produktiv Schreiben

Ich bin auch so. Ich liebe es meine Produktivität zu organisieren und damit vermeintlich zu steigern. Ich habe ca. 24 Listen-, To-Do- und Produktivitäts-Apps auf meinen smarten Geräten. Ich bin auch wahnsinnig gut, wenn es darum geht das Programm zu begreifen und eine erste To-Do-Liste zu erstellen. Dann wird sie auch noch behübscht und immer wieder begeistert angesehen und herumgezeigt. Inzwischen habe ich also auch 24 erste To-Do-Listen, aber keine ist abgearbeitet.

Arbeit organisieren ist nicht gleich arbeiten

Vor allem Männer, ist zumindest meine Erfahrung, lieben den Prozess mehr als die tatsächliche Arbeit. Wir können stundenlang sortieren, formatieren und prokrastinieren. Aber nichts wird tatsächlich erledigt. Ich bin schuldig. Habe das Problem aber erkannt und bin tatsächlich auf dem Weg der Besserung. Auch vor allem dank dieses Blogs, der mich immer wieder motiviert zu schreiben, aber nicht nur zu schreiben, sondern auch zu publizieren. Mein selbstauferlegtes Ziel, mindestens fünf neue Beiträge pro Woche, hat mich zunehmend gezwungen produktiv zu arbeiten. Besser formuliert, die zahlreichen BesucherInnen pro Tag, sind der beste Antriebsmotor den man haben kann.

Es gibt ein paar fundamentale Methoden, um auch einen kreativen Prozess wie Schreiben, produktiv zu gestalten. Hier sind sieben Tipps, die mir wirklich geholfen haben.

1. Geh jeden Tag ins Büro

Damit meine ich allerdings nicht ein wirkliches, physisches Büro, sondern nur einen fixen Arbeitsablauf. Das Büro kann ein Raum bei dir zu Hause, eine Bibliothek, dein Bett oder auch die Toilette sein (allerdings wirst du dich da an eingeschlafene Beine gewöhnen müssen). Wichtig ist nicht der Ort, sondern das Ritual. Such dir eine bestimmte und fixe Tageszeit, zu der du schreiben immer gehst. Es können 15 Minuten pro Tag, eine Stunde oder auch viel mehr sein. Es kann in der Früh, gleich nach dem Aufwachen im Bett, in der Mittagspause oder am Abend vor dem Schlafengehen sein. Das Wichtige ist nur: es muss ein fixer Termin sein. Trage ihn in deinen Kalender ein. Du musst ihn einhalten. Teile ihn mit Familie, FreundInnen und KollegInnen, damit sie ihn respektieren, dich aber auch ein wenig zur Rechenschaft zwingen wenn du ihn nicht einhältst. Ein solcher fixer Termin wird dir zu viel mehr geschriebenen Text verhelfen und er wird dich zu einem besseren Autor machen.

2. Lege ein Pensum fest

Lege dich selbst auf ein Ziel fest, wie viel du in bestimmten Zeitabschnitten schreiben möchtest. Das Ziel können Seiten, Gags oder auch Ideen sein. Z.B. 10 Seiten pro Woche, 1.000 Wörter pro Tag, 1 Stunde pro Tag, 10 Pointen pro Woche, etc…. Du legst dieses Ziel selbst fest. Je nach Persönlichkeit ist es für dich vielleicht einfacher Seitenzahlen einzuhalten als Stunden. Probier es aus, aber mach es. Gemeinsam mit dem fixen Termin motiviere dich. Versuch keine Ausnahmen zu machen. Programmiere dir Erinnerungen, bitte FreundInnen dich zu kontrollieren. Alles was dir hilft ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du die Vorgaben nicht einhältst ist hilfreich und erwünscht.

3. Belohne deinen Fleiß

Wenn du alles eine Woche lang eingehalten hast, belohne dich dafür. Wenn du die 20 Seiten geschrieben hast, lobe dich dafür. Gönn dir irgendeinen Spass. Geh ein Eis essen, in die Wellness-Oase oder ins Kino. Gib dir jede Woche eine Belohnung für die Einhaltung der Vorgaben. Du hast was erreicht, du warst produktiv und du verdienst eine Anerkennung.

4. Bestrafe dich für Faulheit

So wie du dich belohnen sollst wenn du die Vorgaben einhältst, genau so solltest du Konsequenzen spüren, wenn du sie nicht erfüllst. Kein Eis für dich, keine Pizza oder kein netter Abend vor der Flimmerkiste. Klar, das ist nicht leicht, aber es hilft. Ich habe das selbst bei mir gespürt. Manchmal war ich wie vor Jahrzehnten in der Schule und habe dann vor der selbstauferlegten Strafe noch alles nachgeholt. Es geht immer um Motivation. Schreiben ist ein harter Job, so wie jeder andere Job der gut gemacht wird auch. Ausreden wie »Ich bin heute nicht kreativ!«, »Ich habe eine Blockade!«, etc., zählen nicht. Finde ein paar kreative Strafen (nein, keine die Spass machen!) und halt dich dran.

5. Rechenschaft ablegen

Wenn du merkst, dass du alleine nicht hart genug zu dir bist, dann sorge dafür, dass du anderen gegenüber verantwortlich wirst. Wenn du deine Texte online stellst und jeden Tag LeserInnen anziehst, dann fühlst du dich schnell dafür verantwortlich regelmäßig zu schreiben. Du kannst aber auch einfach mit einem anderen Autor oder Autorin eine Gemeinschaft bilden und ihr gebt euch selbst zu erfüllende Vorgaben bis zum nächsten Meeting auf. Versprich deiner Frau, dass du ihr am Ende der Woche deine Texte zeigst. Geh in einen Schreibkurs auf der Volkshochschule. Such dir ein Publikum. Vereinbare Lesungen. Oft sind wir viel produktiver, wenn wir wissen, dass andere von uns diese Produktivität erwarten und den Fortschritt sehen wollen.

6. Produktivitäts-Apps

Wie schon zu Beginn des Beitrags geschrieben, es gibt sie. Es gibt sie zu tausenden. Und sie funktionieren alle, wenn du es willst. Finde Apps und Programme, die dir zusagen. Oft reicht ein Kalender mit To-Do-Liste und automatischen Erinnerungen. Es gibt aber auch hoch komplexe und kreative Lösungen. Für viele Menschen ist es eine große Motivation Listen abzuhaken und abzuarbeiten, Wörter und Seiten zu zählen oder einfach Seiten auszudrucken. Was immer dir hilft ist gut. Mach es nur.

7. Suche Inspiration

Mach einfach Sachen, die dein Projekt, dein Schreiben und deine Kreativität unterstützen, herausfordern und fördern. Geh ins Kino, lies Bücher, geh ins Theater oder in eine Comedy-Show. Mach Musik, Kampfsport, Speed-Dating oder Parties. Alles ist gut, wenn es deine Fantasie und deinen Geist anregt. Habe immer dein Notizbuch, dein Smart-Phone oder dein Tablet dabei, um großartigen Ideen und Geistesblitze sofort notieren zu können. Man kann nie vorhersehen, wann einem die geniale Roman-Idee, der perfekte Dialog oder die Wahnsinns-Pointe einfällt. Sei immer vorbereitet (Ja Jungs, das kann man auch wieder ein wenig anders verstehen).

Es liegt an dir

Kreatives und produktives Schreiben taucht nicht einfach so auf. Ja, Ideen können das, aber das war es dann auch schon. Im Gegensatz zum weiterverbreiteten Mythos hat kreatives Schreiben vor allem mit Arbeitseinsatz, Regelmäßigkeit, Übung und Selbstdisziplin zu tun. Klingt hart, hat aber einen ganz großen Vorteil. Alle diese Vorraussetzung kannst du selbst schaffen und erfüllen. Dazu ist weder Geld, noch ein grandioses Studium und vor allem kein Glück nötig. Du kannst es, also mach es.