Josef Cap, Laura Rudas und die Verantwortung für den Penis Ich finde das unfair. Der Mann hat die 14.000.- Euro im Monat, 14 x im Jahr, wahrlich verdient. Der Mann soll ein neues SPÖ-Programm schaffen! Dafür ist das doch nicht viel Geld. Man muss sich nur einmal ehrlich in seine historisch-politisch bedeutenden und großen Schuhe versetzen.

Josef Cap, der geschäftsführende Präsident, beim kleinen Geschäft

Da steht er dann also, der neue geschäftsführende Präsident der SPÖ-Parteiakademie Renner-Institut, am Pissoir im Schloss des Bildungsinstituts. Er steht dort aber nicht wie ein abgehobener Parteibonze, nein, auch er steht genauso vor dem Pissoir, wie der kleine Mann von der Straße. Na ja, in den Pissoirs der kleinen Männer gibt es vielleicht keine goldenen Armaturen oder von iPad gesteuerte High-Tech Desinfektions- und Spültechnologien, aber ganz grundsätzlich unterscheidet sich der geschäftsführender Präsident beim kleinen Geschäft nicht wirklich vom kleinen Mann. Genau das macht die Volksnähe und Bescheidenheit einer sozialdemokratischen Volkspartei aus.

Die Zukunft der SPÖ liegt in seiner Hand

Aber im Gegensatz zum kleinen Mann, der sein Geschäft nahezu befreit, sorgenlos und gedankenlos erledigen kann (unter anderem deshalb weil die solzialdemokratische Partei seine Interessen immer zuerst vertritt), hat Josef Cap, der geschäftsführende Präsident, an einer schweren Last zu tragen. Er soll der Partei ein neues Programm verpassen.

Da steht er nun und die Verantwortung drückt ihn. »Jetzt liegt die Zukunft der Partei in meiner Hand«, denkt er und blickt wehmütig auf das, was einmal ein mächtiges Instrument hätte sein sollen. »Genau um diese Ikone der zweiten Republik geht es. Das müssen die Menschen verstehen. Da geht es schon um mehr als um schnöden Mammon.« Fast schon zynisch fragt er sich leise im Selbstgespräch: »Wann bist du denn das letzte mal wirklich für was aufgestanden? Wann bist du das letze mal wirklich hart geblieben? Jetzt muss ich mich als geldgierig brandmarken lassen, nur um dich wieder in altem Glanz aufrichten zu können. Das ist meine Mission, meine Aufgabe.«

Natürlich ist das Geld eine Art Schmerzensgeld. Wer würde sie denn sonst freiwillig anfassen, die Zukunft der Partei, die da in seiner Hand liegt? Was sind 14.000.- EURO, angesichts des traurigen Zustands dieses einst so mächtigen Manifests. Na ja, inzwischen Maniweich. »Seit Jahrzehnten hängst du da so rum, nützlich und brauchbar nur in wenigen Momenten und dann auch nur für kurze Zeit.« Klar hätte es auch eine andere Option gegeben. Er, Cap, der geschäftsführender Präsident, hätte sich den Job nicht antun müssen. Er hat sich nicht vorgedrängt. Würde er nie tun. Ein leuchtendes Beispiel an Bescheidenheit und Zurückhaltung. Aber Laura Rudas hatte sich trotz gleichem Gehalts standhaft (ha!) geweigert das Ding in die Hand zu nehmen.

Josef Laura Cap – Posterboy der Alten

Und irgendwie musste die Partei auch ein Zeichen für die immer größere Bevölkerungsgruppe der Alten setzen: Seht her, nicht nur eine junge Flachwurzel-Quotentussi wie die Laura bekommt 15.000 EURO im Monat für nix, nein, die SPÖ sorgt auch für die Alten im Land. Und dass er, Cap, der geschäftsführende Präsident, jetzt von selbstgerechten Journalisten, neoliberalen Bank-Heuschrecken und Vorständen und senilen Milliardärssenioren durch den Fleischwolf gedreht wird, trägt er, der geschäftsführende Präsident, mit Grazie und Anmut. So wie man ihn seit Jahrzehnten als eine Säule des demokratischen Nachkriegsösterreichs kennt. »Man muss bereit sein für die Partei und das Land Opfer zu bringen und wenn die Zukunft der Partei nun schon verschrumpelt in meiner Hand liegt, dann bin ich bereit dieses Opfer zu bringen«, denkt sich der geschäftsführende Präsident, als er sein kleines Geschäft beendet. »Mit Stolz bin ich die Josef-Laura Cap für Senioren und das Viagra unseres Parteiprogramms wenn es denn sein muss und das Volk es von mir will. Auch wenn ich dafür 14.000.- EURO im Monat, 14 x jährlich, ertragen muss.«

Cap. der geschäftsführende Präsident, wendet sich um. Ein livrierter Butler der Renner-Stiftung, im feinen Zwirn mit Baumwoll-behandschuhten Händen, tupft dem geschäftsführenden Präsidenten mit einem gewärmten Feuchttuch die letzten Tropfen von seiner Verantwortung. Cap, der geschäftsführende Präsident, bedankt sich — volksnah wie er nun mal ist — und verabschiedet sich mit: »Die 14.000.- EURO im Monat tue ich mir nur an, damit du weiter einen sicheren 1-Euro-Job bei uns in der Akademie haben kannst, Kollege.«