Im Ehehafen von AppleEs geht um Apple. Das ist alles nur erfunden. Personen und Gespräche in diesem Beitrag sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind reiner Zufall. Alles klar?

Wir waren zum Grillen bei einem Bekannten eingeladen. In meinem Leichtsinn habe ich kurz mein iPhone gezückt, um kurz meinen Blog zu checken. Kaum hatte ich das Ding in der Hand kam Hans-Günther, unser Gastgeber, auf mich zugeschossen und legte los: »Also ich lehne das iPhone ab. Ich will nicht zu einem Apple-Sklaven gemacht und für immer in einem geschlossenen und überteuerten System gefangen werden!« Ich war über die Heftigkeit und Messianik von Hans-Günther überrascht. Konnte er recht haben? Bin ich ein Apple-Sklave?

In den Ehehafen mit Apple

Ich bin vor mehr als 15 Jahren in die Welt von Apple gekommen. Eher zufällig. Und seitdem sehr zufrieden. Ja, ich habe immer wieder neue Geräte gekauft, auch wenn sie teuer waren. Ich habe iPhone und iPad, zum Teil schon in mehrfacher Generation, was meine Familie freut. Für mich ist das keine Glaubenssache. Für mich funktionieren die Dinger halt. Es ist ein bisschen so wie in meiner Ehe. Da habe ich mich vor mehr als 25 Jahren auch für ein Betriebssystem entschieden und das ist auch ein „closed Circle.“ Und ich bin ganz glücklich darüber.

Plötzlich ist mir was an Hans-Günther aufgefallen. Hans-Günther ist seit mehr als 35 Jahren Mitglied im selben Yacht-Club an einem See. Der Verein ist nur durch gesicherte Zäune mit Zugangscode zu betreten. Als Nicht-Mitglied darf man überhaupt nur mit einer offiziellen Einladung eines Mitglieds rein. Dort verbringt er jede freie Minute, egal ob Wochenende oder Ferien, in einer Kabana von der Größe einer luxuriösen Sondermülltonne. Der Club ist ein völlig geschlossenes System, in dem neue Mitglieder nur nach Begutachtung durch Alt-Mitglieder, Bewertung mittels eines nicht ganz durchschaubaren Sozialnormenkatalogs und Bezahlung horrender Einschreib- und Mitgliedsgebühren aufgenommen werden. Allein mit dem Jahresbetrag könnte ein mittleres Dritte-Welt-Land mit iPads der neuesten Generation flächendeckend ausgestattet werden. Für all das Geld bekommt man einen Code zum reingehen und sonst nix – keinen Parkplatz, keinen Bootsliegeplatz, keinen Schlafplatz.

Hans-Günther ist mit einer Frau verheiratet, die er schon seit Kindheitstagen aus dem Yacht-Club kennt. Vor der Ehe hat die attraktive Blondine – konservativ geschätzt – Demobeziehungen mit knapp einem Drittel der anderen männlichen Club-Mitglieder im passenden Alter geführt. Ist aber kein Problem, Hans-Günther hat das mit den Mädels im Club genauso gemacht. Ob sich das nach der Eheschließung geändert hat kann ich weder beurteilen noch würde ich es je verurteilen? Ich sage immer: jeder wie er oder sie will.

Hans-Günther fährt einen Audi. Wenn dem Auto was fehlt geht es ab in die Markenwerkstatt und natürlich dürfen nur Originalteile verbaut werden. Kein Open Source bei Audi. Genauso verhält es sich bei seiner Segel-, Surf- und Kite-Ausrüstung. Da kann kein Teil überteuert genug sein, um es nicht in den Schuppen zu schaffen in dem Hans-Günther all die coolen Marken-Sachen lagert, bis er sie vielleicht doch einmal verwendet.

Ich, der Apple Sklave!

Und dieser Hans-Günther ist jetzt ernsthaft besorgt um mich und meine scheinbare Apple-Abhängigkeit. Nur um ihn noch mehr zu verunsichern habe ich noch während des Grillabends begonnen permanent traditionelle Songs von ehemaligen Baumwollsklaven der Südstaaten zu summen. Ich habe Hans-Günther dann einen Vorschlag gemacht: »Ich gebe Apple auf, wenn ich jede dritte Woche bei euch im Yacht-Club einen Multi-Kulti-Reggae- und Südosteuropa-Splash machen darf. Gratis-Eintritt und freie Getränke natürlich.«

Hans-Günther konnte in diesem Moment meinem Humor nicht folgen. Oder besser gesagt, er hätte ihm nicht folgen können, wenn dieser Grillabend, diese Diskussion und dieser Gedankenaustausch je stattgefunden hätte. Hat er aber nicht.