Geschichte erzählenIch werde diese Sekunden nie mehr vergessen. Meine Entscheidung würde nicht nur mein Leben massiv verändern, sondern auch das meiner Kinder. Mein Gegenüber verlor langsam die Geduld: »Entscheide dich jetzt!«, blaffte er ungeduldig.

Das Angebot klang zu schön um wahr zu sein. Da ist doch irgendein Haken an der Geschichte? Und genau um den Haken geht es heute in diesem Blogbeitrag. Wobei, das ist nicht ganz wahr. Es geht nicht um so einen Haken, es geht um einen Haken, wie er zum Beispiel fürs Angeln verwendet wird. Einen Haken fürs Geschichten erzählen.

LeserInnen bleiben hängen

Der Begriff kommt natürlich aus dem Englischen. Dort bezeichnet man den fesselnden Beginn einer guten Geschichte als Hook, also Haken. Wie beim Fischen werden LeserInnen und ZuhörerInnen an den Haken genommen und sollten im besten Fall von der Geschichte nicht mehr loskommen. Wer also erfolgreich Geschichten erzählen will, muss den richtigen Haken wählen.

Beim Schreiben hat man es sogar meist mit zwei Haken zu tun. Oder, vielleicht besser ausgedrückt, mit einem Köder und einem Haken. Der Köder ist ein brillanter Titel — oder auch eine geniale Überschrift — Während der Haken die ersten Sätze sind. Ist die Überschrift gut beginnt das Publikum überhaupt erst zu lesen, zum Beispiel durch einen Klick, und sind dann auch die ersten Sätze gut, kann ich das Publikum bei der Stange halten.

Alle wollen (müssen) heute gute Geschichten erzählen

War das Geschichten erzählen früher vielleicht nur ein Thema für Roman-, Theater-, Radio- oder TV & Film-AutorInnen, ist das heute anders. Jeder Blogbeitrag, Tweet oder jedes Facebook-Status-Update kämpft um Aufmerksamkeit. Die neueste Wunderwaffe in der Online Werbung, im PR und Marketing, das sogenannte Content Marketing, funktioniert nur, wenn es sich an die gleichen dramaturgischen Regeln hält wie ein Pitch oder ein Blockbuster in Hollywood. Die erzählte Geschichte muss das Publikum begeistern.

Was macht also einen guten Hook aus?

Der Haken regt die Fantasie und Neugier des Publikums an. Er bringt LeserInnen eines Buches dazu eine Seite nach der anderen zu verschlingen ohne das Buch weglegen zu können. Bei der Formulierung eines guten Hakens muss man sich zuerst einmal keine Gedanken über die ganze folgende Geschichte machen. Es ist egal was kommt. Sobald wir am Haken hängen hat der Hook sein Ziel erreicht. Wir haben geklickt und begonnen zu lesen.

Natürlich hat in den meisten Fällen der Haken auch eine Rolle im Gesamtplot der Geschichte. Der Autor möchte ein Argument machen oder eine Botschaft vermitteln. Die Argumentation für seinen Standpunkt ist dann die Geschichte selbst, egal ob es sich dabei um ein Buch, einen Blogbeitrag, eine Rede oder eine Powerpoint-Präsentation handelt. Der Haken am Anfang der Geschichte soll zuerst einmal nur unsere Neugier wecken.

Schreibtechniken für einen gute Haken

Eine immer gültige und perfekte Vorlage für einen Hook kann es wohl nicht geben. Erfolgreich ist der Haken, der das Publikum fängt. Aber, es gibt ein paar Techniken um so einen Haken zu formulieren. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Eine Situation die ungewöhnlich ist. Deren Auflösung das Publikum erfahren will.
  • Emotionen die das Interesse des Publikums wecken.
  • Ein Moment der Entscheidung
  • Eine Frage, die das Publikum nachvollziehen kann und die sie beantwortet haben will.
  • Eine Beschreibung, die detailliert ist, aber bei der nicht klar zu erkennen ist worum es im Ganzen geht.
  • Action. Wer kennt das nicht aus den James Bond-Filmen, die immer mit einer Action-Sequenz starten bevor überhaupt der Vorspann kommt.
  • Ein unterhaltsamer oder mysteriöser Dialog.

Egal wie, der Köder und Haken — also Titel/Überschrift und die ersten Sätze — müssen das Publikum fangen. Denn nur wenn sie neugierig genug sind, werden sie den Rest Deiner Geschichte lesen, hören oder sehen wollen.