Comedy-Material zu schreiben, das lustig ist und dabei auch noch spontan und glaubwürdig klingt, ist eine der schwersten Aufgaben, die man sich selbst stellen kann. Zu oft wirken Texte und Material zwar sorgfältig geplant und dramaturgisch aufgebaut, aber künstlich und wie für die Nachrichten getextet. Der beste Weg um großartige Comedy zu schreiben, also Gags und Geschichten, die die Zuhörer wirklich dazu bringt Tränen zu lachen und Seitenstechen zu haben, ist spontane, lustige bzw. witzige Momente aus dem echten Leben auszubauen und festzuhalten. In anderen Worten: die beste Comedy entsteht, wenn du in der so genannten „Funny Zone“ bist. Ja, ja, ich kann die unzähligen Stimmen schon hören, die in den Chor der Enttäuschten einstimmen, weil ich hier schon wieder englische Begriffe verwende. Haben wir denn nicht schon genug unter zu vielen Anglizismen zu leiden? 

Der Begriff kommt natürlich nicht von mir, sondern von Judy Carter und ihrem großartigen Buch The Comedy Bible: From Stand-up to Sitcom — The Comedy Writer’s Ultimate „How To“ Guide. Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen um eine deutsche Übersetzung zu finden die passt. Es hat nicht geklappt. Ich habe es mit der „komischen Zone“ versucht. Da haben einige geglaubt ich verharmlose die untergegangene DDR. Ich habe es mit der „komischen Bewusstseinsebene“ versucht, aber da hat man mir Drogenkonsum und zu viel Esoterik vorgeworfen. Also bin ich jetzt doch bei „Funny Zone“ geblieben und bitte schon jetzt dafür um Verständnis.

„Mein Vater war so geizig. Zum Ostergottesdienst mussten wir jedes Jahr die gleichen Anzüge tragen. Aber er ist mit uns jedes Mal zu einer anderen Kirche gegangen.“ – A. J. Jamal

Was ist die „Funny Zone“?

Was also ist die Funny Zone und wie komme ich hin? Dazu müssen wir eigentlich nur Kinder beobachten. Die machen sich in den seltensten Fällen Gedanken darüber, wie andere bzw. Erwachsene über ihr Verhalten urteilen. Beim Spielen und Blödeln gibt es für sie nur ein Ziel: Unterhaltung und Spaß. Wenn man einen Comedian und ein Kind gemeinsam auf eine Bühne stellt, dann wird das Publikum ohne Zweifel immer vor allem das Kind beobachten. Und zwar deshalb, weil Kinder immer in der Funny Zone sind. Sie lassen los und sehen die Welt aus jener Sicht, die ihnen in diesem Moment die Naheliegendste ist. Sie agieren und reagieren völlig frei und hemmungslos und stehlen damit jedem Erwachsenen auf der Bühne die Show. Wir lieben sie, wir lachen über sie und wünschen uns auch sofort wieder so sein zu können.

Die besten Gags warten in der Funny Zone

Es stimmt schon, man kann humoristische Texte, Comedy und Kabarett-Material auch alleine am Schreibtisch in den Computer tippen. Aber meistens wirken diese Texte dann gekünstelt und sehr konstruiert, oft auch energielos. Man muss nicht herumspringen, toben, am Kopf stehen oder anderes tun, um gut zu schreiben, denn bei jedem von uns funktioniert das etwas anders. Aber wichtig ist, dass jeder für sich selbst einen Weg in die ureigene Funny Zone findet. In jene Zone, in der wir sehen wie absurd die Welt um uns herum sein kann. In jene Zone, in der Kinder die banalsten, offensichtlichsten und deshalb interessantesten Fragen stellen – ohne lang zu überlegen, ob ihre Frage banal, ihre Weltsicht naiv oder gar dumm ist. Ohne Angst vor dem Urteil scheinbar vernünftiger Mitmenschen zu haben.

„Bisexualität vedoppelt automatisch die Chancen für ein Date am Samstagabend.“ – Woddy Allen

Viele finden es am einfachsten in ihre persönliche Funny Zone zu kommen, wenn sie mit anderen Comedians, oder humorigen Vertrauenspersonen, ihr Material erarbeiten. Alle Ideen werden auf den Tische geworfen und alle möglichen Blickwinkel und Meinungen bereichern das Material. Wie auch immer es funktioniert, wichtig ist, dass man sich selbst dorthin bringt, wo die Kreativität aus einem herausbricht und Ideen sprudeln.