HumorrezeptKlar, das klingt jetzt ein wenig komisch, aber ich schreibe heute über ein wunderbares Mittel um Humor zu erzeugen – ein echtes Humorrezept. Es ist eine Variation des Themas „fish out of the water“, das bei unglaublich vielen Film-Comedies, Sit-Coms und TV-Filmen angewandt wird.

Nein, bei all diesen Filmen geht es nicht ums Angeln. „Fish out of the water“ beschreibt nur das — allen diesen Geschichten zugrunde liegende — Konzept. Der Hauptcharakter der Geschichte wird vom Schicksal quasi wie ein Fisch aus dem Wasser auf trockenes Land geworfen und zuckt und zappelt wie verrückt umher, um wieder dorthin zurück zu kommen. Wir alle kennen dutzende Filme und TV-Serien, die mit diesem Ansatz erfolgreich waren.

  • Ein Polizist, der Kindergärtner sein muss.
  • Ein Cowboy, der an König Arthurs Hof strandet.
  • Eine Milionärsfamilie, die plötzlich verarmt.
  • Ein Teenager, der plötzlich in der Vergangenheit landet.

Der Spass an der ganzen Idee liegt darin, dass ein Mensch plötzlich in einer Welt überleben und funktionieren muss, die auf völlig anderen Wertvorstellungen, Rahmenbedingungen und Prinzipien beruht, als er sie gewohnt ist. Das Aufeinandertreffen der Gewohnheiten und Lebensweisen des Hauptcharakters mit dieser neuen Welt machen dann den Humor aus. Und je sturer und unflexibler die Hauptperson ist, desto chaotischer und witziger wird die Sache. Genau dieses Konzept können wir alle großartig nutzen, um Reden, Vorträge und Präsentationen mit Humor und Comedy zu würzen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass die Hauptperson oder bekannte Personen in unserer Rede, aus dem Wasser fliegen.

Alexander der Große und seine EDV-Abteilung

Ein paar kurze Beispiele:

  • Was wäre wenn die Firma eigentlich das Raumschiff Enterprise aus Star Trek wäre? Wer wäre Spock, Pille, Scotty oder ein Klingone? Welche unbekannten Weiten würde dieses Raumschiff erkunden? Wie viele Alien hätte es schon getroffen? Wer waren diese Alien? (Kunden, Lieferanten, Controller)
  • Wie wäre Alexander der Große mit seiner Agentur zu recht gekommen? Wäre jeder Feldzug durch Meetings zu Thema Kundenzufriedenheit, Tausenderkontaktpreis und Fokusgruppen gejagt worden? Wenn der Streitwagen zusammengebrochen wäre, hätte sich Alexander mit dem Tipp »Haben sie schon versucht den Akku wieder rauszunehmen und reinzugeben?« der EDV-Abteilung zufrieden gegeben?
  • Sind die Prognosen der Controller so zuverlässig wie der Maya-Kalender? Werden sie dann auch dem Sonnenkönig geopfert?
  • Was hätte Cäsar gesagt, wenn das Papier im Drucker ausgegangen wäre? Ist das Aktionärsmeeting nicht einfach eine andere Form dramatischer Spiele im Kolosseum?

Leere Tintenpatrone im alten Rom

Das Konzept ist eigentlich ganz einfach umzusetzen. Als RednerIn musst du nur bekannte Menschen, Abläufe und Klischees aus dem Firmenalltag, aus der Karriere des Jubilars, aus dem Leben des Bräutigams, etc., nehmen und sie in die Kulissen und Welten der anderen Dimension versetzen. Jeder alltägliche und scheinbar banale Vorgang kann in dieser neuen Welt zu einer Absurdität und damit zu einem Witz werden.

Je detailreicher und fantasievoller du die neue Welt und den Zusammenprall mit den Alltäglichkeiten der Realität schilderst, desto lustiger für die ZuhörerInnen. Je berühmter und populärer die neue Welt (altes Rom, Mittelalter, Star Wars, etc.) ist, desto eher haben alle deine ZuhörerInnen unglaublich viele Bilder im Kopf, aus denen sie das Witzigste wählen, wenn sie sich den Bräutigam im alten Rom vorstellen. Wichtig ist auch, dass du für möglichst viele Abteilungen, Beteiligte und Familienmitglieder, die in deiner Rede vorkommen, passende Rollen in der neuen Welt findest. Wer waren die Cowboys und warum? Wer war der Totengräber in der Stadt und warum? Wer die Indianer und warum?…

Der Fisch aus dem Wasser ist eine der einfachsten und besten Methoden um für Lacher bei einer Rede zu sorgen. Je mehr er im Trockenen zappelt, desto besser. Versuch es mal.