IMG_0352Egal warum du vor einem leeren Bildschirm sitzt oder dich ein weißes Blatt Papier unerbittlich anstarrt – versuch einfach lustig zu schreiben. Der Versuch einfach einmal einen humoristischen und verrückten Text zu schreiben hat schon vielen Autoren geholfen Blockaden zu überwinden und mit Energie auf die Erfolgsstrasse zurückzukehren. Gleichzeitig ist Humor zu einem der wichtigsten Bausteine für erfolgreiche Texte, Reden und Vorträge geworden. Was liegt also näher, als beim Verfassen von Texten zu versuchen ein wenig wie erfolgreiche Comedians zu denken? Ein paar Techniken haben sich als besonders wirkungsvoll erwiesen und um die soll es heute gehen.

  1. Das Publikum mit scheinbaren Widersprüchen oder Unstimmigkeiten fesseln

    Überraschung und Widerspruch sind die Hauptgründe warum uns eine Geschichte zum Lachen bringt. Immer wenn unsere Logik herausgefordert wird oder wir mit völlig unerwarteten Dingen konfrontiert sind versucht unser Gehirn automatisch die Information zu verarbeiten und die Widersprüche aufzuklären bzw. plausibel zu machen. Dieser Vorgang hält das Publikum bei der Stange und bringt sie dazu gebannt weiter zu lesen oder zu lauschen.

    Hier ist eine kleine Übung, wie man sich kreative Widersprüche und Unstimmigkeiten erarbeiten kann. Man sucht sich irgendein Thema (Fußballweltmeisterschaft, Sauna, etc.) und legt eine kleine Tabelle an. Spaltentitel der Tabelle sind die berühmten 5 W’s des Journalismus: Wer, Was, Wann, Wo und Warum? Jetzt füllt man die Spalten jeweils mit Begriffen aus, die man völlig selbsverständllich und logisch mit dem gewählten Thema assoziiert. Je mehr Begriffe in den Spalten, desto besser. Danach macht man das Gleiche mit Begriffen, die man nie mit diesem Thema assoziieren würde. Und schon hat man eine Vielzahl von teilweise schon jetzt witzigen Widersprüchen. Die Besten muss man dann nur noch kreativ verbinden und schon ist man auf dem Weg zu guter Comedy.

  2. Irreführung

    Irreführung des Publikums oder der Leserschaft funktioniert ähnlich wie der Widerspruch. Wir bringen unser Publikum dazu einen Vorgang oder ein Geschehen logisch zu Ende zu denken und dann zerschlagen wir diese Erwartung mit einer völlig anderen, aber auch durchaus logischen, Erklärung. Das Set-Up eines Gags schickt das Publikum in eine Richtung, während die Pointe das Ganze dann völlig unerwartet aber doch nachvollziehbar auflöst. Die Kunst dabei ist es, nicht einfach nur eine überraschende Wendung am Ende zu konstruieren, sondern diese Wendung gezielt und im Nachhinein völlig logisch vorzubereiten.

    Auch für die Irreführung des Publikums gibt es eine wunderbare kleine Übung. Wir denken uns irgendein Szenario für eine Figur oder eine Person aus, die wir dann überraschend erklären wollen. Also wenn ich behaupte: »Ich musste in die Notaufnahme des Krankenhauses.“, dann überlege ich mir aus welchen verrückten Gründen ich in die Notaufnahme musste. Um mein Gehirn in die Gänge zu bekommen beginne ich nun Gründe zu finden die verrückt sind und auch noch mit allen Buchstaben des Alphabets in umgekehrter Reihenfolge beginnen. Z.B.:

    • Mein Tipp: ZÜNDKERZEN nicht bei laufendem Motor wechseln.

    • Nur weil ich ihren YORKSHIRETERRIER zum Trocknen in die Mikrowelle gesteckt hatte.

    • Nur weil ich dem Türsteher gesagt habe, dass er mit seinem Aussehen die Rolle des Beast in X-MEN 3 ohne Casting bekommt.

    • Mein Gott, nur weil ich den Ehering VERLOREN habe.

  3. Wiederholung oder die Magie der Zahl 3

    Comedy liebt die Wiederholung. Oft werden große Lacher mit zwei kleineren Gags vorbereitet. Gute Pointe, gute Pointe und dann grandiose Pointe. Außerdem wird das Publikum mit zwei Begriffen aus einem Thema in eine bestimmte Richtung geführt und ein absoluter Bruch mit dem dritten Begriff sorgt für den Lacher. Kunstvolle Nutzung der 3er-Regel garantiert gute Gags und wird das Publikum, bzw. die Leserschaft, zum Lachen bringen.

  4. Running Gag

    Eine weitere Spielart der Wiederholung ist der Running Gag. Gute Running Gags halten das Interesse des Publikums. Wir alle lieben es, wenn wir angenehme Dinge wieder erkennen und wieder hören. Bei dem Running Gag muss es sich auch nicht immer zwangsläufig um einen Gag handeln, es kann sich auch um eine komische Person, ein Sprichwort oder eine sogenannte „Catch-Phrase“ oder Slogan handeln. Je öfter der Running Gag wiederkommt, desto mehr freuen sich die ZuschauerInnen schon auf das nächste mal und bestaunen die Kreativität mit der der Comedian ihn wieder eingebaut hat.

  5. Callback

    Der Callback ist eine der Lieblingstechniken von Comedians und Autoren um das Interesse der ZuschauerInnen zu halten und sie zu binden. Beim Callback wird auf einen Gag oder ein Geschehen vom Anfang des Textes, der Rede oder des Auftritts, in einem völlig neuen Zusammenhang wieder Bezug genommen. Je kreativer und überraschender der Callback formuliert wird, desto erfolgreicher ist er. Auch ein Callback muss nicht von sich aus schon lustig sein. Allein die Anwendung der Technik kann für Unterhaltung und Publikumsbindung sorgen.

  6. Schreiben durch spielen – die Funny Zone

    Es gibt niemanden, der immer und überall in der richtigen Laune und Stimmung ist um kreativ schreiben zu können. Um so wichtiger ist es sich Methoden anzueignen, um von sich aus in die richtige Stimmung zu kommen. Wenn du völlig steckenbleibst, dann hör auf zu schreiben und versuche in die „Funny Zone“ zu gelangen. Fantasiere, sieh dir lustige YouTube-Videos an, tanze zu lauter Musik, denk dir Schüttelreime aus, zieh dir eine DVD mit deinem Lieblingscomedian rein, etc. Tu alles, um dich von der Blockade und der schlechten Stimmung abzulenken.

    Verwandle dich für ein paar Minuten in ein kleines Kind und erlaube dir Blödsinn zu machen. Betrachte die Welt aus einer völlig anderen Perspektive. Was würde sich ein Alien denken? Wie würde Gott darauf reagieren? Was würde der Kaiser tun? Alles ist besser, als verkrampft dazusitzen und zu versuchen sich in eine kreative Stimmung zu zwingen.

  7. Brillante Kürze

    Denk dir kurze, unterhaltsame und überraschende Sprüche aus. Versuche zu schreiben wie AutorInnen für Glückwunschkarten, Postkarten, T-Shirt-Druckereien, etc. Hier einer meiner Versuche für ein T-Shirt: Abseits ist immer da wo ich steh!

    Stell deine Küchenuhr, dein Smart-Phone oder deinen Wecker auf 10 Minuten und versuche innerhalb dieser 10 Minuten so viele blöde Sprüche zu einem Thema zu schreiben wie dir einfallen. Die müssen nicht brillant sein. Sie sollen dich nur in eine kreative Stimmung bringen. Halte dich kurz, so dass die Sprüche auch auf einem T-Shirt Platz finden würden.

  8. Die 9er-Regel

    Woher kommt sie? Ganz einfach. Erfahrene Comedians gehen davon aus, dass sie meist ca. 10 Versuche brauchen um die beste Pointe für einen Gag zu finden. Manchmal mehr, manchmal weniger. Das Wichtige an der Regel ist, dass sie sich bei den 10 Versuchen nie unter Druck setzen. Sie wissen, dass es auch völlig in Ordnung ist neun mal daneben zu hauen. Sie wissen aber auch, dass sie ohne die neun Versuche wohl nie zu dem zehnten und damit besten Versuch gekommen wären.

    Die 9er-Regel ist leicht zu üben. Denk dir die dümmsten zehn Namen für einen Politiker aus. Die 10 peinlichsten Fragen deiner Kinder. Die 10 übelsten Spitznamen die Obama in der Schule gehabt haben könnte. etc. Egal was rauskommt, wichtig ist sich nie gleich mit der ersten Idee zufrieden zu geben. Zu wissen, dass es immer noch eine Variante gibt, die lustiger und besser ist. Deine Kreativität ist grenzenlos, wenn du sie einmal stimuliert hast.

  9. Nichts ist verboten

    Humoristisches Schreiben und gute Comedy geht immer über Grenzen hinweg. Es erkundet Lebensbereiche und Erfahrungen, die manchmal auch schmerzhaft sein können. Aber der großartigste Humor liegt oft dort wo Schmerz und Tragödie zu Hause sind. Egal, ob man das Geschriebene dann veröffentlicht oder vorträgt, man sollte sich auf jeden Fall über jedes Thema trauen.

    Wenn uns unsere innere Stimme zurückhalten möchte, wenn uns Scham und persönliche Gefühle von einem Thema abringen wollen, dann ist es sicher wert den Weg weiter zu gehen. Erfolgreiche Texte und Reden beinhalten immer ein großes Maß an Emotionalität. Wer diese finden will muss manchmal auch an seine Grenzen und darüber hinaus gehen. Zumindest bei der Formulierung und Erarbeitung von Texten. Egal ob man sie danach öffentlich nutzt, der Weg war das Ziel. Die Erfahrung macht uns zu besseren Autoren.

  10. Geh raus und lerne

    Die beste Quelle für Inspiration? Die Welt um dich herum. Geh zu Veranstaltungen, Comedy-Shows, Poetry-Slams und Lesungen und hör zu. Lerne von denen, die dir gefallen. Ziehe aus ihrem Erfolg Kraft, Energie und Inspiration. Surfe im Netz und lies gute Texte, hör dir die besten Podcasts an und betrachte die lustigsten YouTube-Videos. Greife Ideen von anderen auf und setze sie auf deine Art um. Es geht nicht darum zu kopieren, es geht darum zu lernen. Werde Teil von Diskussionsforen und Gruppen, die gemeinsam versuchen bessere AutorInnen und RednerInnen zu werden. Wir leben in einer Zeit, in der die größte Quelle an Inspiration, Unterstützung und Feedback nur einen Mausklick entfernt ist. Nutze sie.