Stolpersteine der RhetorikImmer wieder stehen sich RednerInnen selbst im Weg. Der Weg ist mit Stolpersteinen gepflastert. Sie begehen Fehler, die den Erfolg ihrer Präsentation schmälern. Oft sind sie sich der Probleme gar nicht bewusst. Das Wissen um die häufigsten Fehler und Fallen, wenn es um öffentliches Reden und Präsentieren geht, kann viel zur Verbesserung der eigenen rhetorischen Kompetenz beitragen. Deshalb möchte ich mich heute mit drei Stolpersteinen beschäftigen, die es zu vermeiden gilt.

1. – Es steht dir ins Gesicht geschrieben

Glaubst du wirklich, was du erzählst? Bist du wirklich davon überzeugt, dass dein Projekt das Problem lösen wird? Ist dein Produkt wirklich das Beste am Markt? Wenn du deine ZuhörerInnen von solchen Botschaften überzeugen willst, dann musst du diese Überzeugung in allen Facetten deiner Rede zeigen. Deine Mimik, deine Gestik, deine Artikulation und deine Körpersprache müssen diese Überzeugung glaubhaft unterstützen. Mach dir das schon vor dem Beginn der Rede bewusst. Freu dich, lächle und sei voll Energie, wenn du dann an das Pult oder vor die ZuhörerInnen trittst.

Was kannst du gegen scheinbar mangelnden Enthusiasmus tun?

  • Beobachte und übe deine verschiedenen Gesichtsausdrücke. Schau in den Spiegel und mach verschiedene Gesichter. Zeichne dich mit Video auf. Oft sind wir uns gar nicht bewusst, wann wir mit den Augen rollen, die Augenbraue hochziehen oder gar die Stirn runzeln.
  • Deine Mimik muss zum Thema passen. Wenn du bei schlechten Nachrichten lächelst, dann passt das nicht. Wenn du bei großartigen Unternehmenszahlen nicht lächelst, werden sich viel fragen warum. Mimik, die der gehörten Botschaft widerspricht, verunsichert die ZuhörerInnen. Im schlechtesten Fall könntest du unglaubwürdig wirken. Achte auf die Mimik.
  • Setze deine Mimik gezielt ein. Wenn du einmal ein Gefühl für deine bewussten und unterbewussten Mimiken entwickelt hast, dann setze sie ein. BühnenkünstlerInnen können ein Lied davon singen, wie der richtige Gesichtsausdruck zur rechten Zeit eine Szene einzigartig machen kann. Ein verschmitztes Lächeln hier, ein kleines Augenrollen da, und schon kann man eine Botschaft unterstreichen, oder ein wenig Selbstironie zeigen. Lerne deine Gesichtsausdrücke kennen und setze sie dann gezielt zur Unterstützung deiner Botschaft ein.

2. – Schlechte und unangebrachte Gestik

Eines der schwierigsten Dinge beim Reden sind die plötzlich scheinbar völlig unnötig gewordenen Arme und Hände. Manche RednerInnen spielen mit Hemdknopf. Kugelschreiber, Beamer-Fernbedienung, Schlüssel in der Hosentasche, Unterlage und anderen Dinge, die sie irgendwie in die Hände bekommen. Natürlich tun sie das meist völlig unbewusst und sind überrascht, wenn man sie nach einem Auftritt darauf anspricht.

Ich selbst muss z.B. höllisch aufpassen, dass ich mit den Fingern meiner rechten Hand nicht dauernd eine Art „Schnipp“-Bewegung mache. Ich hatte keine Ahnung, dass ich das tat. Ein Kollege machte mich einmal drauf aufmerksam. Dann schaute ich mir ein paar TV-Aufzeichnungen genau an und tatsächlich, da war es.

Vielen Menschen sagt man in Schulungen und Seminaren, dass sie ihre Arme und Hände einfach locker an den Seiten lassen sollen. Aber auch das ist nicht einfach. Oft kleben die Ellbogen dann am Oberkörper und die Hände wirken wie gelähmt. Anderen wurde gesagt, sie sollten die Hände immer wieder einsetzen, aber dann machen sie oft die selben Gesten und Bewegungen, ohne dass sie wirklich passen. Das alles sollte man nicht tun. Was man tun sollte?

  • Sich selbst beobachten und analysieren. Videos ansehen, Publikum befragen, etc. Alles hilft. Wenn du zu viel machst, lenkt das von der Rede ab, wenn du zu wenig machst, lenkt das von der Rede ab. Also suche dir Feedback, finde und lerne deine passenden und natürlichen Gesten und setze sie richtig ein.
  • Gesten sollen wichtige Punkte deiner Präsentation unterstützen. Jede Geste sollte aus einem richtigen Grund gemacht werden. Viele von uns haben das Glück, dass sie das ohnehin oft machen. In persönlichen Gesprächen, bei Erzählungen im Freundeskreis, etc. Versuche dich selbst zu beobachten und nimm diese Gesten als Basis für dein RednerInnen-Dasein.
  • Andere beobachten und lernen. Beobachte RednerInnen die du bewunderst. Schau gezielt auf ihre Gesten und Körpersprache. Nimm dir einfach Gesten die dir gefallen und probiere sie aus. Vor dem Spiegel, in einem Video. Es geht nicht darum zu kopieren, es geht darum zu lernen und aus einer Vorgabe den eigenen Stil zu finden. Trau dich.
  • Gesten sind ungeheuer wichtig. Sie geben den ZuhörerInnen den passenden visuellen Input zu deiner Botschaft. Sie erhöhen die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen. Und sie erhöhen deinen Energielevel und helfen dir um Lampenfieber und Nervosität zu überwinden. Also, unterschätze nicht den Einfluss der perfekten Geste.

3. – Kein Focus

Je mehr überflüssige Information du den ZuhörerInnen entgegenwirfst, desto größer ist das Risiko, das sie dich falsch interpretieren, Interesse verlieren oder deine Kernbotschaft nicht klar erkennen und behalten. Konzentriere dich in deinem Auftritt klar auf eine, deine, und die wichtigste Botschaft.

  • Wen du merkst, dass du zu viele Worte rauslässt, dich versteigst oder den Faden verlierst, dann mach einfach eine Pause. Die Pause bringt dich und das Publikum wieder zurück in die Spur, konzentriert die Aufmerksamkeit und erhöht die Spannung auf deine nächsten Worte.
  • Denk an deine Botschaft. Sag dem Publikum das, was sie hören müssen damit sie nach deiner Rede das tun, wozu du sie motivieren wolltest. Erzähle ihnen nicht alles was du ihnen erzählen könntest. Führe sie an deine Kernaussage heran.
  • Alle Worte sollten eine Idee, ein Konzept oder eine Botschaft kommunizieren. Wenn Worte keine offensichtlich Berechtigung haben, dann streich sie. Nutze Worte nie um einfach nur zu füllen.
  • Kommuniziere deine Botschaft mit drei klar strukturierten Punkten. Wiederhole die Punkte am Schluss.
  • Achte darauf, ob deine ZuhörerInnen noch an deinen Lippen hängen oder schon Facebooken. Achte auf Mimik und Körpersprache im Publikum. Solltest du sie aus irgendeinem Grund verloren haben, musst du ihre Aufmerksamkeit vor deinem entscheidenden Schluss zurückgewinnen.