Reden üben

Es wird niemanden überraschen zu hören, dass Übung und Erfahrung die besten Wege sind um ein besserer Redner zu werden. Das leuchtet jedem ein. Die Theorie klingt gut und überzeugend, aber wie soll man das praktisch umsetzen? Kaum einer spricht jede Woche oder auch jeden Monat vor Publikum. Wie soll man also üben, ohne Auftritte zu haben? Die gute Nachricht: es gibt Methoden und Möglichkeiten jeden Tag praktisch die eigenen Talente zu perfektionieren. Hier sind acht Vorschläge, wie du täglich trainieren und dich zu einem wunderbaren Redner entwickeln kannst.

1. Lade dir eine Aufnahme-App auf dein Smart-Phone

Wir leben in einer großartigen Zeit. Während man früher eigene Diktiergeräte, sogar noch mit Bändern, gebraucht hat, haben wir alle heutzutage quasi ein kleines Aufnahmestudie in der Hosentasche: unser Smart-Phone. Nutze es. Lade dir eine App runter, mit der du dich selbst aufzeichnen kannst. Dann halte eine Rede, oder auch nur einen Teil einer Rede, nimm sie auf und höre dir nachher selbst zu. Mach sofort einen zweiten Versuch und sprich langsamer als beim ersten mal. Und dann noch einen dritten Versuch, noch langsamer. Hör dir alle drei Aufnahmen an, vergleiche sie und bewerte, welche Geschwindigkeit am besten klingt. Wenn möglich spiel die Aufnahmen auch einer FreundIn vor und bitte sie um Feedback.

2. Lerne kurze Atemübungen

Für viele unerfahrene RednerInnen wird die eigene Atmung oft zu einem Stolperstein, wenn es um öffentliche Auftritte geht. Keine Sorge, das ist normal. Lampenfieber und Nervosität beschleunigen unseren Atemrythmus, fördern Kurzatmigkeit und beschleunigen unsere Sprechgeschwindigkeit. Alle diese Effekte beeinträchtigen unsere Fähigkeit überzeugend und entspannt zu sprechen. Ein paar kurze Atemübungen können da Wunder wirken. Vor allem wenn man sie regelmäßig übt und schon das Wissen um die Übung im Ernst- bzw. Auftrittsfall zur Beruhigung führt. Die einfachste Übung: Langsam und entspannt durch die Nase einatmen, dann wieder langsam durch die Nase ausatmen. Es gibt aber viele andere Atemübungen aus den verschiedensten Lebensbereichen wie Sport, Yoga, etc. Probier es aus und mach das, was für dich am besten funktioniert.

3. Halte Reden im täglichen Leben

Wann immer du mit jemanden sprichst oder einen Geschichte erzählst, egal ob mit einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe, versuche gute Redetechnik anzuwenden. Vermeide »Ähhs, umms, ahhs« oder sinnlose Füllworte. Sprich in klaren Sätzen, ohne dich zu wiederholen. Achte auf deine Körpersprache aber auch auf die deiner ZuhörerInnen. Strukturiere deine Argumente und Punkte. Strukturiere deine Geschichten wie kleine Reden, mit Anfang, Mitte und klarem Ende. So kannst du täglich üben und gute Redetechnik wird schnell automatisiert.

4. Bewerte dich selbst

Nach kurzen Präsentationen, Diskussionen oder auch Verkaufsgesprächen bewerte dich selbst. Sei dabei ehrlich. Benote dich nach dem Schulsystem. Je ehrlicher du das machst, desto schneller wirst du die Bereiche bei deinen Kommunikationsfähigkeiten identifizieren, die du besonders gut beherrscht und die, die an denen du noch hart arbeiten musst.

5. Tu so als ob…

Stell dir vor, du hältst deine Rede, oder einen Teil deiner Rede, in einer ungewöhnlichen Situation. Zum Beispiel für einen Menschen, der nicht so gut deutsch kann. Oder vor einem 5-jährigen Kind. Oder als Gast in einer TV-Nachrichtensendung oder Talk-Show. Wie würdest du deine Diktion, dein Tempo und deine Struktur verändern? Spiel die Szenarien im Kopf durch und nimm verschiedene Versionen der Rede wieder auf. Wie würdest du gern klingen? Kannst du deine wichtigsten Botschaften auch in 1, 2 oder 3 Minuten-Häppchen gut formulieren?

6. Lern von den Besten

Schau dir Reden, Auftritte und Interviews von den Menschen an, die du als RednerInnen bewunderst. Analysiere ihre Art zu sprechen und zu kommunizieren. Was machen sie besser oder anders als du? Versuch sie zu imitieren und mach dir ihre besten Fähigkeiten zu eigen. Du sollst kein Klon werden, aber wir alle nutzen die selben Grundtechniken. Lerne von den Besten und adaptiere ihre Stärken so für dich, dass du ein besserer Redner wirst.

7. Hol dir Feedback

Such dir Menschen denen du vertraust und bitte sie deine Kommunikationsfähigkeit zu beurteilen. Frag nicht einfach: »Wie war ich heute?« sondern besser: »Was habe ich heute am besten gemacht? Was könnte ich verbessern?«. Frag spezifisch nach Verständlichkeit und Redegeschwindigkeit. Und ganz wichtig: Nimm das Feedback an. Hör einfach zu. Reagiere nicht gleich mit defensiven Erklärungsversuchen wie: »Das war weil…Eigentlich wollte ich…Das Mikro war….« Nimm Lob und Kritik an und zeige, dass du für ehrliches Feedback dankbar bist. Schluck jeden Versuch die Punkte zu diskutieren oder den Kritiker zu überzeugen runter.

8. Such dir einen Redeclub

Die beste Übung ist sprechen, sprechen, sprechen. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten einen Rede- oder Debattierclub zu finden und an deren Meetings teilzunehmen. Ich selbst bin Mitglied bei Toastmasters wo wir alle zwei Wochen zu einem Meeting zusammenkommen um Reden zu halten, uns gegenseitig Feedback zu geben und bessere Kommunikatoren zu werden. Die Clubs gibt es auch in verschiedenen Sprachen. Bei Toastmasters in Wien kann man z.B. im englischsprachigen oder deutschsprachigen Club mitmachen. Oder sogar in beiden, wenn man vom Reden nicht genug bekommen kann.

Jeden Tag besser werden

Menschen reden jeden Tag und in unendlich vielen Situationen und Konstellationen. Jeden Tag ergeben sich viele Möglichkeiten die eigenen Kommunikationsfähigkeiten zu üben und zu verbessern. Man muss sich der Möglichkeiten nur bewusst sein. Mit ein wenig Kreativität kannst du jeden Tag ein wenig besser werden.