Natürlich gibt es Abende, an denen das Publikum nicht so gut drauf ist und dein Comedy-Auftritt komplett schiefgeht. An denen, aus welchem Grund auch immer, der Funke einfach nicht überspringen will. Aber genau das sind die Abende an denen sich der Spreu vom Weizen trennt und es schnell klar wird, wer wirklich ein Unterhaltungsprofi ist und wer nicht.

Ich möchte mich gleich selbst einschränken. Ich spreche in diesem Beitrag nicht von großen Solo-Abenden oder künstlerisch, intellektuell und intensiven Kunst-Performances. Ich spreche von klassischen Comedy-Mixed-Show-Abenden an denen es eigentlich nur ein Ziel geben kann: das Publikum zu unterhalten. Und einer Sache kann man sich an solchen Abenden sicher sein: die, die gekommen sind, sind gekommen um sich zu unterhalten und zu lachen. Keiner nimmt sich Zeit, organisiert einen Babysitter, zahlt Eintritt und opfert seine Aufmerksamkeit um einen humorlosen Abend zu verbringen. Unsere Aufgabe ist es an solchen Abenden für Unterhaltung zu sorgen, auch wenn der Abend nicht sofort zu einem Lachfeuerwerk wird.

Comedy Auftritt: Was einfach aussieht, bedarf harter Arbeit

Mir ist auch bewusst, dass man gerade von noch recht unerfahrenen und an Bühnenjahren jungen KünstlerInnen – und dass sind ja oft gerade die, die bei solchen Mixed-Shows auftreten – erwarten kann, dass sie mit jeder erdenklichen Situation umgehen können. Aber, es gibt ein paar grundsätzliche Dinge, die sie schnell lernen sollten um im harten Comedy-Business zu bestehen.

Das Publikum ist nie schuld!

Auch wenn die ZuschauerInnen bei deinem vermeintlich besten Gag nicht lachen ist es nie ihre Schuld. Aus irgendeinem Grund hast du es eben nicht geschafft die richtige Beziehung mit dem Publikum aufzubauen. Noch einmal, keiner setzt sich als Zuschauer in eine Comedy-Sho um nicht zu lachen. Warum auch immer dein Auftritt schief geht, niemand sitzt im Saal der dir persönlich den Auftritt vermasseln will. Humor ist eben Geschmackssache und darüber lässt sich bekanntermaßen nicht streiten und des lässt sich an einem Abend auch nicht ändern. Und man muss kein Albert Einstein sein, um schon augrund einer Location, dem Altersdurchschnitt und der durchschnittlichen sozialen Herkunft des eintreffenden Publikums, ein wenig ahnen zu können welcher Humor an diesem Abend gefragt sein wird. Vielleicht hätte man sich doch vor der Show ein wenig unter das Publikum mischen sollen um ein Gefühl für die Leute zu bekommen.

Immer freundlich bleiben!

Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht. Eine absolute Sicherheit gibt es: wenn man dann beginnt das Publikum unfreundlich, überheblich oder gar unhöflich zu behandeln dann gibt es gar keine Chance mehr. Nicht nur das, dann kann es sein, dass man auch für alle anderen KollegInnen, die an diesem Abend mit dir auf der Bühne stehen, den Abend versaut. Und dass sorgt sicher nicht dafür, dass man sich beliebter macht oder wieder in einen Club bzw. Mixed-Show eingeladen wird. Also, wenn es nicht läuft einfach entspannen. Die Tatsache, dass es nicht läuft vielleicht sogar ansprechen und oft entspannt sich dann das Publikum auch. Ja, auch wenn man damit aus „der Geschichte“ und „dem Bühnen-Charakter“ aussteigt. Es geht bei so einer Show eben nicht darum sich als Künstler durchzusetzen und zu verwirklichen. Es geht darum einen Unterhaltungsabend zu gestalten. Und wenn dieser Anspruch jemanden zu „nieder“ ist, dann hat er in solchen Shows nichts verloren und sollte sein Glück woanders suchen. Abgesehen davon, dass es im Comedy-Business wohl keinen Anspruch geben kann der berechtigter und höher ist, als dass Publikum auf Teufel komm raus zu unterhalten.

Profis sind vorbereitet und flexibel!

Ja, es ist schwer genug 10 Minuten superlustiges Material zu erarbeiten das überall funktioniert. Und dennoch auch dass wird nicht reichen, denn es gibt eigentlich kein Material, das immer und überall sicher funktioniert. Und wenn man nach fünf Minuten auf der Bühne merkt, dass trotz Killer-Material keiner lacht, was dann? Umsteigen! Der echte Unterhaltungs-Profi zeichnet sich dadurch aus, dass er reagieren kann. Reagieren auf schlechtes Licht, auf schlechten Ton, lautes Publikum, lautes und ungeschicktes Service-Personal, und vieles mehr. Wenn die großartige Nummer über Franz Kafka in Mistelbach am Misthaufen nicht funktioniert, dann wäre es vielleicht sinnvoll ein paar Witze über die Ehe, Sex, etc. zu haben. Jeder sollte ein paar Nummern im Repertoire haben, die einem völlig anderen Stil entsprechen als dem, den man sonst auf der Bühne pflegt. Nein, man verkauft seine Seele und Ansprüche damit nicht. Denn in dem Moment, in dem man auf einer Comedy-Bühne steht und arbeitet und im Publikum niemand auch nur schmunzelt gibt es nur mehr einen Anspruch: Gott gib mir ein paar Lacher und rette meine Seele. Also, Profis haben immer Witze und Gags in der Hinterhand, die im Notfall zünden. Auch wenn sie aus Witzbüchern und dem Internet stammen. Am Ende erinnert sich im Publikum kaum wer an die intellektuell brillante Sozialkritik sondern immer nur daran ob der/die auf der Bühne „lustig“ war.

Entspannung und Impro!

Nicht dass es einfach wäre, aber ein entspanntes, improvisiertes Gespräch mit dem Publikum kann Wunder bewirken. Wenn es dabei auch noch lustig zu geht hat man gewonnen. Offen gesagt habe ich ja noch keinen Kollegen oder KollegIn bei solchen Shows gesehen, die sich nicht für sehr lustig hält. Deswegen stehen sie ja auf der Bühne. Na dann sollten so ein paar Minuten Improvisation mit den ZuseherInnen doch kein Problem sein? Nun ja, wir wissen aus Erfahrung, dass sie oft ein Riesenproblem sind. Deshalb: üben, üben und üben. Einfach mal ein paar Flops in Kauf nehmen – bei Auftritten au offenen Bühnen z.B. – und sich selbst für den Fall der Fälle fit machen. Entspannt und amüsant mit den ZuschauerInnen zu plaudern ist immer ein sicheres Werkzeug um erfolgreich zu sein. Bitte nur nicht beim ersten 10 Minuten-Auftritt im Quatsch Comedy Club in Berlin mit dem Üben beginnen.

Wer im Comedy-Business langfristig überleben und darüber hinaus auch noch Erfolg haben will muss einfach lernen mit jeder Art von Publikum umgehen zu können. Jammern, Selbstmitleid, Aggression und Überheblichkeit enttäuschen und verärgern nicht nur das Publikum, sondern auch Veranstalter, Kollegen (die meist auch wieder Veranstalter sind) und Unterstützer. Es kann immer sein, dass ein Abend schlecht läuft egal was man versucht. Aber wenn ein Comedian vorbereitet, entspannt, flexibel und freundlich ist, dann hat er oder sie professionell agiert und alle – auch das Publikum – werden das schätzen. Auch wenn es an diesem Abend nicht die schenkelklopfenden Brüller gegeben hat.