Gagschreiben und Pointe

Unlängst habe ich wieder so ein Gespräch mit einer jungen Kabarettistin zum Thema Technik geführt. Es war bei einem Frühstück nach einer Comedy-Mixed-Show. Voller Empörung hat sie mir von einem Auftritt erzählt, wo sie bei einem Festival gezwungen wurde mit dem Headset der Veranstalter zu spielen. Völlig überraschend waren die nicht bereit jedem der acht KünstlerInnen des Abend zu erlauben mit ihren eigenen Funkstreckern, Sendern und Empfängern zu spielen. Meine Kollegin wollte eigentlich nur mit ihrer Funkstrecke und ihrem Headset auftreten, habe das auch lange argumentiert aber schlussendlich nachgegeben. Sie habe aber klargemacht, dass sie kein Vertrauen zu der vorhandenen Technik und der Kompetenz der Techniker vor Ort, habe. Und dann, völlig überraschend: »Hat das natürlich nicht funktioniert und Aussetzer gehabt. Mein Auftritt war deshalb schlecht. Das mache ich nie mehr. Ab sofort gehe ich nur mehr auf eine Bühne wenn ich mit meiner Technik spielen kann.« Ich habe dann im Gedanken noch ergänzt: …und du auch noch deinen eigenen Techniker mitbringst.

Darf es vielleichte eine Milchbad mit Rosenblüten sein?

Ich war erstaunt. Ich hatte vor unserer Show am Abend davor noch nie von ihr gehört und sie war mir auch nicht von großen Bühnen, bzw. aus den Medien, bekannt. Sollte sie wirklich eine so große Künstlerin bzw. ein Star sein, dass sie für Auftritte Bedingungen stellen kann? So toll wäre ich auch gerne, dass ich schon persönliche Forderungen in Verträge reinschreiben kann bevor ich auftrete. Sollte sie wirklich nur mehr bereit sein mit ihrer Technik zu spielen, dann könnte ich mir aber auch vorstellen, dass es schwer werden wird Auftritte zu bekommen. Ganz ehrlich, bevor ein Künstler in meinen Augen überhaupt erst Forderungen an Veranstalter stellen kann, muss er so erfolgreich sein, dass die Häuser und Bühnen immer gefüllt und die Veranstalter an den Auftritten gut verdienen.

Mit welchem Recht stellen Comedians und Kabarettisten Forderungen im Namen ihrer Kunst wenn sie dann von 20-30 Menschen im Publikum spielen? Das ist doch völlig lächerlich. Viele müssen doch ehrlich gesagt froh sein, dass sie überhaupt Auftrittschancen bekommen. Klar, wenn nach Bekanntgabe eines Auftrittstermins die Show innerhalb von Tagen ausverkauft ist, dann kann man Forderungen stellen. Und wenn KünstlerInnen mit ihren Shows den VeranstalterInnen kommerziellen Erfolg garantieren, dann können sie auch mit Recht Ansprüche stellen. Egal, ob es um Technik oder eine mit Milch und Rosenblüten gefüllte Badewanne in der Garderobe geht.

Am Anfang bist du ein Nichts

Aber am Beginn deiner Karriere solltest du dir schnellstmöglich Forderungen und Bedingungen abschminken und schnell lernen flexibel, freundlich und unkompliziert zu sein. Wenn du schon zu deinem ersten Auftritt auf einer offenen Bühne oder bei einem Wettbewerb nach 3 Headsets, 45 Toneinspielungen, 14 Lichtstimmungen, drei Beamern, vier Funkstrecken und Masseur verlangst, wirst du nicht oft eingeladen werden. Das gilt übrigens nicht nur für sogenannte kleine Bühnen. Du wirst dir auch z.B. beim Quatsch Comedy Club keine Freunde machen, wenn du für einen 10-15 Min. Auftritt dem Techniker ein Skript mit 24 Ton- und Lichtanweisungen auf das Pult knallst. Auf der anderen Seite, werden die Clubverantwortlichen, Techniker und Comedy-KollegInnen das vielleicht für den besten Gag des Abends halten. Wenn du Auftritte haben willst, dann musst du von Anfang an nicht nur sehr, sehr gut sein, du musst auch in den budgetären und technischen Rahmen des Veranstalters passen. Du musst Profi sein und am besten durch Höflichkeit, Respekt und Dankbarkeit für alle die dort arbeiten, egal ob in Technik, Administration, Gastronomie oder Garderobe, auffallen. Wenn dein erster Satz zum Techniker ist: »Ich spiele nur mit meinem Funk, meinem Mikro oder Headset!« dann wird er oder sie es vielleicht einmal tun. Aber du wirst trotzdem sicher nicht gut klingen und du wirst auf die Blacklist kommen. Und dann wird es lange dauern, bist du wieder eine Chance bekommst.

Und das ist auch richtig so. Aber bleib entspannt. Solltest du wirklich so gut sein, dass jeder Auftritt von dir, egal ob in Mixed-Shows, Wettbewerben, Theatern oder Clubs, so unglaublich grandios ist und derartig viele Fans zieht, dass die Bude bis auf den letzte Bierkiste gefüllt ist, dann kannst du natürlich Forderungen und Bedingungen stellen. Die können so verrückt sein wie es dir beliebt. Aber selbst wenn man zum Star wird sollte man zwei Dinge immer im Kopf haben: Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht und nach dem steilen Aufstieg kommt unweigerlich der Fall. Und wenn du dann mal wieder ganz unten angekommen bist, werden sich alle erinnern, wie du schon immer warst. Menschen, die diese Erinnerungen in sich tragen, können dich dann endgültig brechen oder dir wieder auf die Beine helfen.