Prämmisse und schlechter GagEin guter Gag hängt immer von einer technisch und handwerklich sauberen und guten Prämisse ab. Wenn die Prämisse nicht passt, stimmt oder nicht das Interesse des Publikums weckt und hält, dann kann ein Gag nicht funktionieren. Wenn man beginnt Comedy zu schreiben und seine Ideen und Beobachtungen in Gags umzuarbeiten, dann gibt es ein paar Fallen, in die fast Ale tappen, wenn es um gute Setups bzw. Prämissen geht. Judy Carter hat eine Liste der Fehler zusammengestellt, die am häufigsten sind.

Noch einmal kurz zur Erinnerung: Jeder gute Witz braucht eine gute Vorbereitung, ein so genanntes Setup: Das Setup setzt sich aus Attitude, Topic und Premise zusammen. Auf gut Deutsch: Grundhaltung + Thema + Prämisse = Gagvorbereitung. Der wichtigste Teil des Setups ist die Prämisse.

Die häufigsten Fehler bei Prämissen:

Die Prämisse ist zu allgemein!

„Das Problem bei Beziehungen ist, dass Männer einfach komisch sind.“

Die Prämisse, „dass Männer einfach komisch sind“ ist viel zu allgemein. Richtig wäre es zu sagen, warum Männer komisch sind. Je detailreicher desto besser, denn Comedy liegt immer in den Details. Eine Möglichkeit wäre: „Was Beziehungen so schwer macht ist, dass Männer ihre Freundinnen immer mit ihren Müttern vergleichen. Mein Freund z.B. Jammer dauernd: ‚Du tust nichts. Meine Mutter hatte zwei Jobs und zog dabei noch fünf Kinder auf.‘ Warum kann ich nie einen Freund finden, dessen Mutter den ganzen Tag nichts getan hat außer Fernsehen und Chips essen?“ Die Prämisse ist ernst und detailliert. Wir lernen schnell, warum es hart sein kann mit Männern in einer Beziehung zu leben. Über diese detaillierte Prämisse findet Sharon King dann aber völlig logisch den Gag.

Die Prämisse erklärt Grundhaltung und Thema nicht!

„Wissen sie was bei Beziehungen ein Wahnsinn ist? Ich war online und nach fünf Minuten im Chat war die Frau überzeugt wir wären verheiratet.“

Da fehlt die Logik völlig. Die Aussagen „Ich war online“ erklärt überhaupt nicht, was bei Beziehungen so schwierig sein soll. Eine gute Prämisse bezieht sich sofort und klar auf Grundhaltung und Thema des Witzes. Die Prämisse gibt eine klare Antwort auf die Frage, warum sich der Comedian bei dem Thema überhaupt aufregt und wie es ihn, bzw. uns alle, genau betrifft.

Die Prämisse ist nicht wahr!

„Seit Berlusconi glauben alle, dass Italiener grundsätzlich klein, geliftet und Fernsehmogule sind.“

Die Prämisse ist unbrauchbar, denn die Menschen glauben das nicht. Wenn überhaupt, haben die Menschen andere Klischees über Italiener im Kopf. Das Setup muss authentisch und plausibel sein. Comedian Tom Dreeson erklärte einmal: „Es sollte mit der Prämisse das Publikum auf den Pfad der Wahrheit führen und es dann überraschen.“

„Ich bin mit meinen acht Schwestern und Brüdern in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Meine Mutter hat uns Billigkeidung gekauft. Also Fehlproduktionen, die nicht verkauft werden konnten. Einmal hat sie mir Hosen besorgt, wo der Hosenschlitz auf der Seite und die Tasche vorne in der Mitte waren. Eines Tages wurde ich verhaftet, als ich nach Wechselgeld suchte.“ – Tom Dreeson

Die Prämisse versucht lustig statt wahr zu sein!

„Was bei Drogen wirklich mühsam ist, ist dass sie Blähungen verursachen.“

Bei der Suche nach Gags kann es vorkommen, dass man sich verrennt. Es fällt einem nichts ein und man kommt nicht weiter. Vor allem wenn gerade erst begonnen hat Comedy zu schreiben, kann das passieren. Dann versucht man zu hart „lustig“ zu sein und landet schnelle bei niveaulosen und tiefen „Gags“ oder Witzen, die man als Teenager auf der Fahrt in den Schulausflug lustig gefunden hat. Weil das Setup die eigentliche Vorbereitung für den Gag ist sollte es fast immer ernst und nicht-lustig sein. Viele Comedian meinen, dass das Setup oft wichtiger als der lustige Teil ist, denn beim Setup entscheidet das Publikum ob es Dich mag oder nicht. Ein Setup, dass krampfhaft versucht lustig zu sein vergrault das Publikum eher.

Falsch:

Ich bin in unserem Garten gestanden und da sind Aliens gelandet und haben mir eine Blutprobe abgenommen.

Dieses Setup ist eher eine kurze Geschichte und keine Setup mit Prämisse. Sie fühlt sich auch als Geschichte an, weil im Satz die Vergangenheitsform gewählt wurde. Das Publikum wird sich sofort denken: „Mein Gott, wie soll ich da mehr als drei Minuten zuhören?“ Wenn schon, dann könnte man das gleiche Thema vielleicht so in ein gutes Setup umwandeln:

„Mein Onkel ist verrückt. Er glaubt Aliens sind in seinem Garten gelandet und haben ihm eine Blutprobe abgenommen.“

Auf diese Art und Weise ist das Setup eher glaubhaft. Der Onkel ist der Verrückte und nicht der Comedian. Und verrückte Verwandte hat jeder.

Eine andere Möglichkeit wäre:

„Haben sie diese wahnsinnige Geschichte in der Bild-Zeitung gelesen? Ein Typ behauptet Aliens sind in seinem Garten gelandet und haben ihm eine Blutprobe abgenommen.“

Dieses Setup bringt auch gleich die kreativen Ideen heraus. Der Gag könnte danach in viele Richtungen gehen.

Die Prämisse handelt von Dir!

„Ist es nicht komisch, dass meine Freundin keinen Sex haben möchte?“

Warum sollte mich das interessieren? Ich kenne weder dich noch deine Freundin. Sehr oft, wenn am Anfang eines Setups die Worte „Ich“, „mich“ oder „mein“ vorkommen, wird sie das Publikum nicht interessieren. Natürlich gibt es wie immer auch Ausnahmen dieser Regel, aber diese stammen dann immer von sehr erfahrenen Comedians. Viel besser ist das Setup bzw. die Prämisse zu Beginn allgemein zu halten und dann ins Detail gehen. Da ist es dann völlig okay über sich selbst zu sprechen. Wenn das Publikum einmal am allgemeinen Thema interessiert ist, kann man spezifisch persönliche Elemente einbringen. Aber man sollte nie in eine Geschichte über sich selbst abgleiten. Comedy behandelt immer was es bedeutet ein Mensch zu sein – aber nicht was es bedeutet „Du“ zu sein.

„[Allgemeines Setup] Heute darf man Kinder nicht mehr schlagen. Da gibt es ja diese Hilfe-Hotlines, die die Kinder anrufen können. [Persönlich] Meine Eltern waren so streng, mein Mutter sagte immer: ‚Na komm. Ruf an. Trau dich. Das Telefon ist da. Aber ich werde weit schneller aus dem Gefängnis raus sein als du aus dem Krankenhaus.“ – George Wallace

Die Prämisse ist eine Geschichte!

Einer der häufigsten Fehler von Comedy-Anfängern ist, dass sie eine Geschichte, statt einer Prämisse erzählen. Geschichten funktionieren bei Comedy auf der Bühne nicht weil sie einfach zu lang sind. Man muss zu viel erzählen. Ein Beispiel:

„Wissen Sie was bei Beziehungen wirklich schwierig ist? Ich war mit diesem Mädchen zusammen und sie hat mich sitzen gelassen. Ich bin wirklich einsam. Ich kann nicht kochen, ich weiß nicht wie ich meine Belege sortieren muss und ich bin wirklich verzweifelt. Ich möchte eine neue Freundin finden und gehe jeden Abend aus. Aber nichts passiert. Frauen mögen mich nicht.“

Die Geschichte ist einfach zu lang und vor allem viel zu langweilig. Wenn das Setup mit den Worten „Wissen Sie was bei Beziehungen wirklich schwierig ist?“ beginnt, dann muss im nächsten Satz die Antwort kommen. Die Prämisse muss die Antwort geben, ernsthaft und wahrheitsgetreu. Z.B. so: „Wissen Sie was bei Beziehungen wirklich schwierig ist? Man trifft nie einen passenden Menschen wenn man es wirklich nötig hat.“ Die Prämisse ist keine lange Beschreibung was passiert ist, sie ist eine klar, kurz und prägnant formulierte, wahrhaftige und nachvollziehbare Beobachtung.

Der Schlüssel zum erfolgreichen Comedy-Schreiben ist es, den Unterschied zwischen einer Geschichte über „was passiert ist“ und einer Prämisse zu verstehen. Und genau das, macht das Ganze auch nicht so einfach. Jeder kann erzählen was passiert ist, aber um eine gute Prämisse für einen Gag zu finden und zu formulieren braucht man Kreaitivität, Einblick, Beobachtungsgabe und Wortwitz.

Und das ist eine der härtesten Lektionen im Comedy-Geschäft. Eine Geschichte, die auf einer Party, bei einem Dinner oder in der Kantine „soo lustig“ war und alle zum Lachen gebracht hat, funktioniert auf der Bühne eben nicht. Viele glauben, dass man dem Publikum etwas erzählen soll, das „wirklich passiert ist“. Das ist aber falsch. Comedy basiert nicht darauf, dass Geschichten erzählt werden. Comedy basiert auf guten Setups mit glaubwürdigen Prämissen. Menschen die auf der Bühne scheinbar „schreiend komische“ Geschichten erzählen sind dann oft überrascht, dass im Publikum niemand schallend lacht. Dann kommt meist der Satz: „Na ja, wahrscheinlich hat man dabei sein müssen.“ Nicht lustig!