Das Mikrofon

Wenn der Hund der beste Freund und Helfer des Menschen ist, dann ist das Mikrofon der beste Freund des Comedians. Wir erzählen Geschichten, Geschichten die oft überraschend und unerwartete Wendungen nehmen oder so enden. Wenn dich dein Publikum nicht klar versteht, dann kannst du die Bühne auch gleich wieder verlassen. So wichtig es für das Publikum sein kann dich gut zu sehen, es ist absolut unerlässlich, dass es dich perfekt hört. Comedy findet inzwischen in allen möglichen Locations statt, von Bahnhofshallen, über Bars, über Tiefgaragen oder Glashäusern in Gärtnereien. So verrückt die Location wirkt, so dürftig und schwierig das vorhandene Licht ist, solange die Tonanlage halbwegs brauchbar ist, kann dort grandiose Comedy stattfinden.

1. Stand-Up Comedy = Handmikrofon

In meinem heutigen Beitrag beschränke ich mich auf die Handhabung eines Handmikrofons, oder wie wir Comedians es liebevoll nennen: die Handgurke. Die Handgurke ist das klassische Mikrofon wenn es um Stand-Up Comedy geht. Es ist auch das Mikrofon, das Tontechniker lieben. Warum? Weil Handmikrofone am einfachsten einzurichten und zu nutzen sind. Im Gegensatz zu Head-Sets gibt es kaum Probleme mit Rückkoppelungen und Störungen. Außerdem erzielt man mit Handmikrofonen auch schneller und sicherer einen brauchbaren und guten Sound.

2. Kabel oder Funk?

Zwei Arten von Handmikrofonen findet man in fast jeder Location. Kabelgebundene oder Funk-Mikrofone. Der Unterschied ist klar. Das eine ist mit einem Kabel an einem Stecker auf oder nahe der Bühne verbunden, während das Funkmikrofon das Signal per Funk an einen Sender überträgt, der wiederum per Kabel mit dem Tonpult verbunden ist. Da gibt es auch zwei Optionen: entweder der Empfänger steht gleich auf oder hinter der Bühne und wird gleich dort mit einem Kabel ins Tonsystem eingespeist, oder der Empfänger steht weiter weg, da wo auch das Tonpult steht, und ist dort via Kabel verbunden. Nachdem es immer besser ist die Funkstrecke so kurz wie möglich zu halten, ist die erste Option meist die bessere, aber nicht in jeder Location technisch umsetzbar.

Vom Sound her gibt es bei Kabel- und Funkmikrofonen eigentlich keinen Unterschied. Bei der Handhabung natürlich schon. Mit einem Funkmikrofon kann ich mich frei bewegen, also auch die Bühne verlassen und ins Publikum gehen. Allerdings solltest du auch bei Handmikrofonen bei denen Ausflügen möglichst nicht direkt vor Lautsprecherboxen vorbei zu laufen. Dass könnte einen grandiosen Pfeifton geben. Man kann sich auch mit Kabelmikros auf der Bühne bewegen, aber natürlich abhängig von der Kabellänge. Außerdem sollt man aufpassen das Kabel nicht zu verheddern oder gar drüber zu stolpern. Mit ein wenig Übung hat man aber auch das schnell im Griff.

3. Mikroständer ist auch da

Meist gibt es dann zum Mikrofon auch noch einen Mikrofonständer auf der Bühne. Der klassische Stand-Up Ständer ist ein sogenanntes Tellerstativ. Es besteht aus einem schweren Teller, der als Fuß dient, und dann einem geraden, höhenverstellbaren Mikrofonständer (ohne Galgen) auf dem das Mikrofon sitzt. Für reine Stand-Up Comedy ist das die optimale Lösung. Wenn du auf der Bühne allerdings Gitarre, Klavier oder was ähnliches spielst, dann brauchst du einen Galgen, der es dir quasi ermöglicht den Mikrofonständer abzuknicken. Ob du überhaupt einen Mikro-Ständer brauchst hängt von deiner persönlichen Präferenz ab. Manche Comedians nehmen nur das Mikro raus und stecken es erst am Ende ihres Auftritts wieder in den Ständer zurück. Manche nutzen den Ständer um die Hände frei zu haben für Gesten, um etwas vorzulesen oder weil es einfach angenehm ist. Ich habe einen sehr lieben und großartigen Kollegen, der den Mikroständer einfach nutzt, um sich während seines Auftritte daran festzuhalten oder abzustützen. Er braucht das einfach.

4. Mikro ist mehr als Sprachverstärkung

Normalerweise hältst du das Mikro in einer Hand, mit ca. 5-15cm Abstand vom Mund. Bei halbwegs guter Tonanlage musst du das Mikro also nicht fressen (direkt an die Lippen pressen) um gut zu klingen. Nur wenn die Tonanlage schwach ist, musst du den Abstand zum Mund je nach Bedarf verändern. Ansonsten wird die Veränderung des Abstands von erfahrenen KollegInnen genutzt, um Abwechslung in ihre Präsentation zu bringen. Vor allem Geräusche, komische Stimmen und verzerrte Stimmen erzeugt man durch die Variation des Abstands zum Mund. Deshalb bevorzugen wahre Stand-Up Comedians auch das Handmikrofon, weil damit eine viel größere Bandbreite an Sound-Effects und Stimmen erzeugt werden kann als mit jedem Head-Set.

5. Hört mich jemand?

Bevor du loslegst, stell sicher, dass das Mikro eingeschaltet ist. Sprich dieses Thema immer beim Soundcheck mit dem verantwortlichen Tontechniker an. Es gibt im Grunde genommen nur drei Gründe warum dein Mikro auf einer Bühne nicht funktioniert. Das Mikro ist ausgeschalten (oder Batterien sind aus), es ist gemutet (stumm geschalten) oder der Tontechniker hat es nicht hochgezogen (also am Pult aktiviert). Um jedes Missverständnis abzuklären frag den Techniker vorab, wie er mit dem Mikro umgehen möchte? Bekommst du es eingeschaltet in die Hand? Musst du es einschalten bevor du auf die Bühne gehst? Ist es gemutet? Lässt du es nach dem Auftritt auf der Bühne? Musst du es abschalten? Kläre das genau ab und dann halte dich genau an die Absprache. Wenn du es eingeschalten bekommst, dann schalte es nie aus, wenn du es gemutet bekommst, dann mute es nach dem Auftritt wieder… Wenn du dich an die Absprachen hältst, sollte aller klar gehen oder es ist zumindest nicht dein Fehler wenn nicht.

Solltest du regelmäßig auf der Bühne stehen, dann ist es sicher sinnvoll ein eigenes Mikro zu besitzen. Ich selbst habe sowohl ein Handmikro als auch ein Head-Set. Ich habe es immer mit, einfach weil ich abgesichert sein will. Wenn dann in der Location ein super Soundsystem vorhanden ist, dann packe ich meine Sachen gar nicht aus. Aber manchmal bin ich in Locations, wo mein Mikro das teuerste und qualitativ Beste war und ist, das je vor Ort war. Und da bin dann ich – und oft auch Kolleginnen – froh, dass ich es dabei habe.

6. Noch zwei Ratschläge

  • Immer einen Soundcheck machen. Schon allein um das Mikro einmal in der Hand gehabt und den Raum gefühlt zu haben. Wenn die Worte fallen: »Soundcheck brauchen wir nicht!« dann sofort protestieren. Höflich aber bestimmt darauf bestehen. In 95% der Shows wo angeblich kein Soundcheck nötig war, wären wir nachher froh gewesen wenn wir ihn gemacht hätten.

  • Wenn du an dem Abend nicht der oder die Erste bist, hör dir die KollegInnen vom Zuschauerraum an und prüfe wie sie klingen. Dann hast du schon ein Gefühl ob alles so ist wie es beim Soundcheck war oder ob du vielleicht doch lauter und deutlicher sprechen musst.

7. Lerne und übe mit dem Mikro

Das Mikro ist das wichtigstes Werkzeug eines Comedians. Lerne mit dem Mikro und dem Mikro-Ständer umzugehen und checke vor jedem Auftritt den Sound in der Location. Und sei mutig: spiele und übe verschiedene Sounds, Geräusche und Stimmen mit dem Mikro. Variiere den Abstand zu Mund, die Lautstärke und die Artikulation. Ein perfekt gesetztes Geräusch kann aus einem guten Gag einen grandiosen Gag machen. Nutze deine Möglichkeiten.