Immer wieder beobachte ich es. Vor allem bei Comedy-Mixed-Shows mit jungen KollegInnen. Sie interessieren sich einfach nicht für die Auftritte der anderen und sitzen lieber im Backstage-Bereich herum, um mehr oder wenig witzig zu sein, ihre Nervosität zu überspielen oder zu „networken“. Dabei kann es so viele Vorteile haben einfach mal den KollegInnen auf der Bühne zuzusehen und zuzuhören.
Zum Beispiel kann man gleich sehen welche Art von Publikum da ist, wie es reagiert und ob die Stimmung eher einer Trauerfeier oder einem Junggesellen-Abschied entspricht? Man kann schon bei KollegInnen auf der Bühne sehen welche Art von Humor an diesem Abend wohlwollend aufgenommen wird und ob es Themen gibt, die das Publikum in komatöses Schweigen prügeln. Allein um diese Informationen zu bekommen ist es sinnvoll und ratsam bei anderen zuzusehen.
Einfach mal bei den KollegInnen Comedy live sehen
Hier ist noch ein guter Grund rauszugehen und zuzuhören. Man könnte was lernen. Gerade beim Thema Comedy kann man von erfahrenen und erfolgreichen KollegInnen so unglaublich viel lernen, einfach durch gutes Beobachten. Wie gehen erfolgreiche KünstlerInnen mit dem Publikum um? Wie reagieren sie auf Zwischenrufe? Wie binden sie das Publikum emotional ein? Aber auch von jungen KollegInnen kann man durch Beobachtung lernen. Was funktioniert, was klappt nicht so gut? Welche Fehler sieht man, die man selbst vermeiden kann? Jede Minute Live-Comedy ist für Comedians wie ein Pro-Seminar an der Humor-Uni. Man sollte die Chance immer nutzen zusehen und beobachten zu dürfen.
Und durch ein wenig Aufmerksamkeit könnte man auch die peinlichen Momente verhindern, in denen ein Comedian in der Show die gleichen Gags zu den gleichen Themen macht, die ein paar Minuten davor schon ein anderer gemacht hat. Natürlich beschäftigen sich fast alle Comedians früher oder später mit allen Themen. Es gibt kein Thema über das nicht schon einmal ein Gag geschrieben wurde. Und wie überall im Leben gibt es auch dabei Themen, die einfach aufgrund der allgemeinen Interessenlagen, Lifestyle und Modethemen, dann immer öfter und von vielen mehr aufgegriffen werden. Fast jeder spielt im Moment eine Nummer über Facebook, iPhone, iPad, „die bösen sozialen Netze“ und sinnlose Status-Updates oder Uploads. Das ist auch ok. Aber wenn der Kollege, der gerade mal 20 Minuten vorher auf der Bühne war, das Thema breit abgearbeitet hat, dann sollte man flexibel reagieren können und vielleicht auf ein anderes Thema umsteigen. Allerdings müsste man dazu wissen, was auf der Bühne vorgeht. Am einfachsten einfach zusehen. Eine andere Möglichkeit wäre auch sich vor Beginn der Show kurz abzusprechen. Durch’s Reden kommen die Leut‘ zusammen und das Publikum wird für Themenvielfalt dankbar sein.
Zuhören, zuschauen und miteinander reden – auch ein Weg zum Erfolg
Nebenbei sei noch erwähnt, dass dies auch eine der wichtigsten Aufgaben eines Moderators bei einer Mixed-Show ist. Entweder er kennt alle KollegInnen des Abends und ist sich sicher welche Nummern bzw. Sets sie spielen, oder aber er muss vorab fragen. Es gibt nichts schlimmeres als wenn der Moderator in seiner Anmoderation das Thema oder sogar Gags auftrender KünstlerInnen verbrät. Deshalb auch immer mit dem Moderator sprechen und fragen, ob er oder sie vorhat bestimmte Themen aufzugreifen. Wir alle haben unsere Standard-Witze und Gags, die wir immer wieder aus verschiedensten Gründen auspacken. Aber es wirkt einfach ganz blöd, wenn der Moderator in der zweiten Moderation einen Witz gemacht hat, den der fünfte Künstler des Abends dann wortwörtlich in einem seiner Sets hat. Und der wundert sich dann, warum keiner bei dem Mörderwitz lacht, nur weil er nicht mitbekommen hat, dass genau der Gag an diesem Abend schon gespielt wurde.
Alles leicht zu verhindern. Einfach zuhören, lernen, beobachten und miteinander reden. Davon profitieren wir alle.
