Stellt sich die Frage, was ist eigentlich ein Gag/Witz/Joke? Wo kommt er denn her? Wie funktioniert das? Ich möchte hier jetzt nicht versuchen auch nur annähernd wissenschaftlich der Frage nachzugehen, was Menschen zum Lachen bringt. Die genauen physiologischen und psychischen Vorgänge sind zum Teil erforscht, aber Einigkeit herrscht darüber noch lange nicht. Worüber aber – zumindest bei erfolgreichen Comedians und Kabarettisten – Einigkeit besteht, ist das handwerkliche Rüstzeug, das man braucht um Comedy-Material zu schreiben.

Ein Gag – zwei unterschiedliche Ideen

Gene Perret erklärt die grundsätzliche Struktur eines Gags in seinem Buch The New Comedy Writing – Step by Step folgendermaßen: Wenn man versucht einen Witz oder Gag zu schreiben, sind im allgemeinen zwei Gedankenprozesse involviert. Der erste läuft ganz schnell und automatisch in uns allen ab, und wird oft gar nicht bewusst wahrgenommen. Er besteht darin, dass wir mehrere IdeenBegriffe und Erfahrungen in Windeseile durchdenken und sofort dahingehend analysieren, ob diese Dinge einen relevanten Berührungspunkt mit irgendeinem anderen Gedanken in unserem Kopf haben. Im Prinzip besteht ein Witz oder Gag aus zwei unterschiedlichen Ideen die zusammen eine einzelne, vielleicht sogar neue und überraschende Idee ergeben.

Wenn du an deine Lieblingssprüche, Witze oder Gags denkst, dann wirst du feststellen, dass sie fast immer aus zwei Ideen, Beobachtungen oder Erfahrungen bestehen. Manchmal sind beide Ideen ganz ähnlich, manchmal stehen sie in völligem Widerspruch zueinander, manchmal ist eine Verbindung völlig absurd und manchmal ergeben sie eine faszinierende Ironie. Aber fast immer bestehen Witze und Gags aus zwei Ideen die auf komische Art und Weise miteinander verknüpft werden.

„Wissenschaftler behaupten Nikotin könnte Alzheimer heilen. Du stirbst bevor Du alt genug bist um es zu bekommen.“ – Jay Leno

„Meine Frau hat so viele Kreditkarten. Sie hat so viele Magnetstreifen in ihrer Geldbörse, dass ihre Tasche immer nach Norden zeigt.“ – Peter Sasso

Wenn man versucht einen Gags zu schreiben beginnt man mit einer Beobachtung bzw. Erkenntnis und versucht diese dann möglichst schnell und passend bzw. humoristisch mit einer anderen in Bezug zu stellen. Wenn man die richtige Kombination gefunden hat, springt einen der Witz förmlich an. Nachdem unser Gehirn permanent Informationen aufnimmt und verarbeitet, kommt es öfters vor, dass dies auch ganz zufällig passiert. Plötzlich stellt man zwischen zwei Erfahrungen einen Bezug her, der sofort für Unterhaltung, Staunen und Spass sorgt. Und weil das auch ganz zufällig passieren kann, kann auch jeder Mensch einen guten Gag erfinden.

Die allerdings, die von Comedy leben wollen, können nicht auf den Zufall hoffen. Sie müssen auf Kommando und zu jeder Zeit zu allen Themen einen Witz schreiben können. Und um das zu können, muss man – so wie bei jedem Handwerk – vorbereitet und geübt sein. Beim Gagschreiben ist der Prozess der Beobachtung, des Erkennens einer absurden Situation und dann der Verknüpfung mit der zweiten Idee der Grundstein für Erfolg. Deshalb muss man sein Gehirn genau drauf hin trainieren und vorbereiten.

Mehr Bebobachtugen führen zu mehr Gags

Alle Gags entstehen aufgrund der vorher beschriebenen Gedankenabläufe. Erkennen und dann möglichst viele verschiedene Verknüpfungen zu anderen Ideen, Beobachtungen und Erfahrungen herstellen. Es ist somit auch offensichtlich, dass ich, je mehr Ideen ich schon im Kopf oder woanders vorbereitet habe, eine umso höhere Chance habe eine passende und vor allem unterhaltsame Verbindung zu finden. Je mehr Beobachtungen ich verknüpfe und zu mehr oder weniger guten Witzen zusammenstelle, um so höher ist die Chance einen guten Gag oder sogar eine ganze Abfolge von guten Gags zu finden.

Im Prinzip funktioniert das wie bei einem Anagramm. Ein Anagramm bezeichnet ein Wort, das durch Umstellung der einzelnen Buchstaben oder Silben aus einem anderen Wort gebildet wurde. Man kann Anagramme aber auch durch umstellen verschiedener Worte in einem Satz oder sogar umstellen verschiedener Zeilen in einem Gedicht, erstellen. Je mehr Optionen man aus dem vorhandenen Buchstaben, Silben und Satzteilen bildet, desto höher ist die Chance auf ein humoristisches Juwel. Je öfter man sich mit Anagrammen beschäftigt, desto mehr Alternativen pro Wort fallen einem auf. Und plötzlich hat man die beste Variation im Kopf und unterhält alle die dabei sind.

Meine Frau hat mich gezwungen eine Brille zu tragen. Ich habe viele Dinge einfach nicht so gesehen wie sie.“ – Mark Klein

Als Comedy-Autor muss man dazu fähig sein eine Situation schnell zu erfassen, gründlichst zu analysieren und dann eine große Liste an möglichen Verknüpfungen zu erstellen. Und all das muss man machen, bevor man daran geht den Gag zu schreiben.