Judy_CarterWie also ist der typische Gag in einer sogenannten Stand-Up-Routine, also z.B. für einen Auftritt in einem Comedy Club, aufgebaut? Gibt es für gutes Comedy-Format überhaupt eine allgemein gültige Struktur und kann man sie lernen? Das Schöne an der Sache ist: Ja und Ja. Um die Struktur von Witzen und Gags – vor allem im Bereich Stand-Up-Comedy – zu verstehen wenden wir uns dem eigentlichen Standardwerk zu diesem Thema zu. Dem Buch „The Comedy Bible“ von Judy Carter. Laut Carter sind alle guten Gags immer nach einer ganz einfachen Struktur aufgebaut.

Die Gag-Struktur besteht aus fünf Teilen

Ein Gag oder Witz besteht demnach immer aus fünf Teilen:

Attitude + Topic + Premsie + Act-Out + Mix + Act-Out Attitude, Topic, Premise = Setup (Serious) Act-out,Mix = Funny (funny)

Sobald man die englischen Ausdrücke übersetzen will, wird es ein wenig schwieriger. Ich habe es trotzdem versucht und würde sie in einem ersten Schritt so übersetzen:

Emotionalität/Persönliche Einstellung + Thema/Inhalt + Prämisse/Vorraussetzung + Ausspielen + Mix + Ausspielen

Grundhaltung, Thema, Premisse = Gagvorbereitung (ernst) Ausspielen, Mix = Pointe (komisch)

Das Setup, also die Vorbereitung des Gags, ist nicht der komische Teil eines Witzes, aber es ist der absolut wichtigste Teil um einen erfolgreichen Gag zu erfinden oder zu bringen. Wenn man das Interesse und die Neugier des Publikums nicht schon am Anfang eines Gags weckt, dann werden sie auch am Ende des Gags nicht mehr daran interessiert sein und lachen. Das Publikum entschiedet oft in sekundenschnelle, ob es an einem Thema, einem Menschen oder einer Geschichte interessiert ist.

Ganz nach der Binsenweisheit: Der erste Eindruck zählt. Umso wichtiger ist es, sie gleich von Beginn an zu fesseln und sie erst danach zum Lachen zu bringen. Die Gag-Vorbereitung ist normalerweise ernst und authentisch. Das Publikum kann das Thema und die Implikationen nicht nur nachfühlen, sie empfinden das Setup als wahr und ehrlich. Setups von erfolgreichen Comedians:

Vorbereitung: „Ich hasste meinen Letzten Boss. Er fragte mich: „Warum kommen sie zwei Stunden zu spät.“. Ich habe gesagt: „Ich hatte einen Unfall. Ich bin gestolpert und die Stiegen runtergestürzt.“

Vorbereitung: „Ich habe endgültig die Schnauze voll von Ikea-Möbeln. Letzte Woche habe ich wieder zwei Bücherregale für unser Wohnzimmer zusammengebaut. Ich habe vier Sunden gebraucht und am Ende hatte ich noch zwei Dutzend Schrauben und vier Scharniere übrig.“

Vorbereitung: „Wissen sie was peinlich ist?“

Und jetzt die ganzen Gags:

Vorbereitung (ernst): „Ich hasste meinen Letzten Boss. Er fragte mich: „Warum kommen sie zwei Stunden zu spät.“. Ich habe gesagt: „Ich hatte einen Unfall. Ich bin gestolpert und die Stiegen runtergestürzt.“ Pointe (komisch): Darauf sagt mein Boss: „Das dauert doch keine zwei Stunden.“ – Johnny Carson

Vorbereitung (ernst): „Ich habe endgültig die Schnauze voll von Ikea-Möbeln. Letzte Woche habe ich wieder zwei Bücherregale für unser Wohnzimmer zusammengebaut. Ich habe vier Sunden gebraucht und am Ende hatte ich noch zwei Dutzend Schrauben und vier Scharniere zu viel.“ Pointe (komisch): „Und der Gipfel war dann: während ich das Werkzeug in den Keller gebracht hatte war meine Frau nach Hause zurückgekommen und bedankte sich überschwenglich für „die neue Küchenbank.“ – Steve Lampe.

Vorbereitung (ernst): „Wissen sie was peinlich ist?“ Pointe (komisch): „Wenn man durch ein Schlüsselloch schaut und auf der anderen Seite nur ein Auge sieht.“ – Henny Youngman

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