Wir alle nutzen Gesten wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren. In jedem privaten Gespräch mit Familie und Kindern, mit FreundInnen aber auch im beruflichen Alltag. Egal ob wir mit Kollegen, Vorgesetzten oder KundInnen sprechen. Interessanterweise sind Gesten für uns in solchen Situationen ganz normal, laufen instinktiv ab und unterstreichen perfekt die Dinge die wir erzählen. Kaum aber stehen wir alleine vor einer größeren Gruppe ZuhörerInnen, wissen wir oft nicht wie wir mit unseren Armen umgehen, wie wir unsere Hände einsetzen sollen und sind verunsichert. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Auch wenn es ein wenig Übung und Gewöhnung bedarf, wir alle können lernen unsere Vorträge mit passenden Gesten zu unterstützen und zu beleben.
Fangen wir mit grundsätzlichen Dingen an. Obwohl es am Anfang ein wenig beängstigend klingt, aber der erste Schritt zu natürlicher Gestik ist, nichts in den Händen zu haben. Lege den Kugelschreiber, die Redeunterlage, den Laser-Pointer und auch die Moderationskarte weg. Wenn du dich an natürliche Gesten mit leeren Händen gewöhnt hast, dann ist es nachher umso einfacher, wenn es unerlässlich ist, dass du für deine Präsentation etwas in der Hand hast. Versuche die leeren Hände natürlich links und rechts an deinem Körper herabhängen zu lassen. Steh einfach so da. Ja, das ist am Anfang ungewohnt und das Gefühl ist komisch. Trotzdem, für ZuseherInnen wirkt das ganz natürlich, vor allem wenn du gerade nicht direkt oder selbst kommunizierst. Deine Hände werden von sich aus versuchen etwas in die Finger zu bekommen oder sich zu verstecken. Schmuck, Papier, Unterlagen, die andere Hand, Hosentasche, etc. Lass es bewusst nicht zu und entspann sie.
Gesten wie im täglichen Gespräch
Nutze Augenkotakt und die richtige Technik um dir auch bei deinem Vortrag das Gefühl eines Dialogs mit einem Menschen zu vermitteln. Suche dir einzelne ZuhörerInnen heraus und tritt mit ihnen quasi in einen intimen Dialog. Spiegle deinen Unterbewusstsein vor, dass du gerade eh nur mit einer Person sprichst. Sobald du dich durch diese Technik so wie bei jedem Dialog in deinem Alltag fühlst, werden auch die Gesten automatisch und natürlich kommen. Vor allem, wenn du es vorher geschafft hast die Arme und Hände entspannt zu halten.
Wenn du so weit bist, dass du deinen Vortrag mit den richtigen Gesten unterstützt, achte darauf auch bei den Gesten nicht in sich wiederholende Muster zu verfallen. Zeichne Auftritte auf Video auf oder frage einfach Freunde, ob ihnen irgendetwas unangenehm aufgefallen ist. Ich selbst kämpfe seit Monaten mit einem Tick, bei dem ich den Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand permanent am Daumen reibe. Mir selbst ist das gar nicht aufgefallen, aber Freunde haben mich drauf aufmerksam gemacht und ich habe es dann selbst auf Videos entdeckt. Jetzt, wo ich mir dieser störenden Geste bewusst bin, bemerke ich sie auch in allen anderen Lebenssituationen an mir und versuche sie abzustellen. Ich habe mich schon verbessert.
Die Gesten des täglichen Dialogs verstärken
So sehr es nutzt am Anfang zu versuchen auch vor Publikum mental in einen eins-zu-eins-Dialog zu kommen, so muss man doch bedenken, dass es natürlich Unterschiede bei persönlichen Gesprächen und Vorträgen gibt. Wir nutzen im persönlichen Gespräch alle unsere Gesten, führen sie aber klein aus. Eine Geste, die bei einem Gespräch mit meinen Freund richtig wirkt, wird aufgrund ihrer physischen Kleinheit im großen Auditorium gar nicht wahrgenommen. Wir müssen diese natürlich Gesten also adaptieren um sie bei einem öffentlich Auftritt optimal zu nutzen.
Um Gesten auch in großen Räumen wirken zu lassen ist es sinnvoll sie von den Schultern aus zu beginnen. Wenn wir Arm- bzw. Handbewegungen automatisch in der Schulter beginnen lassen (statt im Ellbogen oder Handgelenk), dann würden sie im persönlichen Dialog viel zu übertrieben wirken. Für öffentliche Auftritte auf Podien oder Bühnen wären sie so aber perfekt. Außerdem solltest du immer darauf achten, dass du deine Gesten nicht zu tief ansetzt. Gesten ziehen die Blicke der ZuhörerInnen magisch an. Wenn sie zu tief sind folgen die Augen der ZuhörerInnen auch automatisch nach unten. Achte darauf, dass deine Gesten die Augen des Publikums immer auf dein Gesicht führen. Natürlich gibt es Ausnahmen, bei denen die Geste als klare Richtungsanweisung für ein Bild, einen Gegenstand oder auch eine andere Person im Saal genutzt wird. Grundsätzlich, aber sollten deine Gesten deine Botschaft und dich als Redner unterstützen und in den Mittelpunkt setzen.
Versuche deinen persönlichen Gestenstil zu finden, zu verbessern und für Reden zu adaptieren. Wenn du schon privat wenig „mit den Händen“ sprichst, dann probiere zuerst nur ein, zwei kleine Gesten. Kombiniere sie mit Worten, die den Gebrauch von Gesten quasi herausfordern. Worte wie: groß, klein, weit, nah, alle…. Am Anfang fühlt sich das für jeden nicht völlig natürlich an. Vor allem, wenn man als RednerIn nicht erfahren und geübt ist. Aber, nachdem deine Botschaft bei einem Vortrag vor allem durch deine nonverbale Kommunikation von den ZuhörerInnen wahrgenommen und verarbeitet wird, ist es so wichtig an deiner Gestik zu arbeiten.