Set-List für Comedy

Der Ausdruck kommt natürlich aus dem Englischen und beschreibt eine Stichwortliste mit den Titeln und Gags die ein Comedian bei einem bestimmten Auftritt spielen möchte. Ein Auftritt besteht ja immer aus mehreren Themen, Geschichten, Gags und Pointen und wird so zu einem Set. Im deutschsprachigen Raum ist die Set-List noch gar nicht so verbreitet, weil es ja viel weniger Auftrittsmöglichkeiten für Comedians gibt als im englischsprachigen Bereich. Dort brauchen Comedians Sets für viele verschiedenen Zeitformate von 4 Minuten bis 40 Minuten Länge.

Gedankenstütze und Notfallhilfe

Auf der Set-List sollte jede zusammenhängende Geschichte, wichtige Pointen und Back-Up Gags in der Reihenfolge draufstehen, in der der Künstler sie spielen wird. Auf keinen Fall sollte die Set-List mit langen Texten und Formulierungen vollgeschrieben sein. Es geht wirklich nur um eine Gedankenstütze. Einfach nur ein paar Worte (eine Überschrift), die den Gag für dich umschreiben. Manchmal ist die Liste auch eine Notfallhilfe, wenn man z.B. bestimmte Gags zum ersten mal oder in einer völlig neuen Reihenfolge spielt.

In den USA gehen Comedians ihre Set-List einfach kurz vor einem Auftritt noch einmal durch. Sie werfen einen kurzen Blick drauf und los geht’s. Manchmal gehen sie auch mit Set-Lists auf die Bühne. Manche schreiben sie direkt vor einen Auftritt auf eine Serviette, ein Stück Papier oder sogar auf die Innenseite ihrer Hand. Dann aber auch bitte nicht die Handflächen nach außen drehen. Die Set-List sollte mit relativ großen Buchstaben, am besten in Blockbuchstaben, aber eben sehr gut leserlich, geschrieben sein. Bühnenlicht ist nicht immer perfekt und man will ja auch eher unauffällig und nur kurz hinschauen, wenn man muss. Stand-Up Comedy lebt davon, dass Comedians scheinbar völlig locker aus ihrem Leben erzählen und ihnen diese ganzen lustigen Dinge genau eben auf der Bühne erst einfallen. Wenn man dabei verkrampft und auffällig auf eine seiner Innenhandflächen starrt, den Bildschirm eines Smart-Phones fixiert oder verzweifelt versucht einen handgeschriebenen Zettel zu entziffern ist das kontraproduktiv.

Heute nutzt einige ein Smart-Phone oder iPad, für die es sogar schon eigene Haltevorrichtungen am Mikrofonständer gibt. Es gibt auch schon Apps, die die Erstellung und Verwaltung von Set-Lists ungeheure einfach machen.

SetLists-App – es lebe die neue Welt

Ich verwende z.B. eine App mit dem Namen *SetLists*. Die war und ist eigentlich ursprünglich für MusikerInnen gemacht worden, wird aber auch immer mehr von Comedians genutzt. In der App gibt es eine Datenbank, die du mit deinen Gags und Geschichten füllst. Und je nach Set-List wählst du dann die Gags aus. Du gibst deine Gags also nur einmal ein und kannst sie dann für jede Anzahl von Set-Lists nutzen. Das Design ist wirklich nett, denn deine Set-List sieht wie eine handgeschriebene Liste aus. Aber das Ding kann noch viel mehr. Um MusikerInnen zu unterstützen ist gleich eine Art Teleprompter mit einprogrammiert. Wenn du spielst und einen Titel deiner List antippst, bekommst du sogar den ganzen Text in einem weiteren Fenster. Dort kannst du ihn wie bei einem Teleprompter ablaufen lassen. Ich verwende die Funktion nicht, aber es gibt Comedians die das so machen.

Je öfter du in Comedy-Clubs und Shows auftrittst, desto variabler sind die Spielzeiten, die dir vorgegeben werden. An diese Zeiten sollst und muss du dich halten. Besonders unbeliebt bei VeranstalterInnen und KollegInnen sind Comedians, die ihre Zeiten ohne Rücksicht überziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Auftritte bei Mixed-Shows 10,12, 15 oder 20 Minuten Zeitfenster haben. Ja, auf die zwei Minuten mehr oder weniger wird wirklich wert gelegt. Also haltet euch an die Vorgaben. Ich habe also Set-Lists für jede dieser Zeiten. Zum Teil auch pro Zeiteinheit zwei, weil man oft in Shows auch 2×10, 2×12 bzw. 2×15 Minuten spielen soll.

Wie baut man eine Set-List?

Wenn ich meine Set-Lists baue, dann gebe ich denn Nummern einen Titel, der mich gleich in die Geschichte oder das Set-Up eines Gags bringt. Ich spiele die Nummer entweder allein beim Proben oder in einer Show und messe die Zeit, wie lange die Nummer ist. Diese Info schreibe ich dann auch gleich zum Titel dazu und so sehe ich neben den Titel auch gleich die Dauer der Nummer auf der Set-List. Natürlich verwendest du zum Großteil die gleichen Gags für die verschiedenen Sets, aber die Kunst liegt im Detail. Je nach Zeit kommen Gags dazu und weg und wird auch die Reihenfolge anders sein. Bei mir steht dann so was wie:

  • Air Berlin – 2:30

  • Schwangerschaft – 3:50

  • Schwägerin – 1:30

auf der Liste. Dadurch, dass ich zu jeder Nummer auch gleich die Zeit habe, ist es ganz einfach bestimmte Sets für die jeweilige Auftrittszeit zusammen zu bauen. Ich habe also z.B.

  • ein 15-Minuten-Solo-Set

  • ein 12-Minuten-Solo-Set

  • ein 15-Minuten-1.Teil-Set (für insgesamt 30 Minuten)

  • ein 15-Minuten-2.Teil-Set

Selbst wenn ich meine Spielzeit erst wenige Minuten vor meinen Auftritt bekommen, kann ich mit einem Blick sofort mein Set sehen und im Bedarf damit auch auf die Bühne gehen. Ich brauche keinen Gedanken mehr daran verschwenden, ob ich die Zeit einalten werde. Eine Vorgehensweise, die dich bei VeranstalterInnen und TechnikerInnen sehr beliebt macht.

Nicht abhängig werden

So hilfreich Set-Listen sind, man darf nie völlig davon abhängig werden. So wie manche KollegInnen immer und immer wieder ihren Text lernen, obwohl sie das Set zum x-ten mal spielen. Comedy lebt davon, dass man auch spontan ist, auf’s Publikum eingeht und Gags riskiert und macht, die einen gerade auf der Bühne einfallen. Man soll und darf nicht an der Liste kleben. Das Schöne ist, selbst wenn man von ihr abweicht, kann immer noch recht gut die Zeit auf der Bühne einschätzen, weil man die Zeiten aller Gags auf der Liste gut kennt.