Fülllaute und FüllworteWir alle verwenden sie, wir alle kennen sie und sie sind uns allen immer wieder negativ aufgefallen. Die Fülllaute, Füllwörter und Füllphrasen, die sehr oft als eine typische Schwäche schlechter RednerInnen interpretiert werden. Es gibt Menschen, die schon von Vortragenden enttäuscht sind, wenn sie auch nur einzelne und ganz wenige Fülllaute verwenden. Und obwohl auch ich selbst versuche möglichst immer ohne sie auszukommen, glaube ich nicht, dass ein paar solcher Laute eine gute Rede stören oder gar zerstören könnten.

Aber wenn sie zu oft vorkommen, beginnen sie schnell zu stören. Viele Menschen nehmen sie gar nicht bewusst wahr, aber spüren sofort, dass die RednerIn besser sein könnte. Umgekehrt verhält es sich ähnlich. Menschen, die ohne solche Pausenfüller auskommen, werden von ZuhörerInnen immer als kompetent und rhetorisch ausgezeichnet bewertet. Es zahlt sich also aus, den Gebrauch solcher akustischer Störsignale zu minimieren.

Was kann man also tun, um sich gerade in diesem Bereich der Rhetorik zu verbessern? Es gibt fünf Wege dorthin.

1. Selbsterkenntnis ist der Weg zur Besserung

Bevor du also daran gehst deiner Füllrhetorik den Garaus zu machen, solltest du überprüfen wie sehr dich das Problem überhaupt betrifft. Es gibt drei einfache Wege das festzustellen.

  • Bei einer Rede, Vortrag, Präsentation bitte jemanden im Publikum deine Fülllaute und -worte zu zählen und auch zu beschreiben wie störend sie wirken. Bei manchen Redeclubs, wie z.B. Toastmasters International, gibt es bei jedem Meeting einen eigenen Ah-Counter (Zähler) der oder die genau das tut. In meinem Club müssen wir dann pro „Ah“ und „Uhm“ 10 Cent in die Sammlung für die Weihnachtsfeier einzahlen.
  • Nimm deine Auftritte und Reden auf. Ja, egal wie mühsam, hör dir die Aufzeichnung an und zähle die Füllrhetorik. Manchmal kann man sich wirklich selbst überraschen. Als ich mich das erste mal hörte wollte ich es gar nicht glauben, wie oft ich einen sinnlosen Laut von mir gab.
  • Video ist noch besser. Da hörst du die Füller nicht nur, du siehst auch noch wie sich der Moment der Unsicherheit und Überspielung auf Körpersprache, Mimik und Gestik auswirkt.

Nachdem du dich entweder beobachten hast lassen oder dich selbst beobachtet hast solltest du wissen:

  • Wie oft verwendest du Fülllaute und -worte?
  • Wie sehr lenken sie von deiner eigentlichen Botschaft und Rede ab?
  • Schaden sie deiner Glaubwürdigkeit und wahrgenommenen Kompetenz?

2. Verstehe das „Warum“

Es gibt Momente in denen Fülllaute in der persönlichen Kommunikation durchaus Sinn machen. Am Telefon z.B. wenn wir einen Gedanken formulieren, aber einen Moment brauchen und nicht wollen, dass die Person am anderen Ende des Gesprächs schon loslegt. Wir signalisieren, dass noch was kommt und wir noch Aufmerksamkeit erwarten. In dem Moment überbrückt der Fülllaut oder das Füllwort eine Pause, die sonst dem Gegenüber signalisiert: du bist an der Reihe.

Bei Auftritten, Reden oder Vorträgen greifen wir auf diese Füllrhetorik zurück, wenn unser Gehirn einen Moment braucht um unser Mundwerk wieder einzuholen. Wir machen gedanklich eine kurze Pause, überbrücken diese aber mit Lauten. Macht in so einer Situation natürlich keinen Sinn, denn niemand wird im Publikum aufspringen und bei der ersten kurzen Redepause beginnen eine Gegenrede zu halten. Wir haben Angst vor der kurzen Stille und improvisieren um sie zu füllen. Müssten wir aber nicht. Pausen in einer Rede sind ein gute Sache. Vor allem wenn sie bewusst eingesetzt und genutzt werden. Außerdem zeugt eine kurze Pause von Selbstbewusstsein und dem Willen die eigenen Worte sorgfältig zu wählen. Das Publikum hat mit Pausen kein Problem. Das Problem existiert nur in unserem Kopf und diese böse innere Stimme verleitet uns zu dem Versuch die Stille zu füllen.

3. Vorbereitung vereitelt Füllrhetorik

Je improvisierter und unvorbereiteter eine Rede ist, desto eher wird sie mit Füllrhetorik gespickt sein. Je besser du dich auf deinen Auftritt vorbereitest, desto weniger wirst du füllen müssen. Schlechte Vorbereitung hat zwei unerwünschte Auswirkungen auf deinen Auftritt.

  1. Je weniger Vorbereitung, desto mehr Wörter muss dein Gehirn aus dem Hut ziehen, um deine Botschaft zu formulieren. Je besser du vorbereitet bist, desto sicherer bist du bei deinen Formulierungen. Jede Unsicherheit und Improvisation beschäftigt das Gehirn für kurze Augenblicke, bei denen du dann wieder versuchst die entstehenden rhetorischen Pausen tollpatschig zu füllen. Das sind dann keine Pausen die deine Botschaft verstärken und betonen, sondern im Stegreif mehr schlecht als recht gefüllte Momente der Stille.
  2. Wer nicht vorbereitet ist, ist normalerweise auch nervös, wenn es Zeit ist an das Rednerpult zu treten. Nervosität und Lampenfieber führen meist zu einem schnelleren Sprechtempo. Je schneller du sprichst, desto eher wird das Gehirn früher oder später mit dem Mund nicht mehr mithalten. Und Zack, da ist sie wieder, die ungewollte Pause, die gefüllt wird.

Wer also als kompetenter Redner wahrgenommen werden will, muss sich vorbereiten. Nicht nur wegen der Vermeidung von störender Füllrhetorik, aber dafür ist gute Vorbereitung auch eine der wirksamsten Methoden sie zu vermeiden.

4. Mach langsam

Logischerweise hilft langsames Sprechen auch Fülllaute zu vermeiden. Wenn wir langsamer sprechen, dann passiert es auch nicht so leicht, dass Hirn und Sprache auseinander triften. Menschen glauben oft gar nicht wie schnell sie sprechen wenn sie vor anderen reden. Auch wenn es sich langsam anfühlt, glaube mir, es ist nicht langsam. Es geht nicht darum plötzlich in Zeitlupe zu sprechen, aber eine bescheiden Verlangsamung ist oft ein großer Schritt. Deutliches und langsames Sprechen lassen RednerInnen kompetent und verständlich wirken.

Plötzlich wirst du merken, dass du gar nicht so viel Material brauchst um die 10 Minuten zu füllen. Im Gegenteil, es ist sogar besser Sachen zu streichen und die Kernaussagen hervorzuheben um erfolgreich zu sein. Denke also schon bei der Vorbereitung daran, deine Rede nicht mit zu vielen Punkten, Unterpunkten und Charts zu überladen. Ansonsten wirst du gegen Ende der Rede immer schneller werden um noch alles unterzubringen und so das Publikum verlieren.

Glaub an die Pause. Wenn du also merkst, dass dir gleich ein Füllwort über die Lippen rutscht, mach eine Pause. Mach das ganz bewusst und übe es. Versuche einen Automatismus zu erlernen, der alle deine Füllrhetorik mit passenden Pausen ersetzt.

5. Sei geduldig und nimm Erfolge wahr

Wenn du es dann schaffst dich regelmäßig gut vorzubereiten, deine Füllrhetorik in den Griff zu bekommen und mit der Pause gekonnt zu spielen, dann vergleiche deine Auftritte mit früheren Reden von dir. Überprüfe, ob du in der Bekämpfung sinnloser Laute, Worte und Phrasen Fortschritte gemacht hast? Bitte wieder FreundInnen, Familie oder ZuhörerInnen dir genau zuzuhören und dich zu bewerten. Zeichne deine Reden wieder auf und vergleiche.

  • Hat die Frequenz von Fülllauten und -worten in deinen Reden abgenommen?
  • Wirkst du jetzt als RednerIn kompetenter und überzeugender?
  • Hilft Vorbereitung um Füllrhetorik zu vermeiden?
  • Sprichst du deutlicher und langsamer?
  • Machst du eine Pause anstatt einen sinnentleerten Laut, ein Füllwort oder eine leere Phrase zu sprechen?