Sieben TodsündenWorüber schreiben? Worüber lustig sein? Wie die LeserInnen und ZuhörerInnen fesseln? Immer wieder sind wir als AutorInnen, RednerInnen, Performer und PäsentatorInnen mit dieser Herausforderung konfrontiert. Natürlich ist das nicht einfach. Wenn man inspiriert ist und wunderbare Ideen im Kopf umherschwirren, ist alles möglich und machbar. Was aber, wenn man gerade mal nicht von der Muse geküsst wird? Tja, dann muss man die Muse suchen.

Dafür gibt es einige Techniken, Übungen und Schreibwerkzeuge, die uns dabei unterstützen. Heute möchte ich über eine Technik schreiben, die mir schon oft geholfen hat, auf der Suche nach Themen und Ideen für Comedy-Material. Es geht um die sieben Todsünden.

Schuld & Schwäche – wahres Gold für Comedy

Geschichten sind vor allem dann aufregend und erfolgreich, wenn sie sich mit Emotionen und Gefühlen von Menschen beschäftigen. Gefühle, die eine wahre Flut an Comedy-Ideen ermöglichen, sind „menschliche Schwäche“ und „Schuld“. Wir alle lieben Situationen in denen der Held (Comedian) von einer unangenehmen Situation in die nächste stolpert, nur weil er oder sie schwach ist. Weil sie Gier, Lust und Schadenfreude nachgibt.

Warum ist Material, dass sich mit diesen menschlichen Emotionen beschäftigt so erfolgreich? Weil wir alle genau diese Gefühle und Emotionen so gut kennen. Weil wir alle unsere kleineren und größeren Schwächen haben, ihnen zu oft nachgeben und uns dann schuldig fühlen. Wenn wir also Geschichten erzählen wollen die bewegen und fesseln, müssen wir nur in uns selber schauen und uns fragen: Wann und wo sind wir schuldig, schwach und vielleicht sogar böse? Wir können uns nämlich sicher sein, dass viele andere genau in den gleichen Situationen ähnlich reagieren und somit eine hohe emotionale Bindung zu diesen Themen haben werden.

Die sieben Todsünden

Schön und gut Niko, wie funktioniert das jetzt praktisch? Genau da kommen die sieben Todsünden ins Spiel. Sie werden uns zu den schönen Geschichten führen. Das sind die sieben Todsünden:

  • Hochmut (Eitelkeit, Stolz, Übermut)
  • Geiz (Habgier)
  • Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren)
  • Zorn (Wut, Rachsucht)
  • Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
  • Neid (Eifersucht, Missgunst)
  • Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)

Und jetzt schreiben wir einfach drauf los. Such Dir eine Todsünde aus und schreibe auf, wann und wo Du ihrer schuldig bist. Nur kurze Sätze beziehungsweise Stichwörter. Schreibe schnell. Stell dir einen Timer auf fünf Minuten ein (Eieruhr, Smartphone,…). Und dann schreib los, ohne aufzublicken oder aufzuhören bis der Timer läutet.

So ungefähr könnte das aussehen:

Ich nehme heute die Völlerei

  • Ich habe zum BigMac-Menü auch noch zwei Cheeseburger essen müssen.
  • Packung aufgemacht und alle Gummibärli gegessen.
  • Ich habe die Schokolade versteckt, damit ich nicht mit meinen Kindern teilen muss.
  • Ich habe Sprite in die Mineralwasserflasche gefüllt, damit meine Frau mich nicht mit „schon wieder Zuckerwasser“ nervt.
  • Ich habe einen „Termin“ erfunden, damit ich im Subway essen kann und nicht die Veggi-Burger meiner Frau zu Hause.

Jede dieser kleinen Sünden ist ein wunderbarer Startpunkt für eine Geschichte voller menschlicher Schwäche, Schuld, Vertuschung und Versagen. Jede der Todsünden, umgelegt auf unser tägliches Leben, fördert solche Ideen zu Tage. Wann und wo waren wir voller Neid, haben uns geärgert und uns vom Zorn leiten lassen oder einfach nur zu faul etwas zu erledigen. Was waren die Konsequenzen unseres Handelns und der Tatsache, dass wir schwach waren?

Jeder von uns ist schuldig. Also warum nicht darüber lachen oder tolle Geschichten schreiben? Versuche es.