Ein Hoch der ÖBB

Nein, ich meine es tatsächlich ernst. Ja, auch ich lasse mich regelmäßig über die mehr oder weniger großen Unzulänglichkeiten und Pannen der österreichische Staatsbahnen aus. Aber man muss auch mal sagen, dass das Leben mit der Bahn echt cool sein kann.

Schneller als Auto

Wie sonst kann ich streckenweise mit nahezu 200 km/h auf Amstetten zurasen? Ohne Angst vor einer Radarkontrolle zu haben. Die Baustellen und Staus halten sich in Grenzen und wenn es mal zu einem unplanmäßigen Halt kommt, dann kann man aufstehen, aufs Klo gehen (sofern die Bordtoilletten funktionieren) oder sogar Würstel mit Senf und Kren bekommen. Inzwischen bin ich mit der ÖBB schneller in St. Pölten als mit dem Auto an der Stadtgrenze von Wien.

Und das Allerbeste am Reisen mit dem Zug ist, dass man sich all die wahnsinnigen anderen Autofahrer erspart, mit denen man es auf der Autobahn zu tun hat. Niemand blinkt einem in einem Zugabteil mit einer Lichthupe an oder fährt auf Zentimeter hinten auf. Außer natürlich man ist in der Stimmung dafür und die entzückende Mitreisende hat auch einen erotischen Anfall.

Schutz vor wüsten Beleidigungen

Noch nie wurde mir vom einem Mitreisenden in der Bahn der Mittelfinger gezeigt oder ich mit einer andere obszönen Geste bedacht. Na ja, stimmt nicht ganz. Bei einem kurzen Aufenthalt in St. Pölten Hauptbahnhof habe ich die Geste dann doch einmal gezeigt bekommen. Von einem Teenager, der offensichtlich hormonell gesteuert eine Mutrprobe ablegte, um seine blondierte Freundin zu beeindrucken.

Und noch etwas spricht für die Bahn. Vom 7. Bezirk in Wien in einer Stunde und zehn Minuten nach Amstetten ist mit dem Auto nicht zu schaffen. Vor allem wenn man während der Fahrt SMS schreibt, Emails beantwortet, Facebook-Einträge formuliert und dabei mit 180 km/h an der Stoßstange des Vordermannes klebt, mit der Rechten das Auto steuert und ihm beim Überholen mit der Linken den Finger zeigt.