AugFrauen sind das bessere PublikumenkontaktGleich vorweg, ich bin ein Mann und kann daher auch nur aus diesem Blickwinkel schreiben. Meine eigene Erfahrung als Comedian und Redner bringen mich zu dem Schluss, dass Frauen einfach das bessere Publikum sind. Zumindest wenn man als Mann auf der Bühne oder am Podium steht. Was ich aber auch bemerkt habe ist, dass es vor allem im Kabarett- und Comedy-Bereich für weibliche KünstlerInnen schwieriger ist. Selbst oder vor allem, wenn das Publikum in der Mehrzahl weiblich ist. Warum das so ist? Ich habe keine Ahnung und möchte jetzt hier auch keine Analyse starten. Vielleicht an anderer Stelle.

Frauen sind ein tolles Publikum

Jetzt aber zurück zum Thema, warum Frauen aus meiner Sicher das bessere Publikum sind. Immer wieder erlebe ich, dass ein komplett oder mehrheitlich weibliches Publikum öfter und befreiter lacht, lauter lacht und überhaupt offenbar die Fähigkeit besitzt den Moment mehr zu genießen. Sie scheinen besser und aufmerksamer zuzuhören (»Na das ist jetzt eine Überraschung«, würde meine Frau einwerfen) und sind schnell bereit eine Rede als eine gemeinsame Reise zu sehen und zu erleben. Was aber nicht heißen soll, dass sie unkritischer, leichter zu beeindrucken oder einfacher zu überzeugen sind als Männer. Wenn man aber gut vorbereitet, unterhaltsam, kompetent und menschlich ist, sind sie eher bereit ihren Spass und Respekt auch offen zu zeigen. Sie sind einfach selbstsicherer und selbstbewusster als Männer und haben keine Angst RednerInnen, Comedians und KünstlerInnen wert zu schätzen.

Männer lachen nur wenn das Ego zustimmt

Viel schwieriger wird die Sache, wenn man vor einem Männer-dominierten Publikum spricht. Bei männlichen Zuhörern kämpfen wir mit einem typisch männlichen Phänomen: dem Ego. Das stellt sich nämlich in den Weg, wenn die Typen lachen sollen. Bevor sie loslachen checken sie ob andere auch lachen. Nicht nur das, sie erfühlen sogar wie laut andere lachen und passen sich an, damit sie nicht schwächer oder gar dümmer wirken. In so einem Fall ist es ganz wichtig, für männliche und auch weibliche RednerInnen, so schnell wie möglich einer der Kerle zu werden. Sei es durch Humor, gezielt gewählte Themen oder selbstbewusste, charmante Sicherheit. Die Themen sind aufgelegt, vor allem für witzige, kluge Einstiege in Reden. Halte dich an die Klischees: Sport, Geld, Macht, Business…

Noch viel schlimmer als ein überwiegend männliches Publikum, ist ein männliches Publikum dass aus Mitarbeitern einer Firma, vielleicht sogar mittlerem und höheren Management, und dem Chef besteht. In so einem Publikum herrscht grundsätzlich Panik, noch viel mehr wenn es darum geht sie mit Humor, Comedy und Pointen zu unterhalten. Natürlich werden einige schon bei der ersten Pointe lachen, aber ab dann muss jeder Lacher quasi vom Chef autorisiert werden. Mehr oder weniger offensichtlich können die Mitarbeiter dem unbedingten Drang zu sehen, ob der Chef das auch lustig findet, nicht widerstehen. Sei als Redner oder Comedian darauf vorbereitet, dass dein, in vielen Shows erarbeitetes, Timing plötzlich gar nicht mehr funktioniert. Bezieh den Chef mit Augenkontakt ein, sprich das Problem vielleicht sogar als Scherz an, um ihn zur freundlichen Unterstützung zu zwingen.

Die Lachpflicht des Vorstands

Hier ein kurzer Aufruf meinerseits: Wenn du ein Vorstand, Chef, Präsident, etc. bist und im Publikum bei einem Event, wo sich ein Kabarettist, Comedian oder Redner abmüht für Unterhaltung zu sorgen sitzt, dann ist es deine verdammte Pflicht zu lachen. Tu zumindest so als würdest du dich unterhalten. Denn nur damit bekommen alle anderen auch die Erlaubnis Spass zu haben und ihr Vergnügen zu zeigen.

So ist es also, zumindest aus meiner Sicht. Je mehr Frauen im Publikum desto angenehmer wird die Show. Leider können wir uns das nicht immer aussuchen, deshalb sei vorgewarnt und bereite dich drauf vor, dass es mit männlich dominierten Zuhörern viel schwieriger werden kann.