Kleiner Mann im KlositzDie ganze Geschichte kurz gefasst. Ein zweieinhalb Jahre alter kleiner Mann steckte mit dem Kopf in einem Klositz fest. Jede Ehefrau und Mutter verwundert das nicht. Was sonst sollte man(n) mit einem Kinderklositz machen, wenn man mit männlichem Wissensdrang, Forschergeist und Mut ausgestattet ist?

Seinen Instinkten folgend hatte der Bub seinen Kopf durch den Sitz gedrückt und damit eine Frage geklärt, die Männer schon seit Jahrhunderten quält: Wie sieht die Welt aus der Sicht eines Klodeckels aus? Aber wie alle Männer hatte der kleine Junge das Abenteuer nicht ganz zu Ende gedacht, kam mit dem Kopf nicht mehr aus dem Klositz raus und steckte somit bis zum Hals in der Klemme.

Männliches Lebensphänomen

Damit hat er ein Phänomen entdeckt, dass ihn wohl den Rest seines männlichen Lebens begleiten wird. Was zuerst wie eine gute Idee scheint, endet nicht selten in einem dramatischen Schlamassel. Ein Phänomen, bei dem sich im Laufe der Lebenszeit eines Mannes der Klositz (also die gute Idee) z.B. in 24 Caipirinhas, schlechte Lokalbeleuchtung und eine — zumindest an der Bar — schönste Frau der Welt, oder aber auch in sechs Jagatee, die Kinderrodel und die geile Eisschanze, verwandelt. Am Ende wird er, so wie alle Männer, immer wieder bis zum Hals in der Klemme stecken.

Unser kleiner Kloforscher bekam also den Kopf nicht mehr raus aus dem Sitz und auch die Befreiungsversuche der Mutter hatten keinen Erfolg. Also rief sie die Feuerwehr. Ein Einsatzfahrzeug mit sechs Feuerwehrleuten an Bord — das ist die kleinste Einsatzgruppe in Wien — machte sich rasch auf den Weg zur Familie, um das Kleinkind aus seiner misslichen Lage zu befreien. Erste Lektion des Lebens: Von ungewollten Klositzen kann die Feuerwehr Dich noch befreien, von unbekannten Frauen, die nach einer feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier am nächsten Tag in Deinem Bett liegen, nicht.

Rettende Blechschere

»Zuerst haben wir es mit der sanften Methode, also mit Seifenwasser probiert. Das funktionierte aber nicht, weil der gerade Teil der Klobrille oben war. Deshalb mussten wir zu unserer Blechschere greifen«, erklärte der Einsatzleiter der Feuerwehr im KURIER. Die Retter haben dann den abgetrennten Kopf und den Rumpf des Kindes auf Eis gepackt und alles wurde im AKH wieder zusammengenäht. Nein, das war jetzt natürlich nur ein Scherz. Sie habe nur die Ohren abgeschnitten.

Egal, alles ist gut gegangen und das Kind wurde gesund aus der misslichen Lage befreit. Ist es aber nicht überraschend, dass man so eine Geschichte natürlich nur über einen Buben liest. Ein Mädchen würde nie auf die Idee kommen, sich den Klositz über die Rübe zu ziehen. Sie würde ihn bemalen, vielleicht mit Klopapier umwickeln, um ihn kuschelig zu machen, oder eine Puppe draufsetzen. Ist doch ein Phänomen oder? Auch wenn man von Kindern liest, die sich eine Münze in die Nase, ein TicTac ins Ohr oder einen STAR WARS Devastator sonst wo hin geschoben haben, sind es immer Jungs. Wir müssen scheinbar alles angreifen, befingern und überall reinstecken. Eine Unart, die auch viele Frauen an uns Männern kritisieren.

Die Moral von der Geschichte

Und natürlich reagiert die Gesellschaft falsch auf solche Vorfälle. Ja, mit besten Intentionen, aber schlimmen Konsequenzen. In unserem Fall des kleinen Klobrillenträgers wollte die Feuerwehr nur nett sein. Am nächsten Tag kam sie noch einmal zu Besuch, um nach den Kleinen zu sehen. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Jungen als Erinnerung ein Kinderfeuerwehrhelm mitgebracht, der eine wesentlich bessere Kopfbedeckung ist als der Kinder-WC-Sitz. Der Bub war von der Idee begeistert und probierte ihn auch sofort aus. Keine Sorge, der Helm konnte ohne Probleme von einem Chirurgen im AKH aus dem Hinterteil des Kleinen entfernt werden.

Und was hat der junge Mann jetzt schon als Zweijähriger gelernt? Man kann als Mann nichts anstellen, dass dumm genug wäre, um nicht nachher — sofern man überlebt — belohnt zu werden. Und da wundern sich alle, dass Männer nie lernen, wehleidig sind und zum Drama neigen.