Im Schweiße deines AngesichtsJa, ich bin so einer. Natürlich liegt es auch an meinem zu hohen BMI, aber oft auch an den vielen Scheinwerfern – die gnadenlos runterbrennen (außer es sind LEDs) –, fehlenden Klimaanlagen und auch Menschenmassen, die kleine Theaterräume mit saunaähnlichen Temperaturen ausstatten. Ich schwitze wenn ich auf der Bühne stehe.

Aber die Erfahrung zeigt, dass ich damit nicht allein bin. Im Gegenteil, fast jeder oder jede, die je auf einer Bühne, vor einer Kamera bzw. an einem Rednerpult gestanden sind, haben das auch schon erlebt. Menschen die öffentlich auftreten tun dies sehr oft sprichwörtlich im Schweißes ihres Angesichts.

Das Stofftuch

Es gibt viele Gründe, die einem auf einer Bühne die Schweißperlen nicht nur auf die Stirn treiben können. Das Scheinwerferlicht, Aufregung, Angst, Hektik und natürlich die Raumtemperatur. Wie soll man mit damit also umgehen? Dafür gibt es nur ein Wort: menschlich. Wir sind alle Menschen (zumindest so weit mir bekannt ist) und können die Natur nicht einfach abschalten. Wir können uns aber darauf vorbereiten.

Am besten ist, man hat ein Stofftuch (ich liebe diese Baumwolltücher, die mit unserem ersten Kind in unser Leben getreten sind) immer dabei. Wenn Dir die Schweißtropfen in die Augen rinnen und von der Nase perlen, dann kannst du sicher sein, dass sie auch vom Publikum gesehen werden. Und ein Publikum, das fasziniert beobachtet wann der nächste Tropfen von der Nase fällt, ist ein abgelenktes Publikum. Deshalb nehme ich mir in solchen Sekunden immer die Zeit und auch das Recht, mich mit meinem Tuch abzuwischen. Ich möchte, dass mir die Menschen zuhören und sich nicht geistig mit der Frage beschäftigen, wie sehr ich schwitze und wie ich damit umgehe.

Zieh die Jacke aus

Wenn Du mit Sakko oder Jacke auf die Bühne gegangen bist und es ist einfach zu heiß dafür, dann zieh sie aus. Das ist völlig okay. Im Gegenteil, oft wirkt es auch so, als wäre der Vortragende völlig entspannt und bodenständig, wenn er oder sie sich lässig der Jacke entledig. Wenn Du noch alles andere auch ausziehst, dann reden wir von einem anderen Job. In vielen Fällen werden solche „lässigen“ Momente vor allem bei PolitikerInnen sogar vorgeplant, um den oder die Kandidatin „menschlicher“ wirken zu lassen. Also natürlich nur Jacke und Sakko.

Trink um weniger zu schwitzen

KollegInnen schwören darauf. Sie trinken besonders viel Wasser vor einem Auftritt. Klar, klingt verrückt, aber angeblich schwitzen sie dann weniger. Ich habe es ein paar mal versucht und es hat ein wenig geholfen. Aber ich bin schon sonst ein schlechter „Wassertrinker“ und daher mache ich es nicht sehr oft. Andere schwören, dass es hilft Heißgetränke (also Tee, heißes Wasser, nicht Kaffee, etc.) zu trinken. Angeblich sind Heißgetränke viel effektiver, wenn es darum geht die Körpertemperatur ein wenig herabzusetzen. Auch da kann ich aus eigener Erfahrung nur wenig beitragen, da ich weder Tee noch Kaffee trinke.

Ich selbst nehme, wenn überhaupt, nur Mineralwasser kurz vor dem Auftritt oder sogar auf die Bühne. Ja, mit Kohlensäure. Aber ich bin es gewöhnt und rülpse dann nur, wenn es zur Nummer passt. Normalerweise liebe ich es wirklich kalt, aber bei Auftritten eher nicht. Vor allem, weil sich bei eiskalten Getränken auf der Bühne schnell Kondenswasser bildet und das dann auf Tische, Sessel, Unterlagen und Bühnenutensillien rinnt. Raumtemperatur hat sich als die beste Lösung herausgestellt.

Tempo ist schweißtreibend

Einer der häufigsten Gründe für Schwitzen auf der Bühne ist ein zu hohes Tempo beim Vortrag. Wenn Du schon ein paar mal öffentlich aufgetreten bist, dann kennst Du das Phänomen vielleicht? Zu Beginn bricht einem der Schweiß aus, aber wenn man sich mal an das Publikum gewöhnt und in ein angenehmes Tempo eingeschleift hat, ist einem auch plötzlich nicht mehr so heiß.

Sei Dir also immer bewusst, dass Du eigentlich gar nie zu langsam sein kannst. Das Publikum hat Deine Sachen noch nie gehört, im Publikum gibt es Menschen mit verschiedenen Bildungsstandards und Intelligenzniveau und manchmal auch mit verschieden hohen Alkoholpegeln. Je deutlicher, entspannter und wohl temperiert Du sprichst, desto besser für das Publikum. Und desto wohler fühlst Du Dich auf der Bühne und Deine gesamte Körpersprache und -haltung wird sich entspannen. Da kommt man dann auch nicht mehr so leicht ins Schwitzen.