Die PauseDer größte und einprägsamste Moment einer wunderbaren Rede kann genau der sein, in dem kein Wort gesprochen wird – die Pause. Ohne Zweifel ist die gekonnte Pause eines der wichtigsten Kommunikationsinstrumente die es gibt, wenn es um Comedy, Reden, Vorträge und Präsentationen geht. Interessanterweise ist sie aber auch der Teil einer Rede, der in Vorbereitung und Planung oft kaum oder gar nicht bedacht, geplant und geübt wird. Wer Pausen nicht richtig und sinnvoll einsetzt, kann diesen Makel auch durch perfekte Worte, Körpersprache und Kompetenz kaum wettmachen.

Am Anfang steht die Pause

Wenn du die Bühne betrittst, ans Podium gehst oder eine andere Redeposition einnimmst mach eine Pause sobald du an der Stelle stehst, wo du reden wirst. Stell dich entspannt hin, nimm mit den ZuhörerInnen Augenkontakt auf und sei einfach still. Damit strahlst du Autorität und Selbstbewusstsein aus. Und gib der Pause Zeit. Bleib einfach still solange es halbwegs komfortabel geht. Erst wenn die ersten zarten Anzeichen von Unruhe entstehen und manche im Publikum sich fragen, ob du überhaupt irgendetwas sagen wirst, dann beginnst du zu sprechen. Ein solcher Auftritt braucht natürlich auch Mut, Geduld und Selbstbewusstsein. Denk daran, Zeit fühlt sich in so einem Moment viel länger an als sie tatsächlich ist. Nimm dein Handy und lerne 15 Sekunden, 30 Sekunden und auch länger richtig einzuschätzen. Dann bist du bereit.

Für viele unerfahrenen RednerInnen ist die Pause, zusammen mit zu schneller Sprechgeschwindigkeit, eine der größten Stolpersteine auf dem Weg zu einer erfolgreichen Rede. Sie lernen ihr Redemanuskript so weit es geht auswendig und spulen dann während der Rede ihr Manuskript ab. Egal ob auswendig oder gelesen, das Lampenfieber und die Aufregung, lässt sie zu schnell werden und auf Pausen meist völlig vergessen. Erfahrene RednerInnen wissen um den Wert der perfekten Pause. Sie gibt den ZuhörerInnen ein Gefühl für die Struktur der Rede und die Chance Gehörtes zu verarbeiten und mit ihrem Wissen in Einklang zu bringen. Sie bekommen die nötige Zeit, um die Botschaft der Rede zu verstehen und zu verarbeiten. Sie gibt ihnen die Zeit eine Pointe zu verstehen und zu lachen.

Ich rate unerfahrenen Rednerinnen immer dazu Hinweise zu Sprechtempo und auch Pausen direkt ins Manuskript aufzunehmen und klar gekennzeichnet reinzuschreiben. Es hilft einfach wenn manchmal dick und fett zu lesen steht: Lass dir Zeit oder P A U S E.

Rhetorische Allzweckwaffe Pause

Pausen markieren Gedanken- und Themenwechsel in einem Vortrag. Sie sind wie ein Hinweisschild für das Publikum auf dem steht: Jetzt zu einem weiteren/anderen Punkt. Pausen bauen Spannung auf. Richtig eingesetzt steigern sie die Erwartung des Publikum vor einem wichtigen Argument, bzw. Punkt, in der Rede. Die Angelsachsen nennen eine solche Pause auch die schwangere Pause (Pregnant Pause). Comedians nutzen diese Technik gekonnt um die Pointe eines Gags besonders überraschend zu setzen. Um noch mehr Spannung im Publikum zu erzeugen, bevor die Punchline die Spannung durch eine Explosion an Lachen löst. Wenn du dem Publikum eine Frage stellst, rhetorisch oder nicht, musst du auch unbedingt danach eine Pause setzen. Die gibt den ZuschauerInnen die Chance über die Frage nachzudenken und animiert sie mitzudenken.

Auf eines musst du allerdings achten. Übertreibe es nicht. Du darfst eine Pause nie so lange werden lassen, dass die ZuhörerInnen plötzlich das Gefühl bekommen du weißt nicht mehr weiter oder hast den Faden verloren. Außer du willst diesen Eindruck bewusst erwecken. Die berühmte Zeile: »Ich habe den Text vergessen, wo war ich?« ist eine der meist genutzten Finten mit denen Kabarettisten und Comedians versuchen eine emotionale Bindung mit dem Publikum aufzubauen. In den seltensten Fällen haben sie den Text wirklich vergessen. Das Gleiche gilt auch für scheinbar unerwartete Heiterkeitsausbrüche und Lachkrämpfe auf der Bühne.

Also, wenn du das nächste mal einen Auftritt, eine Rede oder einen Vortrag vorbereitest, dann mach dir schon vorab Gedanken über den besten Einsatz von Pausen. Die Momente in denen du nämlich nicht sprichst, können für den Erfolg der Rede entscheidend sein. Darüber wie man Pausen einplant und üben kann und wie man sie physisch am besten umsetzt, werde ich in einem der nächsten Beiträge schreiben.