PublikumsbeteiligungNatürlich hofft man bei jedem Auftritt als Redner oder Vortragender, dass das Publikum aufmerksam zuhört, das es sich emotional eingebunden fühlt und im besten Fall, dass es zu einer improvisierten (vielleicht auch nur scheinbar improvisierten), unterhaltsamen und anregenden Publikumsbeteiligung kommt. Oft haben ZuhörerInnen das Gefühl, dass sie einen Vortragenden mit einer Rede hören, die er oder sie möglicherweise schon oft genau so und wortgleich gehalten hat. Eine Rede, die professionell und gut ist, aber wohl immer wieder gleich abläuft und daher Routine ist. Wenn es aber während eines Vortrags oder einer Präsentation zu einer spontanen und unterhaltsamen Interaktion mit dem Publikum kommt, dann bekommt ein Auftritt sofort eine gewisse Einzigartigkeit. Allen ist plötzlich klar, dass sie etwas erleben, das genau so nicht wieder vorkommen wird. Ich habe als Zuhörer also etwas sehr Spezielles erlebt. Und genau solche Momente bleiben in den Köpfen und der Erinnerung haften.

Publikumsbeteiligung macht jeden Auftritt besser und unterhaltsamer

Deshalb sage ich immer, dass jede Rede mit irgendeiner Form der Publikumsbeteiligung besser und aufregender wird. Also sollte man sie eigentlich immer einplanen. Natürlich gibt es Anlässe, bei denen ein solches Vorgehen unerwünscht ist, aber ich behaupte mit Hausverstand, ein wenig Gefühl und Vorbereitung merkt man das. Wobei ein Mindestmaß an Interaktion, und sei es nur eine besonders herzliche Begrüßung, immer besser ist als nichts – egal bei welchem Anlass.

Damit Interaktion erfolgreich ist, muss man einige Dinge beachten. Im heutigen Beitrag möchte ich mich daher mit den grundsätzlichen Rahmenbedingungen – und wie man das Publikum auf Interaktion vorbereitet – befassen. Gleich zu Beginn einer Rede musst du dem Publikum die Spielregeln klar kommunizieren. Allein die Ansage, dass es zur Interaktion kommt, sorgt oft für Unterhaltung, ein wenig Unruhe, Spannung und Verbrüderung und Verschwesterung.

Gewünschte und ungewünschte Interaktion

Grundsätzlich möchte man als Vortragender, dass Interaktionen zwischen dir selbst und dem Publikum stattfinden. Also nicht zwischen den ZuhörerInnen und ihren SitznachbarInnen (klar auch da gibt es Ausnahmen), oder mit FreundInnen per Mobiltelefon. Wir leben im Zeitalter der Smartphones und dieses Thema sollte nicht einfach mit dem ewig strapazierten Satz: »Bitte vergessen sie nicht ihr Mobiltelefon nach dem Vortrag wieder einzuschalten!« abgefertigt werden. Im Gegenteil, schon das Thema „Handyklingeln“ bietet eine wunderbare Option um mit dem Publikum charmant und unterhaltsam zu interagieren. Bitte deine ZuhörerInnen ihr Smartphone eingeschaltet zu lassen. Bitte sie nur darum den Klingelton abzudrehen. Animiere sie während deines Vortrages Lob und Anmerkungen über Twitter oder Facebook zu teilen. Nutze den Moment um zu fragen wer denn überhaupt auf sozialen Netzen, und vor allem welchen, unterwegs ist? Schon hast du die nächste Interaktion: Hände heben, Zeichen geben. Wenn passend, kannst du gleichdirekt fragen ob auf Facbook, Twitter, Linkedin, etc. und warum. Allein die Antworten auf das „Warum“ sorgen oft für Unterhaltung. Also, nutze den ausgelutschten Hinweis „die Mobiltelefone auszuschalten“ um gleich ein paar Minuten Unterhaltung und entspannte Publikumsinteraktion zu erzeugen.

Wann dürfen sie mitreden?

Wenn du in deinem Vortrag Passagen hast, die auf Interaktionen basieren und darauf aufbauen, dann kündige sie gleich zu Beginn des Vortrags an. Gibt es einen Frage – Antwort Teil? Wenn ja, wann? Müssen die ZuhörerInnen oder Teile von ihnen selbst aktiv mitgestalten? Wenn ja, wann und warum? Wenn diese Fragen von Anfang an geklärt und erklärt sind, dann sind die ZuhörerInnen dann auch entspannter wenn es soweit ist. Sie haben sich vom ihrem Schrecken erholt, haben vielleicht aufmerksamer zugehört um bei der Interaktion gut auszusehen und sind geistig darauf vorbereitet. Vorbereitet zu sein ist viel positiver als das Gefühl plötzlich überrumpelt zu werden.

Das Mikrofon gehört dem Vortragenden

Wenn es Interaktion mit dem Publikum gibt stellt sich unweigerlich die Frage wie das mit dem Ton funktioniert? So dass auch alle anderen im Publikum alles hören. Eine eiserne Regel darfst du nicht brechen. Übrigens auch – oder vor allem nicht – wenn du moderierst und Gäste auf der Bühne interviewest. Das Mikrofon gehört dir und auch wenn der oder die GesprächspartnerIn hingreift, lass es nicht los und gib es nicht her. Du hast die Macht! Am einfachsten ist es, wenn Interaktionen vorgeplant und vorbereitet sind. Dann ist es am einfachsten ein eigenes Mikrofon für das Publikum zu haben. Entweder eines, das fix an einem Mikrofonständer montiert ist, wo also alle hinmüssen um was zu sagen oder eines, das mittels HelferInnen zu Menschen die sprechen wollen gebracht wird. Auch hier gilt, die Helferin sollte es nicht aus der Hand geben, sondern für die RednerIn halten.

Wenn es kein Mikrofon für das Publikum gibt oder es spontan während der Rede zu einer kurzen Interaktion kommt, dann hast du auch mehrere Optionen. Die erste ist die Einfachste: die Bemerkung der ZuseherIn wahrnehmen und wiederholen, damit alle wissen was gesagt wurde. Auch wenn sich ein kurzer Dialog zwischen Vortragender mit Mikrofon und ZuschauerIn ohne Mikrofon entspinnt, musst du alles wiederholen, damit das Publikum nicht nur deine Bemerkungen hört und dann dem Dialog nicht folgen kann – überhaupt wenn du ein Headset-Mikro benutzt. Wenn du ein Handmikrofon benutzt bleibt dir noch die Option mit dem Mikro ins Publikum zu gehen und damit den Dialog zu führen. Aber noch einmal: nie das Mikro aus der Hand geben!

Redezeit und -regeln

Wenn es Interaktionen mit dem Publikum gibt muss man klare Regeln dafür kommunizieren. Eine Frage ist und bleibt eine Frage und keine Lebensgeschichte, auch wenn die noch so amüsant ist. Es ist deine Pflicht als RednerIn die Einhaltung der Regeln durchzusetzen. Sonst werden alle die nicht reden schnell Interesse verlieren. Das gilt auch bei ausgemachten Zeitlimits. Du musst höflich, mit Respekt, aber hart in der Sache, die Regeln durchsetzen. Natürlich ist auch hier Einfühlungsvermögen und Hausverstand gefragt, aber es darf kein Zweifel herrschen, wer das Sagen hat. Du möchtest nicht erleben, dass ein Gast deinen Vortrag kidnappt, vielleicht für böses Blut sorgt oder gar anwesende Gäste verärgert. Der Gast geht nach Hause und die schlechte Nachred' bleibt dir. Wenn möglich ist es auch eine gute Praxis Gäste, die mit Anmerkungen beitragen wollen, zu bitten sich mit ihrem Namen vorzustellen. Das sorgt meist schon für ein wenig mehr Respekt und Höflichkeit.

Gäste immer perfekt aussehen lassen

Eine Erfahrung die man vor allem auch in Comedy-Shows macht, wo es sehr oft zu Interaktionen kommt: der Performer, also der Herrscher über das Mikrofon, muss und soll Gäste immer gut aussehen lassen. Scheinbar gute spontane Gags können einen Auftritt torpedieren, wenn ein Gast der Lächerlichkeit preisgegeben wird. dann solidarisieren sich alle anderen schnell mit dem Opfer und der Abend ist für den Künstler gelaufen. Wir wollen und sollen miteinander lachen, lernen und staunen. Selbst wenn der Gast oder die ZuhörerIn etwas sagt, dass im Moment vielleicht nicht vorteilhaft für sie ist und es gibt Gelächter muss der oder die am Mikrofon schnell die Initiative übernehmen. Sie muss die Situation so umlenken, dass das Gesagte nicht auf den Gast zurückfällt. Es gibt natürlich auch Situationen in denen jemand stört, versucht zu stören oder aufgrund seines Benehmens für andere Gäste unangenehm wird. Auch da müssen Comedians, Vortragende und RednerInnen reagieren. Und manchmal sogar sehr hart sein. Aber dazu wird es von mir einen eigenen Blogbeitrag geben.

Interaktion mit dem Publikum ist spannend, immer für alle interessant und oft auch sehr unterhaltsam. Interaktion sollte Teil jedes Auftritts sein. Du musst sie aber gut vorbereiten, dir über Sinnhaftigkeit und Ziele der Interaktion Gedanken machen, die Regeln festlegen und kommunizieren und für technische Machbarkeit sorgen. Ein Aufwand der sich bei einer gelungenen Publikums-Interaktion auf jeden Fall lohnt.