Die Show vor der ShowJeder kennt das von Rockkonzerten. Es gibt keinen Superstar, der oder die ohne Vorgruppe auf die Bühne kommt. Das hat auch seinen guten Grund. Stars kommen erst dann auf die Bühne, wenn das Publikum im besten Fall schon großartiger Stimmung ist und es kaum mehr erwarten kann. Genauso ist es bei Comedy-Stars in den USA oder England. Der sogenannte „Headliner“ kommt erst nachdem zuerst ein Anheizer auf der Bühne war und dann ein lokaler Nachwuchskomiker. Erst dann startet der eigentliche Star mit der Show.

Niemand will der/die Erste sein

Comedians wissen, wie schwer es sein kann der oder die Erste auf einer Bühne zu sein. Deswegen ist bei sogenannten Mixed-Shows, wo bis zu fünf Leute auftreten, der oder die ModeratorIn so wichtig. Bei guter Moderation kommt der erste Act auf die Bühne nachdem der Moderator die Stimmung schon angeheizt hat. Dennoch wollen die wenigstens der erste Act sein. Ein richtig aufgewärmtes Publikum ist eben die halbe Miete.

Wenn du also als KünstlerIn oder RednerIn einen Auftritt hast, dann kläre möglichst früh ab, an welcher Position du dran kommen wirst. Oder ob es einen Moderator gibt, der dich einführt, ob vor oder nach dir eine weitere Person spricht, ob du der einzige Act des Abends bist? Es ist auch gut zu wissen, wer die Person vor oder nach dir ist und wie viel Erfahrung sie als Comedian oder RednerIn schon hat. Danach kannst du einordnen ob du als Warm-Up für einen erfahrenen und bekannten Act gedacht, oder ob die Person vor dir als Warm-Up für dich geplant ist? Je nach dem macht das dein Leben leichter oder schwieriger.

Eigeninteresse: Unterstütze den Moderator

Wenn es zumindest einen Moderator oder Moderatorin gibt, ist dir schon geholfen. Aber du musst diese Person dann auch unterstützen und mit Informationen zu deiner Person, deiner Art und Sonderwünschen für deine Ankündigung versorgen. Am besten ist, du hast eine kurze Einführung auf einem Blatt Papier ausgedruckt mit, das du dem Moderator bei Bedarf vor der Show oder dem Event in die Hand drücken kannst. Der Text sollte so formuliert sein, dass er auch einfach gelesen werden könnte und trotzdem seinen Zweck erfüllt. Selbst wenn du nichts vorbereitet hast, solltest du immer ein paar Formulierungen im Kopf haben, mit denen du gerne auf der Bühne vorgestellt werden willst. Wenn nämlich ein Moderator fragt: »Wie soll ich dich ankündigen?«, dann ist die unprofessionellste und schlechteste Antwort: »Was auch immer. Du machst das schon.«

Es gibt die Anekdote eines Comedy-Moderators in einem der angesagtesten Clubs New Yorks, der junge KollegInnen dann meistens so angekündigt hat: »Ich kenne den nächsten Act nicht. Wahrscheinlich brauchen wir ihn nicht kennen. Gerüchte sagen, er ist einer der Schlechtesten die sich in dieser Branche je versucht haben. Heute Abend kommen ja noch richtige Hammer-Künstler im weiteren Lauf des Abend, also werden wir ihn wohl verkraften. Auf jeden Fall ist das jetzt die Chance für euch noch mal auf’s Klo zu gehen oder einen Drink zu bestellen. Hier ist für euch….« Und wenn sich der betroffene junge Kollege dann über die Einführung beschwerte sagte der Moderator: »Ich hatte dich gefragt. Du hast gesagt: egal! So ist das Leben.«

Mach dein eigenes Warm-Up

Wenn du tatsächlich der einzige Act oder Redner bei einem Event bist, dann musst du selbst für dein Warm-Up sorgen. Erfahrene RednerInnen und KünstlerInnen beginnen damit schon vor dem Start des Events. Sie mischen sich unters eintreffende und wartende Publikum, versuchen dort gleich mit mehreren Gruppen im Small-Talk vorab Kontakt und emotionale Verbindung aufzunehmen. Damit haben sie schon Verbündete, wenn sie nachher auf die Bühne kommen. Meiner Erfahrung nach gibt es aber kaum Events, wo vor einer RednerIn oder einem Act, gar niemand auf die Bühne kommt und zumindest begrüßt. Selbst wenn es nur der Veranstalter, Organisator oder der Gemeindesekretär ist, gib ihm deine vorbereitete Einführung und bitte sie das Publikum zumindest einmal applaudieren zu lassen. Wenn gar niemand da ist um den Job zu machen, dann versuch es eben vorab oder beginne deinen Auftritt mit Musik abgespielt vom iPhone.

Wenn es auch keine Chance gibt vorab ins Publikum zu gehen um Small-Talk zu machen, dann passe den Beginn deines Auftritts oder deiner Rede an. Vergiss den Versuch mit einem besonders guten Gag, einer überzogenen Geste oder anderen verrückten Einfällen anzufangen. In den seltensten Fällen sind diese Tricks so gut, dass sie ein nicht-aufgewärmtes Publikum sofort auf deine Seite bringen. Das Risiko ist zu hoch. Hören sie alle von Anfang an zu, sind sie fokussiert, haben sie deinen Humor, und vieles mehr? Besser ist es sie einfach altmodisch nett und freundlich zu begrüßen. Kontakt aufzunehmen, zu zeigen, dass man entspannt und kompetent ist und sich ehrlich freut, dass sie da sind. Versuche eine positive emotionale Bindung aufzubauen. Mach dir dein Warm-Up für ein paar Minuten selbst. Und wenn sich alle aneinander gewöhnt haben und sich wohl fühlen, dann fang richtig an.

Unabhängig davon wie die Situation vor Ort ist. Irgendeine Art von Warm-Up, bzw. Interaktion mit dem Publikum vor deinem Auftritt ist ungeheuer wichtig. Egal in welcher sozialen Situation, wir Menschen orientieren uns am ersten Eindruck und brauchen immer ein wenig Zeit um uns mit einer bis dato unbekannten Person zurecht zu finden und ein wenig Vertrauen zu schöpfen. Gib dem Publikum die Chance das zu tun.