Überraschende WendungDass Überraschung bei Gags und Witzen eine wichtige Rolle spielt ist wohl keine Überraschung. Jeder weiß, dass ein Witz, nachdem man die Pointe schon einmal gehört hat und kennt, nicht mehr lustig ist. Na ja, zumindest nicht mehr so lustig wie beim ersten Mal. Die Erklärung dafür ist auch offensichtlich. Wenn wir einmal die Pointe kennen dann ist die scheinbare Unvereinbarkeit, also die absurde Ausgangssituation (Set-Up) des Witzes oder der Versuch uns gedanklich auf eine falsche Fährt zu locken, durchschaut, geklärt und offensichtlich. Damit ist die Spannung gelöst, der Witz „gemeistert“ also verstanden und wir lachen nicht mehr.

Jeder gute Witz beinhaltet ein gewisses Maß an Überraschung. Wir führen die ZuhörerInnen mit dem Set-Up, also der Einführung bzw. der Ausgangslage, in eine bestimmte Richtung – sowohl intellektuell also auch emotional. Je realistischer, unscheinbarer, glaubwürdiger und leichter das Set-Up für das Publikum ist, umso besser für den Witz. Und dann überraschen wir die Menschen mit der Pointe und drehen die Welt, so wie das Publikum geglaubt hat sie zu sehen und zu verstehen, auf den Kopf.

„Ich bin gerade von einer Vergnügungsreise zurück. Ich habe meine Schwiegermutter zum Flughafen gebracht.“ – Henny Youngman

Und ganz wichtig ist dabei oft das „Timing“, also die Geschwindigkeit und die Pausen die wir verwenden, um zur Pointe zu kommen. Ein einfaches Beispiel: „Nehmen sie meine Frau …….bitte! “ Ohne Timing würde der Satz so formuliert sein: „Nehmen sie bitte meine Frau!“ Die Pause und die Überraschung nach der Pause mit dem Zusatz „bitte“ machen den kleinen Witz aus. Wie gut Comedy und Humor funktioniert hängt meist von der handwerklich perfekt genutzten Überraschung ab und der Fähigkeit die Pointen am Schluss richtig zu timen und zu setzen.