Mein Gott ist das jetzt wieder unfair. Nur weil ein paar Fußball-Fans ein wenig über die Strenge geschlagen haben, wird der Fußball an sich wieder völlig polemisch verunglimpft. Das ist nicht fair. Das Fußballstadion ist doch die letzte Enklave unserer Gesellschaft, wenn es um ehrliche Emotion, wahre Kameradschaft und basisdemokratische Auseinandersetzung geht. (P.S.: als echter Österreicher und auch um die Ehre unserer großen Sportredakteure in allen Medien, nehme ich natürlich Red Bull aus. Das ist böser Kommerz, also auch hier nochmal als Österreicher, wenn es um Fußball geht. Bei der Formel 1 ist was anderes, nämlich ein grandioser österreichischer Rennstall, ehrlich, bewundernswert und ein Segen für unser Land, den ORF die Kronen Zeitung, den Standard und alle zukünftigen Generationen, nur überstrahlt vom Ski-Verband.)

Wer die berührenden und bewegenden Choreographien, mehrstimmigen Choräle und herzerwärmenden pyrotechnischen Special Effects österreichischer Fußball-Fangruppen kennt, der muss erkennen, dass sie ein unersetzlicher Teil unserer zivilen, demokratischen und guten Gesellschaft sind. Jegliche Einschränkung dieser patriotischen Kunstperfomances durch die Besten, die unser Land an edlem Blut, geistiger Größe und ästhetischer Perfektion hat, muss auf das Schärfste verurteilt werden. Wer kann anderer Meinung sein, wenn das beste Leitmedium des Landes wöchentlich, die zugegebenermaßen teils sozialkritischen, aber immer von Respekt, Humanismus, Toleranz und positiver Grundstimmung getragenen, Gesänge von den heiligen Rasen der österreichischen Ligen via TV in Millionen von Haushalten trägt? Wer kann Moderatoren und Reportern übel nehmen, dass sie trotz aller fachlicher Kompetenz, unbeschreiblicher Grundintellektualität und brillanter Rhetorik, oft von Menschlichkeit übermannt Tränen des Respekts und der Bewunderung überspielen müssen?

Nein, wir müssen erkennen, dass der Fußball auch vermarktungstechnisch wieder zurück zur Menschlichkeit, dem arbeitenden kleinen Volk und den demographischen Ansprüchen kommt. Instrumente, die das ermöglichen müssen gefunden werden. Und es gibt gute Vorschläge.

Stadien könnten mit 25 Meter hohen Zäunen der Fairness umgeben werden. Nach dem Eintreffen der Fußballfans wird der Zaun einfach für den Rest des Tages abgesperrt um eine echte basisdemokratische Zone zu schaffen, frei von kommerziellen Willkürgesetzen wie Pyrotechnik- oder überhaupt Waffenverbot. Im Gegenteil, in den Stadionfanshops sollten Waffen für eine tief menschliche Auseinandersetzung frei verkauft werden. Aus wirtschaftlichen Gründen natürlich nur Waffen die keinen allzu großen materiellen Schaden an der Infrastruktur anrichten. Das könnten sich die Vereine nicht leisten. Ich denke da an kleinkalibrige Schusswaffen, Messer, Macheten, Blendgranaten, etc. Außerdem wäre durch diese Maßnahme auch sichergestellt, dass sich nicht große Konzerne für ihre gefälschten Fans aus der zentralen Marketingabteilung mit teurerem Gerät wie Stinger-Raketen, Panzern oder gar schmutzigen Bomben ausstatten könnten. Nach den Fans werden dann die Teams und alle Medien die darüber berichten wollen in den Käfig der Menschlichkeit geschickt und die Show kann beginnen.

Um die Kosten für die nicht so fußballbegeisterte Restbevölkerung so gering wie möglich zu halten, wird auf Polizei und Sanitätsdienste vor Ort verzichtet. Wichtig auch, dass alle BesucherInnen eines Spieles am Eingang markiert werden, damit sie nicht nachher teures medizinisches Personal und Gerät in diversen öffentlichen Krankenhäusern belegen. Ausnahmen soll und kann es da aber natürlich für die traditionell große Zahl der privat Versicherten in den Fangruppen geben. Über die Tatsache, dass der daraus vielleicht resultierende Verlust großer Bevölkerungsgruppen, die für ihre Produktivität und intellektuellen Beiträge zum Erfolg unseres Landes bekannt sind, gesamtwirtschaftlich schädlich sein könnte, müssen noch Untersuchungen durchgeführt werden.

Das sind nur einige Vorschläge, die derzeit international ernsthaft diskutiert werden. Sie sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Anstatt kreativen Menschen die Ausübung ihrer größten Lebensfreude in brennenden Stadien immer mehr durch nicht legitimierte – nein, undemokratische – Regeln und gesetzlichen Auflagen zu vermiesen, sollte man genau den anderen Weg gehen: völlige Liberalisierung. Auch für die Vereine könnten sich da völlig neue Wege der Finanzierung durch z.B. Waffen- und Munitionsverkauf in den Stadien, vor Ort Gesundheitsdienstleistungen und mehrfacher Auslastung der Stadionkapazitäten eröffnen. Seien wir endlich mutig. Geben wir tausenden Menschen das Recht wieder menschlich, so wie in den besten urmenschlichen Traditionen, zu sein.