Interview - wenn dann richtig

Medien überall! Früher gab es halt nur Print, dann Radio und zum Schluss TV. Heute ist das anders. Es gibt fast genau so viele Medien wie es Blogs, Podcasts, Webseiten, Freie RedakteurInnen, Fachmedien, etc. gibt. Man kann nicht mehr entkommen. Im Gegenteil, wenn man Erfolg haben will, eine Führungsposition innehat, im mittleren Management ist oder auch „nur“ ein interessantes Projekt umsetzt, wird man früher oder später mit einer Interviewanfrage konfrontiert sein. Und statt in diesem Moment mit Panik, Horrorvorstellungen und Autorisierungswahnisnn zu reagieren, sollte man professionell agieren. Es könnte also auch dir passieren und deshalb ein paar Gedanken zu diesem Thema von mir.

Interview ist eine gute Sache

In den meisten Fällen ist eine Interviewanfrage eine gute Sache. Klammern wir mal Interviews zu Hausdurchsuchungen, Haftbefehlen, Steuer-CDs, Amokläufen, Schicksalsschlägen aus. Ich rede heute und hier von Anfragen, die wegen eines neuen Produkts, einer erfolgreichen Kampagne, einer PR-Aktivität, eines aufregenden Projekts, einer Charity, etc. kommen. Für alle diese Themen, und viele ähnliche, wünschen wir uns Öffentlichkeit. Also freuen wir uns, dass uns jemand wahrnimmt und Interesse zeigt. Ein gutes Interview ist im wahrsten Sinne des Wortes Geld wert.

Die Welt sieht von innen anders aus

Egal wie erfahren der oder die RedakteurIn ist, im Normalfall bist du der/die Expertin. Es liegt also in der Natur der Sache, dass du bei einem Interview mehr über dein Thema weißt, als dein Gegenüber. In den meisten Fällen, und angesichts mangelnder Budgets der diversen Medien, bist du inhaltlich und fachlich in einer anderen Liga zu Hause. Dementsprechend gütig, geduldig und weise musst du reagieren. Auch wenn du die gerade gestellte Frage für die Dümmste der Welt und weit unter deinem Niveau hältst, beantworte sie ernsthaft, höflich und freundlich. Oft beginnen Missverständnisse und fehlerhafte Zitate schon bei leichtfertig gewählten Fachausdrücken und der Angst eines Redakteurs nachzufragen. Deshalb stelle immer sicher, auch mit Nachfragen, ob der/die RedakteurIn dein Argument auch wirklich verstanden hat. Nicht, ob sie auch deiner Meinung ist, denn sie hat die Freiheit auch nicht deiner Meinung zu sein. Aber mach ganz deutlich und logisch klar, warum du deiner Meinung und was deine Botschaft ist.

Interview bedeutet „geben“

Seth Godin, Blogger-Held und Bestseller Autor, hat einmal zu dem Thema geschrieben: Nicht umsonst heißt es ein Interview geben. Das hat einen guten Grund. Wenn du keine Lust hast über deine Erfolge, Herausforderungen, Projekte, etc. zu reden, dann gehe nicht hin. Noch besser, sag keiner Interview-Frage zu oder geh zu Events, wo es vorhersehbar ist und war, dass du um ein Interview gebeten wirst. Wenn du nicht willst, dann verschwende nicht die Zeit der Redakteurinnen und ihrer LeserInnen.

Vorbereitung ist gut und erwünscht

Grundsätzlich sollte man meinen, dass die Vorbereitung auf ein Interview im Regelfall einfach sein müsste. Man spricht ja über Themen, mit denen man täglich lebt, die man täglich lebt und die einem am Herzen liegen. Rein fachlich und inhaltlich sollte man keine spezielle Vorbereitung brauchen. Aber es gibt Dinge, die man sehr wohl vorbereiten sollte.

Formulierungen – Überlege wie klar verständlich du über deine Anliegen sprechen kannst? Kannst du die wichtigste Punkte auch kurz und prägnant formulieren, sodass sie auch Teil einer Überschrift oder eines 30-Sekunden Soundbits sein können? Was wird deine Hauptbotschaft sein? Wiederholst du sie oft genug – in Varianten natürlich – sodass sie sicher ankommt?

Atmosphäre – Es geht nicht um Klimawandel und globale Erwärmung, sondern um eine entspannte Atmosphäre in der das Interview stattfinden soll. Es ist völlig in Ordnung vorab mit dem Redakteur Gespräche zu führen und ein paar Hinweise zu geben was einem am Herzen liegt, was die Botschaft sein soll. Wie immer bei zwischenmenschlichem Kontakt ist es natürlich auch eine gute Idee schon vorab den Interviewpartner kennen zu lernen. So entwickelt man auch schon ein Gefühl für Interessen, Emotionalitäten und heikle Themen. Einfach den Hausverstand einschalten und Kontakt suchen. Jede Minute, die du dafür investierst, wird das Interview besser und erfolgreicher machen. Selbst wenn es nur ein paar Minuten direkt vor dem offiziellen Gespräch selbst sind.

Das gesprochen Wort gilt

Ich selbst bin ein Feind von nachträglichen Autorisierungen. Ich halte das Bestehen darauf für eine Schwäche. Ich muss professionell und erfahren genug sein, um zu wissen was ich sage und wie es aufgenommen wird. Vielleicht wäre es bei Menschen argumentierbar, die unerfahren im Medienumgang oder nur aus Zufall ins Visier von JournalistInnen geraten. Führungskräfte, PolitikerInnen, PR-Leute, SchauspielerInnen, etc. sollten wirklich fähig sein ein Gespräch so zu gestalten, dass sie nicht nachher komplette Absätze und Themenbereiche rausstreichen oder umformulieren müssen. Die JournalistInnen sind nicht deine FreundInnen, die zu einem Kaffeeklatsch vorbeikommen. Es sind in der Mehrzahl Profis, die sich in einem ziemlich klar definierten Regelwerk bewegen. Für die Interviewten gibt es sowieso nur ein eisernes Gesetz: Wenn du es nicht in Print lesen, im Radio hören, im TV sehen oder im Internet auftauchen lassen willst, dann sag es nicht und tu es nicht. So einfach ist das.

Hängengebliebene Platte/CD

Oft jammern Promis, SchauspielerInnen, PolitikerInnen, UnternehmensleiterInnen, etc. dass sie immer die gleiche Frage, bzw. Fragen, gestellt bekommen. Dafür gibt es in solchen Fällen wohl gute Gründe. Die RedakteurInnen fragen, was ihr Publikum interessiert. Oder das, von dem sie glauben, dass es die Zielgruppe interessiert. Und egal wie oft du es schon erzählt hast, es gibt immer noch Menschen für die das News ist. Also, verzieh nicht das Gesicht, reagiere nicht herablassend oder erbost. Erweise dem/der RedakteurIn und deren Publikum den gebührenden Respekt und nimm die Frage ernst, beantworte sie geduldig und ausreichend, auch wenn es das hundertste mal ist.

Du musst für die Show sorgen

Wenn ein Interview langweilig klingt, langweilig zu lesen oder gar anzuschauen ist, dann ist das deine Schuld. Wenn deine Antworten und Reaktionen allgemeines Blabla, deine Körpersprache unangenehm und deine Abneigung gegenüber dem Interviewpartner klar zu sehen sind, dann hast du es verbockt – nicht der/die Redakteurin. Du bist dafür verantwortlich deine Inhalte aufregend, erfolgreich und überzeugend zu gestalten und rüber zu bringen. Diese Verantwortung kannst du nicht einfach abschieben.

Freu dich drauf und genieße die Aufmerksamkeit

Mit ein wenig Vorbereitung kann ein gut geführtes Interview zu Erfolg, Ansehen und Respekt führen. Nimm dir die Zeit und mach deine Arbeit. Und dann genieße den Moment der Aufmerksamkeit und das Interesse an Dingen die dir wichtig sind. Es soll keine „Gegeneinander“ sein und werden. Ein gutes Interview ist ein „Miteinander“ von dem beide Seiten profitieren.