Nachos im Kino

Natürlich hatte ich es wieder falsch eingetunkt. Kein Wunder, es war einfach zu dunkel. Ich konnte nichts sehen. Ich hockte in einem Super-Comfort-Kinostuhl im Lugner-City Kino und hatte eine große Portion Nachos mit scharfer Sauce und geschmolzenem Käse auf der Schoß. Verzweifelt versuchte ich einzelne Nachos so kunstvoll zu tunken, dass ich auf einem Stück immer die genau richtige Mischung scharfer Sauce und geschmolzenen Käse drauf hatte. Aber das war nicht leicht.

Mein Sohn Severin und sein bester Freund hatten mich in den Film „Avengers“ gezwungen. Natürlich 3D und genau da fangen für mich die Nachteile des modernen Kinos an. Um 3D auf Leinwänden sehen zu können brauchen wir Menschen eine 3D-Brille. Und das ist das erste Problem wenn es um die artgerechte Verspeisung von Nachos geht. Nicht nur kostet die blöde Brille einen Euro, natürlich nur um sie auszuleihen, sie ist auch immer getönt und macht ein von Natur aus dunkles Kino noch dunkler. Natürlich habe ich versucht durch innovative Essmethoden das Problem zu lösen. Aber es funktioniert nicht. Zuerst habe ich versucht unter dem unteren Rand der Brille durchzuschauen um die Nachos zu tunken. Aber ausgerechnet so verliert man die Fähigkeit die reale Welt in 3D zu sehen und einzuschätzen und hat keine Chance mit dem Nacho im richtigen Eck der Plastikbox mit scharfer Sauce bzw. Käse zu landen.

Für Nachos im Kino braucht man Licht

Dann habe ich die Brille abgenommen, was mir bei den Nachos hilft, aber den Filmgenuss schmälert. Denn ein 3D-Film ohne 3D-Brille sieht genau so aus, wie Kinofilme für mich in meinen wilden Teenagerjahren ausgesehen haben: verschwommene Doppel-Gestalten in psychodelischen Farbwelten. Den Effekt haben wir damals allerdings allein durch die richtigen Nahrungsergänzungsmittel, ganz ohne 3D-Kameras und -Produktionen, hinbekommen. Ärgerlich, so bleibt mir nur die Wahl zwischen perfekt getunkten Nachos und schlechtem Bild, oder perfektem Bild und schlecht getunkten Nachos.

Dazu kommt noch, dass es neuerdings scheinbar ein total cooler Trend für Filmregisseure ist, die ersten zwanzig Minuten des Films immer in irgendeiner Höhle, auf einem dunklen einsamen Asteroiden im dunklen All, in einem dunklen High-Tech-Labor oder gar während der dunklen Nacht zu inszenieren. Das ist auch nicht gerade hilfreich mit Nachos und scharfer Sauce auf dem Schoß. Ich finde es eine Zumutung, dass ich fast 18 Minuten auf die erste Szene in Tageslicht warten muss, damit ich trotz 3D-Brille genug Licht habe um meine Nachos zu genießen.

Die Herrscher des Universums sind nur fad

Und warum ist das überhaupt so? Der große böse Herrscher über das gesamte All, der Diktator des Universums, sitzt ausgerechnet immer auf irgendeinen Asteroiden auf dem es genau nix gibt? Es ist nur dunkel und kalt. Alter, wenn ich der große böse Chef mit unvorstellbarer Macht wäre, dann säße ich an einem Strand, Sonne, Palmen, Mädchen mit riesigen sekundären Geschlechtsteilen aus allen Teilen der Galaxie würden an Stangen tanzen, eine perfekte Bar, ein TV-Gerät mit 4,5 m Bildschirmdiagonale wo ich zwischen Schlammcatchen, Champions-League und Jean Claude-Van-Damme-Filmen hin und her zappe. Ok, ein paar Tarantino-Streifen wären auch dabei. Aber allein auf einem dunklen Asteroiden mit einer sinnlosen Riesentreppe die ins Nichts führt? Wie glaubwürdig ist denn das?

Ah ja, und als Herrscher des Universums würde ich alle Regisseure zwingen die ersten 20 Minuten ihrer Filme mit Tageslicht-Szenen zu inszenieren. Denn so viel Licht muss für meine Nachos sein, vor allem wenn ich so eine verdammte 3D-Brille auf der Nase habe.

Das ganze Leben ist Comedy: In der Rubrik Niko’s Welt beschreibt Stand-up Comedian Niko Formanek die verrückten und komischen Situationen mit denen er Tag für Tag konfrontiert wird. Situationen voller Humor und „Real Life“ Comedy.