Pause lernen In einem anderen Beitrag habe ich über die Effektivität und Bedeutung gut gesetzter Pausen in Reden, Vorträgen und Präsentationen geschrieben. Die Argumente für Pausen sind für die meisten gut nachvollziehbar, aber für viele RednerInnen, vor allem wenn sie noch nicht so erfahren sind, ist eine einfache Pause in einem Vortrag nicht leicht umzusetzen. Sie tun sich damit schwer.

Schlecht: Pausen mit Fülllauten vertonen

Das ist auch nachvollziehbar, denn Menschen versuchen instinktiv Stille irgendwie zu füllen. Wir leben in einer Zeit, in der wirklich ruhige und stille Momenten kaum mehr vorkommen und für viele daher so ungewohnt sind, dass sie verunsichernd wirken. Wir haben das Gefühl, immer für einen Tonteppich sorgen zu müssen. Beobachte andere RednerInnen, PolitikerInnen oder Vortragende und versuche bewusst zu hören, wie sie versuchen Pausen mit Fülllauten und Worten wie »Ahh…, ähh…, uhm…., und…« etc. zu überspielen. Zähle bewusst mit wie oft eine ach so tolle Moderatorin bei einer Talk-Show während ihren Fragen „Ahh.., ahhh…, ahhh…« verlauten lässt. Wenn du wirklich bewusst auf die verbalen Pausenfüller achtest, wirst du überrascht sein wie oft sie vorkommen und wie schnell sie dir unangenehm auffallen. Und dann versuche dir selbst beim Sprechen zuzuhören und dich selbst dabei zu erwischen. Noch besser ist es, eine FreundIn zu bitten bei einer Probe, einem Vortrag oder einer Rede darauf zu achten und sie zu zählen.

Wenn du dir dieser Angewohnheit einmal bewusst bist, dann ist es Zeit dagegen etwas zu unternehmen. Immer wenn du bei einem Auftritt plötzlich das Bedürfnis verspürst solche Füller zu verwenden, weil dir vielleicht nicht sofort eine Formulierung einfällt, dann verbeiß dir das Geräusch. Mach einfach eine kurze Pause. Dabei nicht nach unten oder nach oben blicken, sondern Augenkontakt mit dem Publikum halten und sobald du bereit bist setze mit deiner Rede fort. Das wird nicht sofort und immer klappen, aber mit ein wenig Übung wirst du selbst verblüfft sein wie schnell du Fülllaute und Füllworte streichen kannst. Bei Rede- und Konversationsclubs, wir z.B.Toastmaster International, wird oft bei Meetings ein Ahh…-Zähler bestimmt, der bei allen Redebeiträgen diese Ahhs, Ohhhs, Uhmmms, etc. mitzählt. So lernen die RednerInnen schnell wie oft sie – natürlich unbewusst – darauf zurückgreifen.

Große RednerInnen haben keine Angst vor Stille

Warum ist es wichtig die Fülllaute los zu werden? Zugegeben, kaum ein Mensch sitzt in einem Vortrag, einer Rede oder auch vor dem TV-Schirm und zählt bewusst mit wie oft ein Redner ahh oder ähh sagt. Aber, unser Unterbewusstsein ist sehr sensibel und nimmt die Fülllaute wahr. Beobachte dich beim Zuhören selbst. Ich gehe jede Wette ein, dass Menschen, die du für ihre Redekunst und -fähigkeit bewunderst, eben keine Fülllaute verwenden. Du beurteilst sie als gute RednerInnen, völlig unabhängig vom Inhalt. Auf der anderen Seite wirst du Menschen, die sich von einer Formulierung zur nächsten mit einem Ahh oder Uhmm weiterwursteln, als schlechte RednerInnen einstufen. Egal wie brillant deren Argumente sind. Wie so oft bei der Kommunikation ist nicht immer der Inhalt, sondern die Form entscheidend. Die Fähigkeit sinnlose Laute und Wörter durch gekonnte Pausen zu ersetzen und sie ganz zu eliminieren ist eine ganz wichtige Fähigkeit um als RednerIn erfolgreich zu sein.