Eines wird nie passieren: dass alle im Publikum deine Botschaft im selben Moment verstehen, verarbeiten und bewerten. Trotzdem ist das Ziel jeder Rede, jedes Vortrags und jeder Präsentation, dass die ZuhörerInnen deine Hauptbotschaft mitnehmen. Deshalb ist es so ungeheuer wichtig, dass du während deines Auftritts immer wieder überprüfst, ob dir noch die nötige Aufmerksamkeit von Seiten des Publikums geschenkt wird. Einige ZuhörerInnen werden vielleicht nicht mit allen deinen Thesen einverstanden sein, einige werden vielleicht mit keinem einzigen deiner Punkte übereinstimmen. Manche werden Teile unterstützen und andere Gedanken ablehnen. Aber alle diese Entscheidungen kann ein Publikum nur fällen, wenn es deine Botschaft grundsätzlich verstanden hat. Ohne dass sie sie verstehen, macht ein weiterer Dialog keinen Sinn. Und nur wenn du das Publikum aufmerksam beobachtest und seine Signale richtig interpretierst, kannst du abschätzen wie sehr du durchdringst.
Setze deinen Hausverstand ein
Die nachfolgenden Tipps sind so genannte No na-Punkte. Dinge, die logisch, offensichtlich und leicht nachvollziehbar sind. Und dennoch, in der Aufregung vergisst und übersieht man oft die einfachsten und offensichtlichsten Sachen. Es ist deshalb immer gut auch völlig logische und einfache Grundregeln immer wieder durchzudenken, sich selbst daran zu erinnern und sie präsent zu halten.
Hier ist eine Checkliste mit Anzeichen und Werkzeugen um das Publikum bei der Stange zu halten
1. Sieh ihnen in die Augen
- Wenn sie mit dir Augenkontakt halten, dann hören sie aufmerksam zu. Sie verarbeiten deine Aussagen und Ideen. Viel Augenkontakt ist natürlich ein sehr positives Signal. Scanne den Raum und beobachte ob in allen Bereichen des Zuschauerraums Augenkontakt vorhanden ist. Wenn nicht, könnte das ein Hinweis sein, dass du in bestimmten Bereichen akustisch nicht ausreichend zu verstehen bist.
2. Es steht ihnen ins Gesicht geschrieben
-
Verwirrung, Langeweile, Desinteresse, Interesse, Neugier und Freude sind Menschen leicht anzusehen. Das machst du täglich, egal ob im Büro oder im Privatleben. Nutze deinen Hausverstand und interpretiere die Gesichter.
-
Kopfnicken signalisiert Zustimmung, Kopfschütteln signalisiert Ablehnung. Beides sind gute Signale. Offensichtlich wirst du verstanden und deine Botschaft verarbeitet. Du hast zumindest die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen.
-
Gähnen, Schnarchen, Speichelfluss aus den Mundecken sind natürlich keine guten Signale. Sie können auch von Schlafmangel, Übermüdung und einer langen Nacht zeugen. Allerdings nur, wenn es sich um ein oder zwei Einzelfälle im Publikum handelt. Wenn zwei Drittel des Publikums gemütlich vor sich hin schnarchen, dann bist du verloren.
3. Beobachte die Körpersprache des Publikums
-
So wie bei dir als RednerIn selbst, verrät uns die Körpersprache auch viel über unser Publikum. Leicht vorgebeugt sitzend, signalisiert Interesse und Aufmerksamkeit.
-
Im Sessel lümmelnd ist ziemlich sicher kein gutes Signal. Die Position ist eher ein Indikator für Langeweile und Desinteresse.
-
Verschränkte Arme sind kein schlechtes Signal. Sie signalisieren Ablehnung, Verteidigung und Nicht-Übereinstimmung, sie bestätigen aber Aufmerksamkeit und Verarbeitung deiner Argumente und Ideen.
4. Fragen ob sie verstanden haben
-
Es ist völlig in Ordnung nachzufragen. Fragen wie: »War das verständlich?« oder »Können mir alle folgen?« sind wichtige Werkzeuge. Sie sind ein weiterer Weg um zu prüfen, ob das Publikum deine Botschaften versteht.
-
Nach der Frage eine kurze Pause machen, um tatsächlich Fragen zu bekommen, wenn es welche gibt. Die Frage muss ernst gemeint sein und darf keine rhetorische Floskel sein.
5. Niemanden herausheben
-
Wenn du einer Person im Publikum offensichtlich anmerkst, dass sie den Faden oder das Interesse an deinen Ausführungen verloren hat, dann führe sie nicht vor. Stell die einzelne Person nicht ins Schaufenster. Sprich auf keinen Fall nur diese eine Person an. Es könnte ihr unangenehm und peinlich sein. Sei dir bewusst, dass wenn es diese eine Person nicht verstanden hat, dann gibt es sicher auch noch andere im Publikum, denen es genauso geht.
-
Erkenne das Signal und versuche die ZuhörerInnen wieder ins Boot zu holen. Manchmal müssen Dinge einfach wiederholt werden, manchmal erklärt man etwas noch einmal in anderen Worten. Menschen hören und verstehen jeweils auf ihre eigene individuelle Art. Obwohl du es natürlich nie wirklich allen und jeden in jedem Moment recht machen kannst, versuche möglichst viele am gemeinsamen Weg zu halten.