Kritiker haben immer Unrecht …aber sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung. In seinem neuesten Buch The Icarus Deception: How High Will You Fly? schreibt Seth Godin ein kleines aber großartiges Kapitel zum Thema Kritiker. Übrigens kann ich Seth's Bestseller und seinen großartigen Blog nur wärmstens empfehlen. Alles was er schreibt ist eine großartige Quelle für Inspiration, Motivation und Anregung.

Die schlimmste Art von Kritikern ist laut Seth die, die ihre Meinung mit der aller anderen Menschen verknüpft. Nach dem Motto: »Wenn es mir nicht gefallen hat, dann wird es niemandem gefallen.« Aber es ist einfach falsch und zeugt von ungeheurer Überheblichkeit dies zu tun. In Wahrheit soll, müsste, dürfte ein Kritiker nur sagen: »Mir hat es nicht gefallen. Aber dir könnte es gefallen. Denn ich habe nur aufgrund meiner Vorurteile, meiner politischen Haltung, meiner eigenen Unzulänglichkeiten, meiner Verpflichtungen in meinem sozialen Geflecht der Freunderlwirtschaft, meinen karrieretechnischen Interessen und meinem persönlichen Geschmack dieses Urteil gefällt.«

Kritiker haben ein Recht auf Neid, Missgunst und Eigeninteressen

Gerade in unserer Branche, aber natürlich auch in allen anderen Kulturbereichen, wissen wir doch, dass der durchschnittlich Kritiker nur deshalb tut was er tut, weil er oder sie weder das Talent, noch den Mut, nicht das Durchhaltevermögen, den Fleiß und die Kraft hat, selbst auf der Bühne zu stehen oder sich mit wahrer Kunst vor zum Abgrund zu wagen. Denn Kunst zu machen bedeutet sich aus der Deckung zu wagen, zu riskieren und auch trotz heftigster Widerstände, Verächtlichmachung und Gegenwind sein Ding durchzuziehen. Wer je mit Kritikern aus TV-, Radio-, Print- oder Web zu tun gehabt hat erkennt auf den ersten Blick deren gefährliche Mischung aus Neid, Unterwürfigkeit, Suche nach Selbstbestätigung, Anbiederung an vermeintliche Stars und unreflektierter Wiedergabe von Meinungen jener Mächte, die ihrer eigenen Karriere und ihrem finanziellen Auskommen dienlich sind.

Selbst wenn sie ihren Job machen, machen sie ihn ohne Risiko. Seth Godin schreibt zu Recht, dass universelle, oft auch unreflektierte, Kritik der einfachste Weg ist und dem Kritiker jeglichen Druck nimmt. Der durchschnittliche Kritiker kommt nicht auf die Idee sich vielleicht einmal ernsthaft selbst zu hinterfragen, ob nicht seine Unzulänglichkeiten, Launen, Vorurteile und momentanen Lebensumstände ihn zur negativen Kritik treiben? Nein, so ist es einfacher. Der Kritiker denkt: »Wenn es mir nicht gefällt, dann ist der Künstler schuld.« So kann er genüsslich die Verantwortung wieder auf jemand anderen abschieben. So wie der Kritiker es wahrscheinlich schon immer sein ganzes Leben in all seinen Lebensbereichen getan hat.

Kritiker wandern immer schneller auf die Müllhalde der ehemals Relevanten

Das Schöne in unserer heutigen Welt ist, dass Kritiker immer schneller zu einer zwar unangenehmen aber immer kleiner werdenden Randerscheinung werden. Quoten sinken, Printmedien werden zugesperrt und im Netz können sich Menschen immer öfter selbst ein Bild vom Wert der Arbeit von KünstlerInnen machen. Vergesst die Kritiker. Lasst euch von ihnen nicht in den Wahnsinn treiben. Hört nicht auf sie. Sucht euch Kritiker, die ehrlich sind, die eure Arbeit anerkennen und verstehen und die genau deshalb wirklich relevante Kritik üben können. Gute Kritiker watschen euch nicht mit billigen Klischees und Unwissen ab, sie unterstützen euch und wollen, dass ihr als KünstlerInnen erfolgreicher werdet. Ja, es gibt solche Menschen. Man muss sie nur suchen, sie ernst nehmen und ihr Angebot wertschätzen.

Die, die euch in 20 Zeilen verreißen, die euch in 20 Sekunden der Lächerlichkeit preisgeben und jede Kritik auf ihre Eigeninteressen im ewigen Machtspiel der Medien, Freunderlwirtschaft und Korruption abstimmen, blendet aus. Sie wandern immer schneller auf die Müllhalde der ehemals Relevanten.