Technologische ÜberforderungAuch bei mir hat es die Momente schon gegeben. Als ich unlängst das Smart-Phone meiner Tochter in der Hand habe, war ich im ersten Moment einfach technisch überfordert. Ich fand mich auf dem Ding nicht mehr zu recht. Auch bei Facebook habe ich am Anfang lange gebraucht, um wirklich zu verstehen, was denn nun andere UserInnen sehen, wenn sie auf meine Seite kommen. Was verdammt noch mal ist ein Newsfeed? Wer sieht mein Profil? Wie Stelle ich die ganzen automatischen Benachrichtigungen ein bzw. ab? Also bin auch ich endgültig in ein Alter gekommen, wo ich wohl immer öfters technologisch überfordert bin.

Neue Technologie – alte Probleme

Zum ersten Mal hatte ich dieses Phänomen vor knapp 30 Jahren bei meinem Vater beobachtet. Damals wurde das Faxgerät gerade zu einem Ding, das zunehmen auch in privaten Haushalten Fuß fasste. So fern man einen Installationstermin bei der Post bekam, die das Gerät anschließen mussten. Und natürlich durften nur offiziell, von der Post genehmigte, Faxgeräte verwendet werden, denn man wollte ja technische Probleme von vornherein ausschließen.

Als ein Fax noch „High Teich“ war

Probleme, wie sie ein guter Bekannter von uns damals auslösten. Er hatte selbst ein tolles Faxgerät importiert. Nachdem er auch noch ein selbstzertifizierter Fernmeldetechniker war, schloss er das Gerät auch gleich selbst an. Damals noch an eine sogenannten Viertelanschluss in Wien. Ja, sowas hat es damals gegeben. Vier Wohnungen teilten sich eine Telefonleitung. Wenn man telefonieren wollte, musste man auf einen kleinen Knopf drücken und hoffen, dass keiner der drei Nachbaren gerade in der Leitung hing, um einen Anruf zu machen. Nun, genau an so eine Vierteltelefonleitung hängte unser Bekannter sein illegales Fax  und dass auch noch mit illegaler Eigentechnik.

Und dann flog er für das Wochenende nach London. Als er zurückkam, war er seine Wohnungstür aufgebrochen und sein Faxgerät war weg. Wo das Gerät gestanden war, lag eine Mitteilung der Feuerwehr,Polizei und der Post. Mit seine Fax-Eigenkonstruktion hatte unser Freund den Telefonanschluss aller vier Wohnungen permanent besetzt und niemand konnte über Stunden telefonieren. Die verzweifelten Nachbarn hatten dann irgendwann über eine öffentliche Telefonzelle die Post angerufen und die hatten mit Feuerwehr und Polizei die Wohnung aufgebrochen und das Gerät abgehängt und konfisziert. Und eine teure Strafe musste unser Bekannter auch noch zahlen.

Mr. Spock – eine Kopie für mich

Aber zurück zur technischen Überforderung meines Vaters. Als er dann endlich ein Faxgerät hatte, war er ganz stolz. Allerdings hatte eine eigene Vorstellung davon, wie das Ding funktionierte. Jedes mal wenn er mir ein Fax schickte rief er mich gleich danach an und sagte: „Hallo, ich habe dir ein Fax geschickt. Schick es mir aber bitte wieder zurück, denn es ist meine einzige Kopie.“ Offensichtlich dachte mein Vater, dass das Fax eine Art Vorgängermodell des Beamens vom Raumschiff Enterprise sei. Dass also das Fax beim Absenden in seine Moleküle zerlegt wird und bei mir in meiner Wohnung wieder in den Originalzustand zusammengesetzt wird.

Als ich damals mit Freundin einmal in Rom war, rief ich meinen Vater an, weil die Fluglinie unser gesamtes Gepäck verloren hatte. „Wir haben nichts hier“, erklärte ich ihm am Telefon. Aber mein Vater reagierte sofort. Er versuchte mir eine Unterhose zu faxen. Das war dann doch ein wenig unangenehm, weil im Hotel glaubte man wir seien ein perverses Paar auf der Suche nach einer Swinger-Convention.