Punker PanikHeute habe ich wieder viel Spaß in der U3 gehabt. Oder besser gesagt in der U-Bahnstation Westbahnhof. Ich war mit der U3 unterwegs und in der Station Neubaugasse sind zwei Klischee-Punker eingestiegen. Der Bub und das Mädchen hatten alles was dazu gehört: Irokesenhaarschnitt, Piercings als ob sie in eine Nagelschussmaschine geraten waren, zerfetzte Kleidung, er im schottischen Kilt, geschätzte 14 Hunde und Bierdosen in der Hand.

Und nachdem sie in diesem Aufzug Angst hatten nicht genug aufzufallen unterhielten sie sich in der U-Bahn in einer Lautstärke, die jedem vergreisten und schwerhörigen Großelternpaar die Hörgeräte ins Gehirn getrieben hätte. Das dürfte ja auch irgendwie ein ungeschriebenes Punker-Gesetz sein, dass man möglichst laut brüllen muss, wenn man sich über absolute Trivialitäten unterhält. Und damit auch die politisch nötige Rebellenhaltung klar manifestiert wird, müssen diese Unterhaltungen immer mit Unflätigkeiten gespickt sein, die dem durchschnittlichen Hard-Core-Rapid-Fan die Schamesröte ins Gesicht treiben würde.

Aber richtig „cool“ und lustig wurden die beiden erst beim Austeigen in der Station Westbahnhof. Sie und die Hundekaravane torkelten aus der U-Bahn und begannen am Bahnsteig cool herumzubrüllen. Offenbar ein völlig neuer Ausdruck der individuellen Freiheit und eine Möglichkeit angepasste Normalbürger kurz in Schrecken zu versetzen. Aber diese Chance konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Ich also innen an den Punkern vorbei. Danach habe ich meinen Schritt verlangsamt und als die Kollegen mit mir auf gleicher Höhe waren bin ich mit einem Kampfschrei (immerhin habe ich Jahre des Tae-Kwon-Do-Trainings hinter mir) in ihre Richtung gesprungen. Sowohl die Punker als auch ihre Hunde gingen knapp an einem Herzinfarkt vorbei (einer der Hunde pisste gleich direkt auf den Bahnsteig). Als sie sich nach ein paar Sekunden gefangen hatten, ging eine gewaltige Lawine an Schimpfworten auf mich nieder: „Arschloch, Trottel, …..“. Ich habe sie nur angelächelt und gesagt: „Versteh ich nicht, vor ein paar Sekunden habt ihr das noch richtig lustig gefunden. Ich habe geglaubt das ist ein Spiel bei dem jeder mitmachen darf.“