rhetorische FragenNoch drei Möglichkeiten um rhetorische Fragen zu nutzen. In einem früheren Beitrag habe ich ja schon einmal über drei Variationen rhetorischer Fragen geschrieben, die man verwenden kann, um das Publikum zu binden. Es ging damals darum, das Publikum zum Mitdenken und zur Zustimmung zu animieren – und dabei auch noch Emotionen zu wecken. Heute geht es um drei weitere Möglichkeiten, um das Publikum bei einem Vortrag oder einer Präsentation einzubinden und bei der Stange zu halten.

1. Unterstützung für ein gemachtes Argument

Oft kann eine rhetorische Frage genutzt werden, um ein vorher gemachtes Argument zu unterstützen und zu verankern. Mit der Frage wird das Publikum motiviert, sich der Botschaft noch einmal bewusst zu werden und sie dann mit einem Bild in ihrer Vorstellung zu verankern. Wir neigen dazu, uns vor allem an Fakten und Argumente zu erinnern, die wir mit einem visuellen Eindruck verknüpfen.

Der Endruck muss aber nicht unbedingt durch ein physisches Bild, eine Slide oder ein Foto geweckt werden. Wir können die Fantasie und Kreativität des Publikums nutzen, und sie mit einer geschickten Frage ins „Kopfkino“ schicken. Dort verknüpft es dann die gehörten Informationen mit einem Bild, dass auf eigenen, höchst persönlichen, Erfahrungen beruht und somit besonders einprägsam wirkt. Einfaches Beispiel:

Wir wissen heute also, dass das Projekt um 200 Millionen Euro mehr kosten wird. Man will und weismachen, dass das eigentliche „Peanuts“ sind. Ich frage sie: Wie lange müssten Sie bei Ihrem derzeitigen Gehalt arbeiten, um 200 Millionen Euro zu verdienen?

2. Die Frage als falsche Fährte

Für Comedians das wichtigste Werkzeug, um erfolgreich Pointen zu zünden: die falsche Fährte. Wir leben von der Überraschung des Publikums, wenn sie sich bei einer Pointe denken: „Cool, das habe ich nicht kommen sehen. Aber es macht Sinn.“ Die rethorische Frage verleitet das Publikum bei der Beantwortung im Kopf in eine Richtung zu denken. Aber die Antwort des Redners kippt diese Erwartung dann. Wieder ein Beispiel:

Wieviel die Expertise diverser Meinungs- und PolitkforscherInnen wert ist, wissen wir doch alle, oder? Und trotzdem, die letzten acht US-Präsidenten haben ihre Wahlkämpfe aufgrund der Daten und Ratschläge solcher ForscherInnen geplant, umgesetzt und dann auch gewonnen.

Eine Frage, die alle schon im Kopf haben

Gute RednerInnen können sehr oft abschätzen, welche Fragen dem Publikum durch den Kopf gehen. Schon bei der Planung eines Vortrages wird oft klar, wo Fragen offensichtlich sein könnten. Eine solche Frage in der Rede schon vorwegzunehmen und zu beantworten, lässt jede Rednerin kompetent und einfühlsam wirken. Das Publikum hat sofort das Gefühl, dass hier jemand spricht, der spürt wo die Interessen der ZuhörerInnen liegen. Das Aussprechen offensichtlicher Fragen, aber auch Tatsachen und Fakten, ist ein gutes Mittel, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten. Beispiele:

  • Viele von Ihnen werden sich jetzt fragen: ”Warum erzählt er uns das alles?“ Ich erzähle es, weil…
  • Sie fragen sich jetzt: „Wie kann ich das machen? Wie setze ich das praktisch um?“ Es ist eigentlich ganz einfach…
  • Ich sehe schon, wie sich einige hier im Raum fragen: „Was habe ich davon?“ Unglaublich viel. Und hier ist warum…

Probiere die rhetorischen Fragen aus. Du wirst schnell merken, dass sie jedes Publikum dazu bringen mitzudenken und weiter aufmerksam zuzuhören.