Natürlich ist die höchste Kunst der Rhetorik – und auch Live-Comedy – auf der Bühne die freie Rede. So als würde man gerade ganz natürlich fesselnde Geschichten erzählen, die einem gerade so in den Sinn kommen. Je natürlicher desto sympathischer und entspannter wirkt jede Präsentation. Aber es gibt auch Situationen in denen man bei einem Vortrag, einer Rede oder einem Auftritt auf der Bühne etwas vorlesen möchte oder muss. Herausforderung: lesen auf der Bühne. Dabei sollte man aber ein paar Dinge beachten.
Gut lesbar sollte es sein
Wichtigster Grundsatz: Was immer ich vorlesen will, es sollte gut lesbar sein. Also wenn auf Papier, dann eine große Schrift. Wenn es ein Textauszug ist, dann sollte der Teil, der vorgelesen wird klar markiert sein. Wenn Du aber von einem Mobiltelefon oder Tablet ablesen willst, dann sollte der Text vorab runtergeladen (damit er auch ohne Internetverbindung abrufbar ist), leicht auffindbar (auch wenn die App aus versehen geschlossen wird) und auch im hellen Scheinwerferlicht entzifferbar sein.
Das Thema Licht sollte man überhaupt vorab bedenken und testen. Oft sind Bühnenscheinwerfer so grell und direkt, dass es nicht leicht ist auf der Bühne zu lesen. Manchmal kommt es vor, dass der Saal oder die Bühne in dem Moment, in dem man lesen will, so abgedunkelt ist, dass es auch schwer ist etwas abzulesen. Bitte den Veranstalter oder Techniker vor Ort, das Licht mit Text beim Soundcheck testen zu dürfen. Das erspart böse Überraschungen später, wenn das Publikum erwartungsvoll im Saal sitzt.
Die ruhige Hand
Alles was man auf der Bühne in die Hand nimmt, wird auch vom Publikum sofort aufmerksam begutachtet und beäugt. Also auch die Hand, mit der man einen Text – aber auch ein Glas Wasser – hochnimmt. Lampenfieber und Nervosität werden dann sofort für alle sehr offensichtlich, denn natürlich zittert nicht nur die Hand, sondern der zittrige Eindruck wird durch Zettel, iPad oder Wasserglas noch verstärkt. Mein Tipp: Wenn man mit irgendwas auf der Bühne hantieren will oder muss, dann sollte man es erst nach ein paar Minuten tun. Bis dahin hat sich meist das Lampenfieber ein wenig gelernt und wenn es gut läuft, wird auch das große Zittern nicht kommen.
Hände frei
Vorbereitete Texte haben einen Vorteil. Sie sind vorbereitet und man ist schon vorab sicher, wie man sie nutzen will. Also sollte man auch vorab klären, ob das auch wie geplant funktionieren kann? Gibt es einen Tisch, ein Podium oder ein Pult, auf dem man das Papier oder Buch ablegen kann? Wenn man etwas vorlesen will ist es natürlich besser ein Head-Set als Mikrofon zu nutzen, um die Hände frei zu haben. Oder – wenn kein Head-Set zur Verfügung steht – zumindest einen Mikrofonständer vorzubereiten. Einfacher ist es, wenn die Mikros fix am Pult oder dem Podium montiert sind. Dann hat man die Hände frei.
Verdammt, Unterlage vergessen
Das sollte gar nicht passieren. Es ist wichtig sich zu überlegen, wie man sicherstellt, dass man den Text auch bei sich hat, wenn man ihn braucht. Gibt es jemand, der den Text vor dem Auftritt auf der Bühne oder am Pult bereitlegt? Muss ich das selber vorher machen? Geht das überhaupt, oder muss ich den Text bei mir tragen, wenn ich auftrete? Wo stecke ich ihn ein (einen zerknüllten Zettel aus der Jeans zu ziehen und dann unbeholfen glatt zu streifen wirkt nicht immer lustig oder gar professionell)? Was für Erinnerungsmechanismus habe ich, damit ich den Text in der Aufregung nicht im Hotel oder der Garderobe vergesse?
Alle diese Fragen sollte man sich vor einem Auftritt mit Manuskript, oder anderen Texten, stellen und beachten. Ich kann aus eigener leidvoller Erfahrung sagen, dass man in den letzten Minuten davor, oder beim Auftritt selbst, nicht mehr in der Lage ist all das zu bedenken.
Routine ist gut
Einfacher ist es, wenn man viele Auftritte hat, und so den Umgang mit Unterlagen und anderen Requisiten immer wieder üben kann. Schon bald stellt sich eine Routine ein, die einem das Leben leichter macht. Dabei solltest Du versuchen den Prozess immer wieder gleich ablaufen zu lassen. Lege den Text immer an die gleiche Stelle, habe eine Backup-Lösung, trage ihn immer in der linken Jacket-Tasche, drucke ihn immer in mehreren Versionen aus, packe ihn immer in das gleich Fach der Reisetasche, … Wenn Du aus Unterlagen oder Texten liest, dann plane die Sache gut voraus. Ein fester Ablauf bei der Vorbereitung und Umsetzung verhindert, dass es Pannen gibt. Wie immer, wenn es um Reden, Auftritte oder Präsentationen geht: Vorbereitung und Übung macht den Meister.