Sprechtempo - alles ist zu schnell Unser Sprechtempo ist einer der entscheidenden Faktoren, wenn es um Erfolg oder Misserfolg bei einem Auftritt, einer Rede oder einem Vortrag geht. Die Wahrheit ist, dass keiner von uns – ohne Selbsttest und Überprüfung – beurteilen kann, ob sein Sprechtempo für die ZuhörerInnen angenehm und passend ist. Wer als Redner Erfolg haben will, muss aber das richtige Tempo für sich finden und üben.

Überprüfe dein Sprechtempo

Zeichne deine Rede auf

Diesen Schritt kann man nicht überspringen. Man muss Wege finden objektiv zu beurteilen, wie schnell man in Rede- und Vortragssituationen spricht. Wenn man Glück hat, kann man Freunde oder Verwandte befragen, die z.B. Teil des Publikums bei einem Auftritt waren. Wenn dir nach einer Rede von mehreren Seiten gesagt wird, dass du zu schnell sprichst, dann ist das auch so. Auch wenn du das so nicht empfunden hast.

Zeichne einen Vortrag mit Mobiltelefon oder Videokamera auf und hör dir einmal selbst zu. Nicht erschrecken, jeder Mensch der sich zum ersten mal auf einem Band, einem Video oder auch z.B. im Radio hört, findet sich furchtbar. Also vielleicht nicht jeder, Dieter Bohlen wahrscheinlich nicht, aber die meisten von uns. Das ist normal. Wir hören uns nie selbst objektiv wenn wir sprechen. Wir haben ein bestimmtes Bild von unseren Sprachgewohnheiten und können gar nicht objektiv sein. Ein Aufzeichnungsgerät zeichnet brutal und ohne Schnörkel auf und ein Wiedergabegerät spielt es auch so ab.

Zeichne dich immer wieder auf

Natürlich reicht es nicht nur einmal ein Band mitlaufen zu lassen. Die erste Aufnahme zeigt dir nur den Status Quo. Wenn du versuchst objektiv abzuhören oder vielleicht sogar FreundInnen bitten kannst in die Aufnahme reinzuhören, wirst du schnell Dinge finden, die du verbessern kannst. Aber mit der Analyse ist es nicht getan. Um dich wirklich zu verbessern musst du dich immer wieder selbst aufnehmen und die Aufnahmen vergleichen. Nur dann hast du die Chance besser zu werden.

Die meisten von uns sind zu schnell

Selbst nach jahrelanger Erfahrung und hunderten Auftritten mache ich es viel zu oft noch immer. Ich spreche auf der Bühne zu schnell. Ein wirkliches Problem wenn es um Comedy geht. Die meisten von uns sprechen zu schnell, wenn sie öffentlich reden. Wir sind aufgeregt, wir wollen eloquent wirken, wir haben das Gefühl keiner hört zu, wir wollen schnell zum Höhepunkt der Rede kommen, wir schätzen unser Tempo falsch ein: alles Gründe warum wir zu schnell sprechen. Bei Comedians, also auch mir, passiert es oft, weil der erste Gag nicht gleich für einen großen Lacher gesorgt hat. Wir werden nervös. machen mehr Druck und versemmeln durch das erhöhte Tempo gleich auch die nächsten Gags. Umso wichtiger ist es das Tempo im Griff zu haben.

Zu langsam ist kaum möglich

Auch ich habe auf der Bühne oft das Gefühl zu langsam zu sprechen, obwohl ich leider genau das Gegenteil tue. Ich kann es im Moment des Live-Auftritts eben nicht richtig einschätzen. Warum? Ich kenne mein Material, was als nächstes kommt, meine Gags, meinen Dialekt, meine Fachbegriffe, etc., aber was ich vergesse ist, dass das Publikum alles zum ersten mal hört. Dass ich sie mit neuen Ideen, Argumenten, technischen Details oder Gags konfrontiere. Weil ich mein Schnellsprech-Problem aber inzwischen kenne, versuche ich auf der Bühne bei einem Auftritt bewusst noch langsamer zu sprechen. Auch gegen mein eigenes Empfinden. Zugegeben, natürlich schaffe ich das nicht immer. Auch ich muss eben immer wieder üben, kontrollieren und wieder übern. Ich spreche nicht nur langsamer, ich setze auch mehr Pausen und nütze die, um Argumente, Ideen und Pointen zu unterstreichen oder dem Publikum die Möglichkeit zu geben etwas zu verarbeiten.

Langsamer sprechen bedeutet nicht weniger Dynamik oder Intensität. Langsamer bedeutet nur wirklich langsamer als im eins-zu-eins Dialog. Meiner Erfahrung nach liege ich genau richtig, wenn ich glaube zu langsam zu sprechen. Und oft geben mir die Reaktionen des Publikums dann auch recht. Ich muss einfach lernen in jeder Situation mein Tempo objektiv richtig einzuschätzen – ich muss bremsen, auch wenn mir eine innere Stimme subjektiv versucht einzureden ich sei schon zu langsam.

Kann man zu langsam sprechen?

Natürlich kann man. Es kommt aber fast nie vor. Solltest du das Gefühl haben, dass zwischen deinem ersten Wort und dem Ende des Satzes die Sonne einmal auf- und untergegangen ist, dann ist es wahrscheinlich so. Aber ich bin mir sicher, dass wenn du einer der wenigen Menschen bist die tatsächlich zu langsam sprechen um die Aufmerksamkeit des Publikums zu halten, es dir wohl nachher gesagt wird. Außerdem sollte das ja dann auch bei Aufnahmen bemerkbar sein. Wenn es so ist, dann gehe den umgekehrten Weg und erhöhe schrittweise das Tempo. Sobald du aber da Gefühl hast, dass dir ZuhörerInnen zum Teil nicht mehr folgen können, dann sofort wieder einen Schritt zurück.

Richtiges Sprechtempo bringt Erfolg

Das Sprechtempo trägt entscheidend zum Erfolg deines Auftritts bei. Verlass dich bei der Bewertung des Tempos nie auf deine innere Stimme. Im Gegenteil, lerne wie sehr du sie ignorieren musst, um das richtige Tempo zu finden. Nimm auf, hör es dir an und übe. Und plötzlich wirst du spüren wie sehr du ein besserer Redner geworden bist.