Ich kann das Thema schon kaum mehr hören. Und trotzdem werde ich fast jedes mal in unserem Comedy-Club schmähstadl drauf angesprochen: „Was ist der Unterschied zwischen Comedy und Kabarett?“ Ich halte diese Diskussion für absurd und sinnlos. Wenn ich einen Künstler auf der Bühne sehe und mich bei seinem oder ihrem Auftritt großartig unterhalte, dann ist es mir herzlich egal ob er oder sie Comedy, Kabarett oder etwas Anderes macht. Aber ich gebe auch gleich zu, dass ich persönlich weder ins Kabarett noch in den Comedy Club gehe um politisch umerzogen zu werden oder ein Seminar in Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften oder Publizistik zu besuchen.

Unterschied Comedy – Kabarett? Wozu?

Aber was noch absurder ist, ist die landläufige Unterscheidung zwischen Comedy und Kabarett in Österreich. Sie zeugt nur von der unglaublichen Arroganz eines Landes, dass seit seiner Republikwerdung unter einer Vielzahl von Minderwertigkeitskomplexen leidet. In Österreich geht man davon aus, dass Kabarett intelligent, politisch, „von feiner Klinge“ und tief gehend – also österreichisch – ist, während Comedy angeblich primitiv, proletoid, dumm und tief – also typisch deutsch – ist. Und das wird ernsthaft argumentiert, während z.B. der derzeit kommerziell erfolgreichste Kabarettist in Österreich mit seinem Partner in seinem Programm weite Strecken zum Thema Sex, Oralsex, Schamhaare im Rachen und Facebook abliefert. Gleichzeitig gibt es eine große Anzahl von Comedians im deutschsprachigen Raum, die in ihren Programmen hoch politisch und intelligent sind. Kein Mensch kann doch ernsthaft behaupten, dass ein Volker Pispers, Wolfgang Trepper oder auch Sebsastian Puffpaff und v.a. in Deutschland nicht hoch politisches, bissiges und intelligentes Kabarett bzw. Comedy machen. Und das Unglaubliche dabei: sie sind auch noch unerhört unterhaltsam. Soweit zur typisch österreichischen Unterscheidung zwischen Comedy und Kabarett.

Es gibt aber tatsächlich einen großen Unterschied zwischen Kabarett und Comedy. Beim Kabarett wird zwischen Publikum und KünstlerIn auf der Bühne eine Art undurchdringliche Wand errichtet. Die Kabarettisten rezitieren ihre Texte – ähnlich wie im Theater – während das Publikum mehr oder weniger amüsiert zuhört, aber auf jeden Fall passiv bleib. Es kommt zu keiner Interaktion zwischen Publikum und Auftretendem. Im Gegenteil, viele Kabarettisten fürchten bei Interaktion nicht mehr in ihren Text zurück zu finden.

Hauptsache es gibt Unterhaltung

Ganz anders bei echter Comedy. Bei wirklich guten Comedians kommt es immer wieder zur Interaktion mit dem Publikum. Oft sogar zu kurzen Zwiegesprächen, die später dann immer wieder vom Comedian clever aufgegriffen werden. Und gerade diese Interaktion mit dem Publikum macht Comedy so einzigartig. Die mehr oder weniger langen Strecken von Improvisation machen jeden Abend im Comedy Club zu einem einmaligen Erlebnis. Beide – Comedian und Publikum – wissen, dass diese Show nie genau gleich wiederholt werden kann. Sie erleben einen Abend der wirklich einzigartig ist. Denn am nächsten Abend wird eben nicht „Wolfgang der Banker“ im Publikum sitzen, sondern vielleicht „Silvia die Lehrerin“. Und ihr Beitrag zur Show und die Reaktion des Künstlers auf der Bühne wird ganz anders sein, als am Abend zuvor.

Und genau das macht den Erfolg der Comedy bei neuem und jungen Publikum aus. Wenn sie eine Show sehen wollen die wie aus einer Konserve jederzeit reproduzierbar ist, dann können sie das auch im Theater, im TV oder im Internet haben. Aber ein echtes Live-Erlebnis, ohne Netz und doppelten Boden, bei dem sie auch noch selbst zu einem Teil der Show werden, das erleben sie nur bei echten Comedy-Shows.