Machen wir einen kleinen Ausflug zum Thema Vortrags- bzw. Präsentationstipps. Ich habe da einen interessanten Blogbeitrag auf PublicSpeakingInternational.com von Gary Genard, ein internationaler Rhetorikcoach und Trainer, gefunden. Auf seinem Blog publicspeakinginternational.com schreibt er über die Wichtigkeit der Performance im Vergleich zum Inhalt einet Vortrages.

Viele Vortragende sind einfach zu verliebt in ihre Fakten, Zahlen und Details statt ihr Publikum zu lieben. Zu oft konzentrieren sie sich auf ihre scheinbar smarten Powerpoint-Präsentationen mit den vielen kleinen Unterpunkten und netten kleinen Grafiken. Mit Stolz sind sie überzeugt, dass ihr Thema so am besten und perfekt kommuniziert wird. Genard ist überzeugt, dass es dem Publikum nicht auf die scheinbar perfekte reine Informationsvermittlung ankommt. Die Zuhörerinnen wünschen sich stattdessen viel mehr eine ehrliche und bedeutsame persönliche Beziehung zum Vortragenden, und idealerweise, positive Impulse vom Vortrag und dessen Inhalten. Wir müssen das Publikum bewegen, emotional binden, wenn wir vortragen.

Fakten sind doch fast immer da

Natürlich ist dabei auch der fachlich gute und richtige Inhalt ein wichtiger Baustein. Aber bei 90 Prozent der Vortragenden besteht daran kein Mangel und auch nie ein Zweifel. Das Publikum aber zu fesseln und mit Emotionen zu binden, ist weit mehr als eine grandios gestaltete Powerpoint-Präsentation ablaufen zu lassen und abzulsen. Genard beschreibt eine erfolgreiche Präsentation folgendermaßen: Eine Rede oder Präsentation ist eine gemeinsame Erfahrung, ein Beispiel einer kleinen Gemeinschaft, bei der der Vortragende gemeinsam mit dem Publikum eine interessante Reise macht. Um die Reise erfolgreich vorzubereiten muss man sich von Anfang an Gedanken über die Art und Weise der Beziehung zum Publikum machen. Wenn man alle seine Energien nur in die immer detailverliebtere Verbesserung des Inhalts macht läuft, man Gefahr die emotionale Bindung zu vernachlässigen.

Anders ausgedrückt: irgendwann ist genug recherchiert und formuliert, irgendwann muss man die Show und die persönliche Performance trainieren und üben. Hier ist eine einfach Formel: statt 100 Prozent der Vorbereitungszeit nur dem Zusammentragen von Fakten und Material zu widmen, und 0 Prozent der praktischen Rede- bzw. Votragsübung, wäre diese Aufteilung besser:

40 Prozent der Vorbereitungszeit für Recherche und Powerpointerstellung und 60 Prozent der Vorbereitungszeit den Vortrag wirklich praktisch üben.

Klingt radikal, ist aber eigentlich logisch. Der Grund warum ein Mensch für einen Vortrag gebucht oder ausgesucht wurde ist ja, dass er oder sie auf seinem Fachgebiet Expertin ist. Davon gehen auch die ZuhörerInnen aus. Die Themen der Präsentation sind oft die Gleichen, mit denen der/die Vortragende Tag für Tag beschäftigt ist. Ob man es glaubt oder nicht, Vorträge scheitern eigentlich nie weil zu wenig Zahlen, Fakten und Charts gebracht werden. Meist scheitern sie an langweiliger und uninspirierter Präsentation. Was den meisten Vortragenden fehlt, ist die Fähigkeit entspannt mit dem Publikum auf eine unterhaltsame, lehrreiche Reise zu gehen. Die Wenigsten haben die Routine in eine Art fließende Konversation mit den Zuhörerinnen zu treten, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre. Als ob sie das täglich erfolgreich tun würden.

Eine Rede ist eine mündliche Wissensvermittlung

Der Punkt ist: es geht um eine Rede, eine mündliche Form der Wissensvermittlung und nicht um monotones Vorlesen hunderter von Powerpointcharts. Dafür könnte man die Rede auch aufzeichnen und als Pod-Cast mit der Präsentation per Email verschicken oder online stellen. Bei der Vorbereitung für eine Rede, bzw. eine Präsentation, sollte man immer jene persönlichen Bereiche stärken und trainieren, in denen man am schwächsten ist. Die Stärken wie z.B. Expertise und Fachwissen werden dabei nicht verloren gehen. Man sollte also viel Übungszeit damit verbringen zu versuchen mit Publikum entspannt umzugehen. Man sollte sich selbst beobachten: Wie bewegt man sich auf einer Bühne, im Raum, etc.? Man sollte Gesten üben – auch vor dem Spiegel. Man sollte üben Augenkontakt mit den ZuhörerInnen zu halten. Man sollte Anekdoten, Geschichten und Ereignisse recherchieren und suchen, die Fakten vermenschlichen und persönlichen Bezug herstellen. Man sollte sich selbst bei entspannten Gesprächen mit Kollegen, Freunden oder Familie zum Thema beobachten. Oft findet man da Formulierungen, Bezugspunkte und Erklärungen, die jeden Vortrag aufwerten.

Je entspannter und natürlicher man vor Publikum auftritt, desto persönlicher, glaubwürdiger und überzeugender wird die Präsentation. In kürzester Zeit liebt man das Publikum und nicht die hübsch verpackten kahlen Fakten. Und wie das Publikum darauf reagieren wird kann sich jeder selbst ausmalen. Denn wir sind alle viel zu oft selbst Publikum bei öffentlichen Powerpoint-Folterungen.

Gary Genard ist ein internationaler Rethoriktrainer und Coach. Er ist der Gründer von Public Speaking International in Boston, USA. Informationen zu Gary Genard und sein Unternehmen gibt es hier: http://PublicSpeakingInternational.com