Rhetorik Im FreienIn den seltensten Fällen ist das einVergnügen – zumindest nicht für den Redner. Die Herausforderungen sind groß und vielseitig wenn es darum geht eine Rede, eine Show oder einen Vortrag im Freien zu bestreiten. Rhetorik im Freien ist nicht einfach. Na ja, zumindest nicht für den Redner. Frische Luft, entspannte Atmosphäre und oft völlige Bewegungsfreiheit. Aber genau diese Punkte können einem Redner das Leben sehr schwer machen. Und es gibt viele Gelegenheiten, die dich zwingen könnten, in einer Open-Air-Situation sprechen zu müssen:

  • Hochzeiten
  • Familienfeiern
  • Ansprachen an ein Sportteam
  • Politische Versammlung
  • Sommer-Kulturfestival
  • Grill-Event

Was also macht den Auftritt außerhalb eines Raumes so schwierig?

  • Visuelle Ablenkungen – Leute die vorbei- oder umherlaufen, ein Hase auf der Wiese, Kinder die spielen, Sonnenuntergang, Boote die vorbeifahren, u.v.m. Alle diese Dinge streiten mit dir um die visuelle Aufmerksamkeit der ZuseherInnen. In einem Raum haben sie meist eine viel kleinere Auswahl: Dich, Leinwand, Flip-Chart, die Wände, die Decke.
  • Tonqualität – Als RednerInnen kämpfen wir schon mit schlechten Ton- und Verstärkeranlagen in Räumen und Sälen. Draußen ist das ein Kampf gegen Windmühlen. Alles hat sich gegen uns verschworen. Der Rasenmäher, der Polizeihubschrauber der über uns kreist (ist auch noch cool anzusehen), bellende Hunde, hupende Autos, spielende Kinder, mit Diesel betrieben Stromgeneratoren, eine Band die Soundcheck macht, u.v.m. Aber oft ist auch das Publikum im Freien viel weiter weg vom Redner als drinnen. Vor allem wenn sie stehen und es keine vorbereiteten Sesselreihen gibt. Wir alle kennen diesen großen Respektabstand von RednerInnen, der von irgendeinem geheimnisvollen und unsichtbaren Wall, bestimmt wird.
  • Freiheit – Lässt sich nicht vermeiden. Sobald die Menschen draußen sind und nicht klar von Zäunen und Begrenzungen eingegrenzt, fühlen sie sich zu recht freier als in Räumen. Alles wird plötzlich unbestimmter und „freier“. Es ist dann viel schwieriger Menschengruppen zusammenzurufen, sie um Aufmerksamkeit zu bitten und diese auch zu halten.

Tipps für einer erfolgreiche Outdoor-Rede Für Open-Air Events gibt es kein 100-prozentiges Erfolgsrezept. Aber, es gibt ein paar Tipps die dir helfen könnten, wenn du mal draußen spielen oder reden musst.

  • Errege Aufmerksamkeit – Gutes Mikro und Technik hilft. Lass es scheinbar zufällig „zu laut sein“ – zumindest ganz am Beginn. Die so sehr gehasste Rückkopplung und das damit einhergehende Pfeifen kann auch für eine Art Anfangssignal missbraucht werden. Eine Hupe, eine Sirene oder auch ein Musikinstrument können sehr hilfreich sein um Aufmerksamkeit zu bekommen.
  • Hol sie in deine Nähe – Bei vielen Open-Air-Events können sich die BesucherInnen eben frei bewegen. Das macht ja auch den Charme aus. Wenn es keine Sesselreihen gibt, dann musst du dafür sorgen, dass die Leute näher kommen. Sie sollen so nah wie möglich bei dir, dem Redner, stehen. Sprich sie via Mikrofon an und bitte sie näher zu kommen. Sprich einzelne Personen mit Augenkontakt direkt an und bitte sie die Menschen um sie rum mitzunehmen. Gib nicht zu schnell auf. Bereite ein paar witzige Sprüche für die Situation vor. (z.B.: »Nicht nur sind wir draußen, ich habe auch geduscht.«, »Aus der Nähe betrachtet sehe ich wie George Clooney aus.« etc.)
  • Steh über ihnen – Das ist sprichwörtlich gemeint. Eine Bühne, ein Podium wären ideal. Wenn nicht, such dir einen großen Stein, einen kleinen Sandhaufen, einen stabilen Stuhl oder Tisch, oder kleinen Rasenhügel. Je wackeliger das Ding, desto größer die Aufmerksamkeit. Und ein verletzungsfreier Absturz zu Beginn der Rede, wird die Stimmung gleich verbessern. Nein, das war ein Scherz.
  • Laut sprechen – Eh klar. Aber du musst noch lauter und klarer sprechen als sonst und du es gewöhnt bist. Vor allem wenn die Nebengeräusche (siehe oben) einsetzen.
  • Technik – Wenn irgendwie möglich besorg dir Audio-Technik. Mikrofon, Boxen, Verstärker. Wenn das nicht möglich ist, vielleicht ein Megaphone. Wenn dich nur die erste Reihe der ZuhörerInnen akustisch versteht, dann hast du keine Chance.
  • Große Gesten – Auch bei Gestik und Mimik verhält es sich so wie bei der Lautstärke. Sie kann nicht groß genug sein. Du trittst als kleines Menschlein gegen die Natur an. Du bist von großen Gebäuden, Bäumen, Gewässern und Wiesen umgeben. Deine Gesten müssen groß und majestätisch sein, um dagegen anzukommen. Trau dich, auch wenn es sich am Anfang ungewohnt und sogar komisch anfühlt.
  • Die Sonne im Rücken – ja, aber nicht in deinem. Im besten Fall kommt die Sonne von der Seite. Wenn nicht anders möglich, dann sollte sie dich blenden, also im Rücken der ZuhörerInnen sein. Auf keinen Fall darf sie das Publikum blenden. Am besten ist leichte Bewölkung (ohne Regen) während der Rede und Sonnenschein danach. Du solltest vor dem Event prüfen, wann die Sonne wo stehen wird. Vielleicht kann der Sonnenstand dann schon bei der Planung der Rede oder des Auftritte beachtet und berücksichtigt werden.
  • Halte dich kurz – Schon in einem Raum ist es schwierig die Aufmerksamkeit eines Publikums lange zu halten. Draußen ist es noch viel schwieriger. Also halte dich kurz. Denn eigentlich wollen die Leute an die Bar, zum Grill und netzwerken. Unterhalte sie mit großen, lauten Worten, breiten Gesten und einem schnellen Ende. Sie werden es dir danken.