpfe die Witze mit (d)einer Zeitreise – roter Faden

Damit das Publikum nicht das Gefühl bekommt du spulst nur einen Witz nach dem anderen ab, musst du den Anschein eines roten Fadens, der sich durch deinen ganzen Auftritt zieht, wecken. Je nach Anlass bietet sich vielleicht eine zeitliche Anordnung oder anderes an: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft oder Ausbildung, Aufstieg, Karrierehöhepunkt, Gründung, Wachstum, Heute/Zukunft etc.

Alles was du jetzt noch tun musst, ist kleine Überleitungen schreiben, die dich charmant von der Ausbildung zum ersten Job und dann zum Karrierehöhepunkt und der heutigen Feier bringen. Zu jedem dieser Zeitabschnitte kannst du jeweils wieder eine Sammlung an Witzen und Pointen abfeuern. Wenn du die paar Überleitungen hinbekommst, wird das Publikum das Gefühl haben, eine zusammenhängende Geschichte gehört zu haben.

Anleitung zur lustigen Rede – Recherche und Zeitreise

Anleitung zur lustigen Rede – eigene Pointen und Gags

Anleitung zur lustigen Rede – Showtime