Der letzte und meist wichtigste Baustein für ein erfolgreiches Setup in einem Gag ist die so genannten Prämisse. Auch das ist wieder eine Übersetzung aus dem Englischen und ich will sie deshalb mit ein paar weiteren deutschen Begriffen genauer umschreiben. Die Prämisse könnte man auch als persönliche Meinung, persönlichen Zugang oder persönlichen Blickwinkel bezeichnen. Die Prämisse muss für das Publikum klar beantworten, warum die persönliche Einstellung des Comedians zum erwähnten Thema genau so ist, wie sie ist. Warum etwas ärgerlich ist, warum es ihn oder sie in den Wahnsinn treibt, warum er oder sie sich so sehr über etwas aufregt.

Ein guter Act besteht ja immer aus diesen Bestandteilen:

Attitude + Topic + Premise + Act-Out + Mix + Act-Out Attitude, Topic, Premise = Setup (Serious) Act-out,Mix = Funny (funny)

Also:

Emotionalität/Persönliche Einstellung + Thema/Inhalt + Prämisse/Vorraussetzung + Ausspielen + Mix + Ausspielen

Grundhaltung,Thema,Prämisse = Gagvorbereitung (ernst) Ausspielen, Mix = Pointe (komisch) Die Prämisse erklärt also den emotionalen Zugang zum Thema.

Prämissen sind wahr und nicht lustig

Judy Carter bringt in ihrem Buch einen Gag von Robin Williams als Beispiel. Das Thema ist „Kindererziehung“ und der emotionalen Zugang ist „schwer“.

(Wissen sie warum es schwer ist Kinder zu haben?) Wenn man Kinder hat muss man sich plötzlich zu Hause auch korrekt und gut benehmen.

Die Prämisse, dass man sich mit Kindern „zu Hause plötzlich auch korrekt und gut benehmen muss“, beantwortet die Frage was so schwer ist, wenn man Kinder hat. Und dabei erkennt man auch gleich einen weiteren Aspekt der Prämisse. Sie ist fast nie in sich selbst lustig. Sie ist vielmehr wahr, auch aus der Sicht der meisten ZuseherInnen, und sie gewährt einen kleinen Einblick in unser aller täglich Leben. Ein guter Comedian möchte erreichen, dass sich das Publikum von der Prämisse angesprochen fühlt. Dass es den emotionalen Zugang mitfühlt. Ganz nach dem Motto: „Oh, ich kenn‘ das. So ist das bei uns auch.“ Erst nach der Prämisse kommt Robin Williams mit seiner Pointe:

„Man kann nicht völlig betrunken heimkommen und sagen: ‚Hallo, jetzt tauschen wir einmal. Diesmal kotzt Daddy dich voll.“

Was macht gute Prämissen also aus. Gute Prämissen sind ein wenig hintergründig und vermitteln smarte Einblicke. Gute Prämissen sind akkurate Beobachtungen mit einer neuen Sichtweise. Gute Prämissen beantworten warum genau etwas schwer, absurd, verrückt, dumm oder unglaublich ist.

Weitere Beiträge zur Serie
Gag-Struktur: Aufbau/Vorbereitung
Gag-Struktur: Emotionalität (Attitude)
Gag-Struktur: Thema (Topic)