Charisma lernenWir alle kennen Beispiele für Menschen, denen besonderes Charisma zugesprochen wird. Aus Wirtschaft, Politik, Sport und vielen anderen Lebensbereichen. Barack Obama, Steve Jobs, Martin Luther King, und viele mehr. Wir alle wären froh auch nur annähernd das Charisma großer Vorbilder zu haben. Wir spüren, erkennen es oft instinktiv und sind fasziniert davon. Wenn wir selbst auf der Bühne oder am Rednerpult stehen, würden wir gerne auch so charismatisch wirken, wie die, die wir bewundern.

Charisma – nur angeboren?

Ist Charisma naturgegeben? Kann man es lernen? Ist es eine angeborene Eigenschaft, oder kann man mit Übung selbst charismatischer werden? Interessanterweise glauben Wissenschaftler, dass man es lernen kann. Wie so oft im Leben, erweist sich eine scheinbar instinktiv erlangte Fähigkeit als ein Handwerk, das bis zu einem gewissen Grad von jedem gelernt werden kann. Klingt verrückt, aber Forschungstätigkeiten weisen in diese Richtung. Die Universität Lausanne hat bei einer wissenschaftlichen Untersuchung 12 Grundelemente und Taktiken identifiziert (Link zur Studie), die von besonders charismatischen Menschen verstärkt und regelmäßig eingesetzt wurden und werden. Davon sind neun verbale Fähigkeiten und drei non-verbale Werkzeuge.

Die verbalen Fähigkeiten:

  1. Überzeuge mit Moral: Verbinde deine Botschaft mit festen moralischen Prinzipien und zeige, dass du »das Richtig machen willst«.
  2. Zeige Verständnis für die Anliegen des Publikums: Höre ernsthaft zu, zeig, dass du die Anliegen verstehst und dass es Gemeinsamkeiten gibt. In der Vergangenheit, bei Problemlösungen und Lösungswegen und Visionen.
  3. Greif nach den Sternen: Verkünde große Ziele. Für dich selbst aber auch für die ZuhörerInnen.
  4. Kommuniziere Selbstbewusstsein und Optimismus: Versichere dem Publikum, dass die Ziele, auch wenn sie hoch gesteckt sind, erreichbar sind.
  5. Geschichten und Anekdoten: Mach deine Botschaft fühl- und spürbar. Hauch ihr mit Geschichten und Anekdoten Leben ein. Bring theoretische Botschaften ins reale Leben.
  6. Verwende Metaphern, Vergleiche und Analogien: Bringe Zahlen, Daten, Statistiken und Fakten in einen klar und leicht verständlichen Zusammenhang. Mach Größenordnungen und Notwendigkeiten mit drastischen Vergleichen greifbar.
  7. Definiere „Gut“ und „Böse“: Zeige und definiere klar was du bist und wofür du stehst. Aber zeige und definiere auch klar, was du nicht bist, nie sein wirst und wofür du nicht stehst und nie stehen wirst.
  8. Die Magie der Zahl 3: Organisiere deine Botschaften, deine Anliegen und deine Inhalte nach der magischen 3er-Regel. So wird alles einprägsamer und leichter verständlich.
  9. Frage das Publikum: Binde das Publikum durch rhetorische Fragen und zwinge sie so mit zu denken und Position zu beziehen.

Die non-verbalen Fähigkeiten:

  1. Natürliche Körpersprache und Gestik: Unterstütze und verstärke deine Botschaften mit natürlichen Körperbewegungen und Gesten. Vielleicht auch mit symbolischen Gesten, die in sich schon emotionale Reaktionen herausfordern.
  2. Passender Gesichtsausdruck: Deine Botschaften werden nicht nur durch Worte transportiert. Menschen lesen Gesichter. Deine Augen, dein Mund, deine Miene muss der Botschaft entsprechen.
  3. Stimm- und Tonlage, Diktion und Lautstärke: Nutze alle Möglichkeiten deiner Stimme. Variiere Lautstärke, Geschwindigkeit und nutze Pausen. Alles um wichtige Punkte zu betonen und herauszustreichen.

Die Studien

In einer der Studien wurde das Charisma von 34 ManagerInnen von MitarbeiterInnen bewertet. Danach wurde die Hälfte der Manager unter zu Hilfenahme der 12 Werkzeuge für ein besseres Charisma trainiert. Drei Monate nach dem Training wurden die 34 ManagerInnen noch einmal von den MitarbeiterInnen bewertet. Das Charisma der ManagerInnen, die das Training durchlaufen hatten, wurde dabei signifikant höher bewertet als das Charisma derjenigen, die ohne Vorbereitung blieben.

In einem zweiten Experiment wurden 41 MBA-StudentInnen gebeten einen Vortrag zu halten. Danach bat man die ZuhörerInnen gebeten die Vortragenden anhand einer Skala zu bewerten. Die gleichen StudentInnen hatten dann Zeit ihr „Charisma“ nach den 12 Eigenschaften zu trainieren und hielten dann ihren Vortrag vor einer neuen Gruppe von ZuhörerInnen. Beim zweiten Vortrag erhielten sie dann in den Bereichen „Vertrauenswürdig, Kompetenz, Einfluss und Führungsstärke“ höhere Bewertungen.

Ja, ich kann die KritikerInnen schon hören. »Was sollen zwei Studien schon beweisen?« Natürlich ist das kein absoluter Beweis, aber die Resultate deuten in eine Richtung. Und diese Richtung ist für RednerInnen eine Vielversprechende. Niemand wir dadurch und sofort zum absoluten Charismatiker, aber, und das ist das Wichtige, es gibt Möglichkeiten sich positiv zu entwickeln. Es macht also Sinn sich Gedanken über die richtigen verbalen und non-verbalen Instrumente Gedanken zu machen, zu lernen und zu üben. Und das kann nie falsch sein.