Herausforderung Charity RedeEine der großen Vorteile von Google-Analytics ist, dass ich in Statistiken sehen kann über welche Suchanfragen BesucherInnen hier auf meinen HumoRhetorik-Blog kommen. Inzwischen habe ich mir angewöhnt diese Statistiken regelmäßig durchzusehen, um Ideen für Beitragsthemen zu bekommen, die die Menschen wirklich interessieren. Immer wieder wird in Google scheinbar nach Tipps und Informationen zum Thema Charity-Rede gesucht. Vielleicht kann ich da mit meinem heutigen Beitrag helfen?

Grundsätzlich unterscheidet sich eine bei einem Charity-Event nicht so sehr von Reden zu allen möglichen anderen Anlässen. Auch eine solche Rede sollte sich auch grundsätzlich an der Erfolgsformel für Reden orientieren und in einem passenden Redestil vorgetragen werden. Auch wenn es sich „nur“ um einen Charity-Auftritt handelt sollte man sich selbst darum kümmern direkt vor der Rede gut präsentiert zu werden. Wie immer geht es darum von Anfang an das Publikum zu fesseln und dann auch emotional zu binden. Und natürlich sollte auch der Schluss einer Charity-Rede der Höhepunkt des Auftritts sein, um die Botschaft in den Köpfen der ZuhörerInnen zu verankern.

Grundsätzliche Überlegungen für eine Charity Rede

In ein paar Punkten unterscheidet sich eine Rede anlässlich eines Charity-Events dann doch von anderen Auftritten. Einige wichtige Dinge sollten vorab gut recherchiert und trainiert sein.

  • Fakten zur Charity kennen Man sollte wissen worum es genau geht. Wie wirkt sich z.B. die Behinderung, die Erkrankung (was ist z.B. Lungenhochdruck), die Armut, etc. aus? Immer mit ein paar Fakten zum Thema glänzen. Wie viele Menschen sind betroffen? Was kann die Situation verbessern? Sobald man eine Anfrage für einen Charity-Auftritt bekommt und zusagt sollte man auch gleich um einen Kontakt innerhalb der Charity-Organisation bitten, die oder der einem bei der Vorbereitung der Rede fachlich unterstützt.

  • Es geht nie um Mitleid bzw. Almosen Niemand möchte bemitleidet werden noch auf Almosen angewiesen sein. Informiere dich vor der Rede über Beispiele, wo die Charity eben nicht nur z.B. einfach Geld gesammelt hat, sondern Hilfe zur Selbsthilfe? Wo Betroffene mit den begrenzten Mitteln die ihnen zur Verfügung stehen, große Leistungen vollbracht haben. Die Betroffenen und Charity-Organisatoren werden dir sehr, sehr dankbar sein, wenn du in der Rede vermitteln kannst dass Mut, Kraft, Einsatz und Leistung unterstützt werden und nicht Almosen per Gießkanne verteilt.

  • Menschen persönlich kennen und ansprechen Nichts wirkt besser als persönliche Ansprache. Lerne die Namen einiger Betroffener vor Ort, der Hauptorganisatoren und der wichtigsten SpenderInnen auswendig. Sprich einige dieser Menschen während der Rede persönlich an. Diese Personalisierung zeigt dem Publikum, dass der/die RednerIn, nicht nur eine „Pflicht erfüllt um das Gewissen zu beruhigen“ sondern signalisiert auch Verbundenheit mit dem Thema und den entscheidenden Persönlichkeiten.

  • Zeit nehmen Wenn du zusagst bei einem Charity-Event zu sprechen, dann nimm dir auch wirklich Zeit für den Auftritt. Wie beim vorhergegangenen Punkt ist es wichtig zu zeigen, dass man sich wirklich persönlich engagiert und nicht nur einen Pflichttermin absolviert. Auch nach der Rede sollte man noch da sein, um mit SpenderInnen, Betroffenen und anderen ZuhörerInnen noch persönlich zu plaudern. Egal wie grandios oder mittelmäßig die Rede war, wenn Menschen persönliches Engagement spüren, dann werden sie immer einen wunderbaren, engagierten Menschen in Erinnerung behalten. Deshalb ist es auch so wichtig bei der Annahme solcher Termine selektiv zu sein. Lieber ein paar Charity-Termine weniger, aber dafür mit zeitlichem und emotionalen Engagement.

Textbausteine, die vielleicht helfen

Wenn man diese grundsätzlichen Dinge vorab bedenkt, recherchiert und vorbereitet, dann steht einem erfolgreichen Auftritt bei einem Charity-Event nichts mehr im Weg. Aus meiner Erfahrung gibt es noch ein paar Textbausteine, die in fast allen Reden zum Thema Charity hilfreich sind. Natürlich immer dem jeweiligen Anlass angepasst. Hier ein paar Textbausteine als Beispiele, die man zu solchen Anlässen verwenden könnte:

»…Ich selbst finde den Begriff Charity nicht so gut. Charity kann und wird manchmal mit Almosen übersetzt. Was wir hier machen hat damit nichts zu tun. Hier werden nicht Almosen vergeben. Wir helfen und unterstützen Mut, Hartnäckigkeit und Leistung. Wir zeigen und beweisen Respekt denjenigen gegenüber, die unermüdlich kämpfen und es verdient haben unterstützt zu werden. Diese Menschen haben sich unseren Respekt und unsere Unterstützung auf beeindruckende Art und Weise verdient…«

»…Zu Recht sind wir von Menschen beeindruckt, die Herausforderungen meistern, die wir uns selbst oft gar nicht vorstellen können. Wir verzweifeln in unserem täglichen Leben oft an Dingen, die wahrlich alltäglich sind. Aber heute ist eben wieder ein Tag (Abend) an dem uns deutlich vor Augen geführt wird, was es heißt wirkliche Klippen zu überwinden und trotzdem Optimismus und Lebensmut zu beweisen. Wir dürfen hier und heute helfen und unterstützen, aber in Wahrheit profitieren wir von Eurem Mut, Eurer Energie, Eurer Kreativität und Kraft. Wir sehen all diese Eigenschaften und lassen uns inspirieren. Dafür ein großes „Danke!“…«

»…Seien wir doch ehrlich. Natürlich fühlt es sich gut an zu helfen. Natürlich beruhigt es auch unser Gewissen. Aber ist das grundsätzlich falsch? Ich glaube nicht. Ich glaube, dass wenn auch der erste Impuls zu helfen die Gewissensberuhigung ist, daran nichts auszusetzen ist. Ohne den ersten Impuls wären vielleicht viele nicht hier, hätten vielleicht nicht unterstützt. Aber jeder und jede, die heute hier sind, kommen gar nicht umhin viel mehr mitzunehmen, als sie gegeben haben. Echte Beispiele für Mut und Kraft, ja, so richtig zum Anfassen – gerade in unserer digitalen Gesellschaft – können niemanden unberührt lassen. Und egal warum wer auch immer gekommen ist, gespendet hat oder freiwillig geholfen hat, dieser Abend wird ihn nicht unberührt lassen. Und wenn dazu ein scheinbar unbedeutender Impuls das Gewissen zu beruhigen nötig war, dann soll es so sein. Aus einem kleinem Schritt ist nun für viele hier heute ein großer Sprung geworden….«

So, dass sind ein paar wenige Beispiele, aber ich hoffe sie zeigen ein wenig die vielen positiven Möglichkeiten, wie man Menschen mit einer Rede wertschätzen und vielleicht auch motivieren kann. Zum Abschluss noch eine persönliche Anmerkung: Wenn du die Chance zu einem Auftritt bzw. einer Charity-Rede bekommst und du hast die Zeit, dann mach es. Ja, angeblich nehmen Charity-Events überhand. Aber was soll das heißen? Das kann ja nur bedeuten, dass es immer mehr Menschen gibt die Unterstützung brauchen und immer mehr, die bereit sind zumindest den Versuch einer Organisation solcher Unterstützung anzugehen. Als Redner ist dir eines immer garantiert: Publikum. Und wenn du das Publikum vor Ort überzeugst, dann hast auch du gewonnen und von der Charity profitiert.