Comedy für das PublikumKann jeder lustig sein? Hat jeder Humor? John Vorhaus, Autor des Standardwerkes The Comic Toolbox, hat einmal in einem Interview die Meinung vertreten, dass eigentlich jeder komisch sein könnte. Natürlich gibt es Menschen, die von Natur aus komischer sind als andere und mit außergewöhnlichem Talent gesegnet sind. Aber im Grund genommen vertritt Vorhaus die Meinung, dass es jeder könnte. Wenn Menschen scheinbar nicht lustig sind, dann liegt das oft nur an zwei Dingen. Es fehlt ihnen nur das Verständnis was warum komisch ist, aber das kann durch Erfahrung, Technik und Übung von jedem gelernt werden. Genau so wie jeder grundsätzlich lernen kann Flöte oder Klavier zu spielen. Aber was den meisten fehlt ist der Mut zum Risiko. Und Comedy zu spielen, Humor zu schreiben oder einen Witz vor vielen ZuhörerInnen zu machen, ist oft eine der beängstigendsten Vorstellungen, die Menschen heute haben können. Und die wenigsten haben den Mut dieses Risiko in Kauf zu nehmen. Wir leben in einer Zeit und Gesellschaft, in der die Angst vor dem Versagen unglaublich gepflegt wird. Es ist viel einfacher – und meist auch besser, kein Risiko zu gehen, die Regeln zu befolgen, nicht aufzufallen und in der Menge mit zu schwimmen. Auch unser Schulsystem prügelt diese Philosophie in die kleinen Köpfe unserer Kinder. Wer als Elternteil sieht, wie zum Beispiel Schularbeiten von LehrerInnen bewertet und benotet werden, kann diese furchtbare Entwicklung aus der ersten Reihe fußfrei beobachten.

Mut zum Risiko, zu Kreativität und Fantasie

Nie wird in einem Aufsatz Kreativität, Einfallsreichtum und die Fähigkeit eines Kindes eine Geschichte glaubwürdig zu erzählen bewertet. Während minutiös Rechtschreib- und Kommafehler rigoros zur Bewertung und Notengebung herangezogen werden, wird die künstlerische Fähigkeit oft mit lapidaren Bemerkungen wie „nette Geschichte, aber zu viele Rechtschreibfehler“ abgetan. Die Konsequenz ist völlig klar. Ich exerziere das mit meinem Sohn inzwischen auch so durch. Ich habe ihm gezeigt, wie er die Gefahr vieler Fehler am besten umgeht. Keine Sätze die länger als 15 Worte sind. Immer nur Sätze mit einfachen Worten. Keine Schachtelsätze. Keine Fremdworte. Nur so viele Wörter im Aufsatz wie verlangt. Jedes Wort mehr ist eine Gefahrenquelle. Seit er sich daran hält, hat er keine Probleme beim Schreiben in der Schule mehr. Zu Hause schreiben wir dann gemeinsam interessante Geschichten mit Fantasie und ohne Rücksicht auf Grammatik. Geschichten, die durchschnittliche LehrerInnen bei weitem überfordern würden. Aber das ist auch der Grund warum sie LehrerInnen sind und nicht Bulli Herwig, Jon Stewart oder Joanne K. Rowling.

Fehler machen ist auch bei Comedy völlig in Ordnung

Die unangenehme Wahrheit ist aber, dass die Bereitschaft zu Versagen oder auf der Bühne auch einmal zu scheitern und trotzdem das Risiko immer wieder zu wagen, harter Teil des Weges zum guten Comedian ist. Darum kommt man eben nicht herum. Wir müssen nur endlich verstehen, dass es kein Problem ist einmal Fehler zu machen (Na ja, mit Ausnahmen wie z.B. in der Chirurgie, etc.). Aber wir haben so viel Panik davor vor anderen Menschen blöd dazustehen, dass wir es gar nicht versuchen. Wovor wir wirklich Angst haben sollten, ist, dass wir möglicherweise die größte Chance unseres Lebens ungenutzt vorbeiziehen lassen könnten, nur weil wir Angst haben, was andere von uns denken könnten. Ich glaube, dass die, die nicht riskieren, das viel größere Risiko gehen. Irgendwann wachen sie auf mit dem berühmten depressiven Gefühl: „Hätte ich nur damals….“