Beim Schreiben von Comedy-Material ist es immer ein guter Ansatz Allgemeinplätze und Verallgemeinerungen zu vermeiden. Auf der Bühne sollte man z.B. nicht einfach über ein „Stück Obst“ sprechen. Viel besser ist es von einem Apfel zu erzählen.

Gut geschriebene Geschichten und Gags erzeugen in der Vorstellung des Publikums ein klares Bild. Alle im Publikum haben im besten Fall eine genaue Vorstellung von dem Ding oder der Situation über die der Comedian auf der Bühne spricht. Wenn man jetzt nur über ein „Stück Obst“ spricht, lässt das viele Interpretationen offen. Ist es eine Banane, ein Pfirsich, ein Apfel oder eine andere Frucht? Diese „Verunsicherung“ hindert die ZuschauerInnen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und – was vielleicht noch wichtiger ist – emotional in die Geschichte einzusteigen und zu investieren. Wenn man aber „Apfel“ sagt, dann hat jeder im Publikum für sich ein klares Bild im Kopf und auch eine eindeutige emotionale Reaktion dazu. Plötzlich sehen alle ihren Apfel und spüren das, was sie in ihrem Leben schon immer mit einem Apfel assoziiert haben. Sie haben ein eindeutiges Bild vor Augen und ein klares Gefühl.

Wenn ich meine Gags erzähle, dann stelle ich mir vor, dass ich gerade in den Köpfen der ZuschauerInnen ein Bild male. – Steven Wright

Aber wie immer im Leben gibt es dazu auch eine Kehrseite. Man kann zu detailliert werden. Wenn man plötzlich von einem Apfel spricht, „so einen wie wir ihn alle kennen. Leicht rot an den Seiten, dann ein wenig gelb oben und mit Dellen und leicht braunen Flecken“, dann kann es sein, dass man die Vorstellungskraft der Leute überstrapaziert. Dass man ihnen zu wenig Freiheit lässt um einen Apfel, nämlich „ihren“ Apfel, im Kopf zu sehen, mit dem sie Emotionen verbinden. Wenn die Farbe und der Zustand nicht unmittelbar für den Gag – vor allem der Punchline – relevant ist, dann weglassen.

Idealerweise sollte ein erfolgreicher Schreibstil für Comedy klar, einfach und eine lebendige Einladung für das Publikum sein sich statt Allgemeinheiten spezifische Dinge und Situationen vorzustellen. Situationen mit denen es eine Emotion, also ein Gefühl, verbindet. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr durch zu viele Details Menschen im Publikum auszuschließen. Ideal ist es die Vorstellungskraft der Menschen zu reizen und anzuregen, sie aber nicht einzuschränken und zu limitieren.